Cerebralparese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Cerebralparese ist eine abnormale Entwicklung im Gehirn eines Fötus oder Kleinkindes, die zu Störungen im Bewegungsapparat und geistigen Behinderungen führen kann. Symptome können vielfältig sein und bedürfen ausgiebiger Therapie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Cerebralparese?

Typische Anzeichen einer Cerebralparese sind Bewegungs-, Seh- und Sprachstörungen. Ein MRT kann eine Cerebralparese diagnostizieren.

Die Cerebralparese ist eine Störung des Bewegungsapparats, der Muskulatur oder Körperhaltung verursacht durch Verletzung oder abnormale Entwicklung des jungen Gehirns, meist noch vor der Geburt. Die Anzeichen der Cerebralparese zeigen sich häufig während der frühen Kindheit oder der Vorschulzeit.

Die Auswirkungen der Störungen können sehr vielfältig sein. Neben den Bewegungsstörungen können die Kinder auch geistige Störungen, Seh- oder Hörprobleme entwickeln. Um die verschiedenen möglichen Probleme zu behandeln, ist evtl. ein weites Spektrum an Therapien nötig.

Ursachen

Eine Cerebralparese wird durch eine Abnormalität in der frühen Entwicklung des kindlichen Gehirns hervorgerufen, oft noch vor der Geburt. In vielen Fällen bleiben die genauen Ursachen unbekannt.

Faktoren, die evtl. zu der Störung beitragen können sind:

  • zufällige Mutationen in den Genen, die für die Gehirnentwicklung zuständig sind;
  • mütterliche Infektionen, die auch den Fötus betreffen können; ein Gehirnschlag beim Fötus;
  • mangelnde Sauerstoffversorgung ausgelöst durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt;
  • Infektionen im Fötus oder Säuglingskörper, die das Gehirn betreffen; ein schweres Trauma, ausgelöst bspw. durch einen Verkehrsunfall oder Missbrauch. Die Gesundheit der Mutter kann ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung einer Cerebralparese sein.

Virale oder bakterielle Infektionen wie Masern oder Syphilis während der Schwangerschaft können ein Verursacher sein. Auch schwere Krankheiten wie Meningitis beim Neugeborenen können dem Gehirn schaden. Das Risiko der Störung steigt ebenso bei Frühgeburten oder Kindern, die mit besonders wenig Körpergewicht zur Welt kommen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Cerebralparese:

Anzeichen und Symptome für Cerebralparese können sehr verschieden sein. Störungen im Bewegungsapparat können sich folgendermaßen äußern: Variationen im Muskeltonus - entweder zu steif oder zu locker; steife Muskeln und überreizte Reflexe; steife Muskeln mit normalen Reflexen; verminderte Muskelkoordination; Zittern und unfreiwillige Bewegungen; langsame, sich krümmende Bewegungen; auffällige Vorlieben eines Armes oder Beines; Probleme beim Gehen, bspw. beim Laufen auf Zehenspitzen; eine gebückte Gangart oder x-beiniger Gang; starkes Sabbern oder Probleme beim Schlucken; Probleme beim Saugen oder Essen; Rückstände beim Sprechen lernen oder Probleme zu Artikulieren; Probleme in der Feinmotorik, bspw. dem Aufnehmen von Stiften; Inkontinenz; geistige Behinderung; Sehstörungen und Hörprobleme.

Diagnose

Falls der Arzt vermutet, ein Kind könnte von Cerebralparese betroffen sein, wird er vermutlich eine Reihe von Tests vornehmen, um andere Störungen auszuschließen. Dazu gehört das Scannen des Gehirns. Möglich sind verschiedene Verfahren:

  • Kernspintomograph (MRT): Mit Radiowellen und Magnetwellen wird ein 3D-Bild vom Gehirn gemacht, auf dem mögliche Schäden erkennbar sind.
  • Ultrasound: Mit Hochfrequenz-Soundwellen kann ein Bild des Gehirns gemacht werden.
  • Computertomograph (CT): Eine bestimmte Form des Röntgen. Bietet wie der Kernspintomograf ein sehr genaues Bild des Gehirns.

