Chagas-Krankheit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Chagas-Krankheit handelt es sich um eine schwere Infektionskrankheit, die von Raubwanzen übertragen wird. Am häufigsten sind Menschen aus Regionen im ländlichen Lateinamerika betroffen. Behandelt wird die Chagas-Krankheit durch die Gabe von Antiprotozoika.
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Was ist die Chagas-Krankheit?
Die Chagas-Krankheit, auch südamerikanische Thrypanosomiasis genannt, ist eine durch Raubwanzen übertragene Infektionskrankheit. Wie der Name schon verrät, tritt diese Erkrankung hauptsächlich in Süd- bzw. Lateinamerika auf. Es wird geschätzt, dass in lateinamerikanischen Ländern bis zu zehn Millionen Menschen infiziert sind.
In ländlichen Regionen Süd- und Mittelamerikas tritt die Chagas-Krankheit besonders häufig auf. In den letzten Jahrzehnten wurden vermehrt Fälle der Chagas-Krankheit außerhalb Lateinamerikas beobachtet. Dieses Phänomen ist durch die verbesserte Mobilität zu erklären. Auch Menschen lateinamerikanischer Herkunft, die in andere Länder auswandern, können die Krankheit einschleppen.
Ursachen
Die Raubwanzen defäkieren während sie Blut saugen. Durch den Stich ergibt sich eine kleine Hautverletzung, durch die der infektiöse Kot der Tiere in den menschlichen Körper eindringen kann. Da Raubwanzen vor allem an Stellen mit dünner Haut stechen, kann eine Infektion auch über die Schleimhäute erfolgen. Sticht die Raubwanze zum Beispiel in Augennähe und wischt sich die betroffene Person nach dem Aufwachen über die Augen, kann der Erreger über die Schleimhaut der Augen eindringen.
Die Chagas-Krankheit kann darüber hinaus von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden. Eine Übertragung kann auch durch das Stillen erfolgen. Außerdem können infizierte Tiere wie Hunde, Katzen oder Nagetiere die Krankheit auf den Menschen übertragen. In seltenen Fällen kommt es zu einer Übertragung der Chagas-Krankheit durch infizierte Blutkonserven.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der Chagas-Krankheit:
Das erste Symptom, welches bei der Chagas-Krankheit auftritt, ist eine teilweise schmerzhafte Schwellung rund um die Stichwunde der Raubwanze. Typischerweise sind dünne Hautpartien wie die Haut rund um Mund oder Augen betroffen. Besonders charakteristisch ist das sogenannte Romana-Zeichen; dabei handelt es sich um eine Entzündung in der Nähe des Auges, welche durch den Stich der Raubwanze hervorgerufen wird.
Die akute Phase der Chagas-Krankheit tritt bei einem Drittel der Infizierten auf. Dabei treten Symptome wie Atemnot, Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall und Herzschmerzen auf. Es kann auch zu einer Schwellung der Lymphknoten kommen. Nachdem die akuten Symptome abgeklungen sind, erfolgt der Übertritt in die chronische Phase. In dieser Phase der Erkrankung sind Herzprobleme sowie Magen-Darm-Beschwerden typisch. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann es im weiteren Verlauf zu schweren Komplikationen wie einem Darmdurchbruch und dem Tod des Betroffenen kommen.
Diagnose
Die Chagas-Krankheit lässt sich am besten in der akuten Phase der Erkrankung diagnostizieren. In dieser frühen Phase können die Krankheitserreger mittels einer Blutuntersuchung identifiziert werden. Etwas komplizierter gestaltet sich die Diagnose, wenn die Chagas-Krankheit das chronische Stadium erreicht hat.
Hier erfolgt die Diagnose meist anhand von Antikörpertests. In lateinamerikanischen Ländern wird zur Diagnose häufig der Trypanosomentest durchgeführt. Dabei wird eine gezüchtete und parasitenfreie Raubwanze auf die Patientenhaut gebracht. Einige Wochen danach wird untersucht, ob der ausgeschiedene Kot der Wanze die Parasiten aufweist.
Behandlung
Die Chagas-Krankheit muss nach erfolgter Diagnose so rasch wie möglich behandelt werden, da es sich um eine schwere Infektionskrankheit handelt, an der etwa ein Zehntel der unbehandelten Betroffenen stirbt. Obwohl bereits daran geforscht wird, gibt es noch keine Impfung gegen die südamerikanische Thrypanosomiasis.
Besonders bei Babys, Kleinkindern, kranken Menschen und alten Menschen kann die Chagas-Krankheit mit schweren Komplikationen einhergehen und muss unbedingt behandelt werden. Die Therapie der Krankheit erfolgt durch die Gabe von Antiprotozoika. Am häufigsten wird dabei auf Benznidazol bzw. Nifortimox zurückgegriffen. Obwohl es Arzneimittel gibt, gestaltet sich die Behandlung der Chagas-Krankheit häufig als kompliziert und langwierig.
Die Antiprotozoika haben oft schwere Nebeneffekte und wirken häufig nur in den ersten Wochen nach der Infektion, also im akuten Stadium der Erkrankung. In den meisten Fällen gelingt die Bekämpfung des Parasiten durch die Gabe der Antiprotozoika. Die Behandlung der chronischen Form der Chagas-Krankheit ist nur schwer möglich. Auch hier wird versucht die Parasiten im Körper abzutöten. Neben dieser Therapie müssen jedoch auch noch die zahlreichen Krankheitssymptome behandelt werden.
Vorbeugung
Es gibt auch eine spezielle Wandfarbe, welche als Insektizid wirkt. Die Schlafplätze von Hunden und Katzen sollten außerhalb der Schlafzimmer eingerichtet werden.
Übertragungen durch Blutkonserven können in diesem Zusammenhang verhindert werden, wenn gespendetes Blut stets auf die Chagas-Krankheit getestet wird; in einigen Ländern Südamerikas geschieht dies jedoch nicht routinemäßig.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
- Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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