Da die Cerebralparese einige Störungen hervorrufen kann, werden bei Verdacht bspw. noch Tests des Seh- oder Hörvermögens notwendig, Bluttests oder bestimmte Tests zur Diagnose von Epilepsie.

Komplikationen

Es ist leider nicht möglich, die Beschwerden und Komplikationen der Cerebralparese zu behandeln, da die Schäden am Gehirn in der Regel irreversibel auftreten. Der Patient leidet dabei durch die Cerebralparese an Störungen des Gleichgewichtes und der Koordination. Auch die Bewegung kann durch die Krankheit eingeschränkt sein, sodass der Patient gegebenenfalls auf verschiedene Gehhilfen angewiesen ist. In vielen Fällen sind Reflexe nur schwach und nicht ausgebildet, was bei vielen Patienten zu Verspannungen und Schmerzen an den Muskeln führt. Ebenfalls treten epileptische Anfälle und Krämpfe in den Muskeln auf.

Die Betroffenen können auch an Lähmungen leiden, wobei sogar die Augen von der Cerebralparese betroffen sein können. Im schlimmsten Falle erblindet der Patient vollständig. Die Entwicklung ist bei Kindern durch die Krankheit eingeschränkt, sodass der Patient in den meisten Fällen auch im Erwachsenenalter an Einschränkungen leidet. Die epileptischen Anfälle können im schlimmsten Falle auch zum Tode führen. Eine kausale Behandlung der Cerebralparese ist nicht möglich, weswegen die Behandlung vor allem auf die Reduktion der Beschwerden abzielt. Dabei werden verschiedene Medikamente und Therapien eingesetzt, die zu keinen weiteren Komplikationen führen. Meistens wird die Lebenserwartung durch die Cerebralparese nicht eingeschränkt.

Behandlung und Therapie

Kinder und Erwachsene, die an Cerebralparese erkrankt sind, werden eine Art der medizinischen Langzeittherapie benötigen. Zu den Spezialisten können gehören:

  • Kinderarzt: Dieser leitet meist den Therapieplan.
  • Kinderneurologe: Ein Spezialist für neurologische Erkrankungen bei Kindern.
  • Orthopäde: Zuständig für Muskel- und Knochenprobleme.
  • Ergotherapeut: Hilft dem Kind bei der Bewältigung alltäglicher motorischer Tätigkeiten.
  • Entwicklungstherapeut: Hilft dem Kind bei der Ausbildung dem Alter entsprechender Entwicklungsstufen, sozialen Kompetenzen, etc.
  • Psychologe: Hilft dem Kind oder Erwachsenen mit seiner Behinderung zurechtzukommen.
  • Sozialarbeiter: Unterstützt Kind und Familie bei Transport und Pflege.
  • Sonderlehrer: Speziell ausgebildete Lehrer im Umgang mit Lernbehinderungen.

Zudem ist evtl. eine medikamentöse Behandlung hilfreich, um steife Muskeln zu lösen und/oder die Bewegungsfähigkeit des Betroffenen zu verbessern. Je nachdem, ob das Kind an einer generellen oder einer lokalen Spastizität leidet, sind verschiedene Medikamente notwendig.

Zusätzlich helfen begleitende Bewegungs- oder Sprechtherapien. In einigen Fällen sind evtl. chirurgische Operationen notwendig, um deutliche Fehlstellungen zu beheben. Hierbei kann es sich um orthopädische Operationen handeln, die Gelenke und Knochen in die richtige Position bringen, oder auch um Veränderungen in Sehnen- und Muskellänge. Sehr schweren Fällen werden auch Nerven zu spastischen Körperteilen durchtrennt, um Schmerzen zu verringern.


Vorbeugung

In den meisten Fällen ist eine Vorbeugung einer Cerebralparese nicht möglich. Doch schwangere Frauen können einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um das Risiko zu verringern. Dazu gehört bspw. eine umfangreiche Impfung, um sich gegen Infektionen zu schützen, die auch den Fötus betreffen können. Zudem sollte während einer Schwangerschaft besonders auf die eigene Gesundheit geachtet werden und regelmäßig die medizinische Schwangerschaftsbetreuung aufgesucht werden.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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