Bleivergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Schwermetall Blei ist für den Großteil der Lebewesen schädlich. Kommt es also zu einer Aufnahme von Blei oder Bleiverbindungen, muss von einer Bleivergiftung ausgegangen werden. Dabei handelt es sich um eine akute oder chronische Erkrankung, die in extremen Fällen tödlich enden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bleivergiftung?

Eine Bleivergiftung lässt sich mittels einer Blutuntersuchung ermitteln. Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit sind typische Symptome einer Bleivergiftung.

Man unterscheidet bei einer Bleivergiftung zwischen chronischer und akuter Vergiftung. Eine akute Vergiftung tritt auf bei der einmaligen Aufnahme großer Mengen des Schwermetalls; die tödliche Dosis beträgt 5-30 Gramm. Von einer chronischen Vergiftung muss man bei der regelmäßigen Aufnahme von etwa einem Milligramm pro Tag ausgehen.

Eine Bleivergiftung führt zur Schädigung des menschlichen Organismus. Nach einer versehentlichen Aufnahme von Blei wird dieses nur langsam ausgeschieden und kann sich daher im Körper ausbreiten. Besonders die Knochen sind in einem solchen Fall betroffen, da sich hier das Blei anstelle von Calcium anreichert. Das im Körper befindliche Blei schädigt das Nervensystem und beeinträchtigt die Blutbildung. Auch Magen-Darm-Beschwerden und Nierenschäden können auftreten.

Ursachen

Zu einer Bleivergiftung kommt es meist in Folge von Arbeitsunfällen, bei denen größere Mengen von bleihaltigen Dämpfen oder Stäuben (beispielsweise von Farben) eingeatmet werden. Eine Bleivergiftung ist daher eine anerkannte Berufskrankheit. Darüber hinaus können jedoch auch Wasserrohre bleibelastet sein.

Des Weiteren existieren in der Schönheitsindustrie bleihaltige Salben, sodass Blei auch über die Haut in den Organismus gelangen kann. In der Vergangenheit war die Bleibelastung in der Umwelt durch verbleites Benzin noch höher.

Die Abschaffung des bleihaltigen Benzins sowie die Abgasreinigung mit Feinstaubfiltern in großen Verbrennungsanlagen und eine bessere Abwasser- und Abluftreinigung haben die Bleibelastung in der Luft reduzieren können.

Wann zum Arzt?

Die Frage, wann im Fall einer akuten Bleivergiftung ein Arzt aufzusuchen ist, stellt sich bei einer akuten Bleivergiftung nicht. Bei jedem Verdacht, der auf eine Vergiftung durch dieses toxische Schwermetall hinweist, ist umgehend medizinischer Rat einzuholen, um bleibende schwere Gesundheitsbeeinträchtigungen zu vermeiden. Patienten mit akuter Bleivergiftung verlieren ihren Geschmackssinn und klagen über Bauchschmerzen, die bis in den Nacken und die Schultern ausstrahlen.

Sie fühlen sich gestresst, weil sie nicht schlafen können und unter Kopfschmerzen und einer permanenten Übelkeit leiden. Ferner gibt es Anzeichen einer Blutarmut, die der Patient zuvor noch nicht hatte. Auffällig sind auch starke Stimmungsschwankungen. Ist die Haut des Patienten gelblich-grau verfärbt und weist das Zahnfleisch Bleisaum auf, sind das weitere Symptome, die auf eine Bleivergiftung hinweisen und einen Arztbesuch erforderlich machen. Im weiteren Verlauf kann sich eine Nervenerkrankung einstellen, die zu Lähmungserscheinungen und Schwerhörigkeit führt.

Zeigt der Patient Zustände, die einem Delirium ähnlich sind, oder verlangsamte Koordinationsabläufe, Krampfanfälle und Schwindelgefühle, müssen umgehend medizinische Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, um die Bleirückstände aus dem Organismus zu leiten. Auch im Fall von Nierenschädigungen und einer Enzephalopathie muss der Arzt die Symptome abklären. Als Fazit lässt sich feststellen, dass eine Bleivergiftung eine lebensgefährliche Erkrankung ist und nicht unterschätzt werden darf.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome:

Ist bei einer Bleivergiftung das Blei in den Organismus gelangt, bindet es sich zu 95 Prozent an die roten Blutkörperchen und an Bluteiweiße. So verteilt sich das Blei über die Blutbahnen im gesamten Körper und gelangt in die Organe. Dort setzt es sich ab und weist dabei eine etwa 20-tägige Halbwertzeit auf.

Eine große Menge des Bleis wird anschließend wieder ausgeschieden, ein Teil kann sich jedoch auch für 5 bis 20 Jahre in Knochen und Zähnen ablagern. Blei durchdringt darüber hinaus die Gebärmutter, sodass eine Bleivergiftung auch von einer Mutter auf ihr ungeborenes Kind übertragen werden kann.

Bei einer Bleivergiftung treten verschiedene Symptome auf, die nicht auf den ersten Blick einer solchen Vergiftung zuzuordnen sind, sondern auch vermeintlich andere Ursachen haben können. Es kommt zu starken Bauchschmerzen, Betroffene leiden zudem unter starker Müdigkeit, gleichzeitig aber auch unter Schlaflosigkeit. Kopfschmerzen, Krämpfe, Appetitlosigkeit und Schwindel können auftreten.

Die Haut ist oftmals graugelblich, der Zahnfleischrand dunkel gefärbt. Die Nieren können je nach Stärke der Vergiftung schwer geschädigt werden, ebenso kann es zu einer Erkrankung der Nerven mit Lähmungserscheinungen kommen. Insbesondere bei Kindern kann das Gehirn beschädigt werden. Die akute Bleivergiftung kann in schwersten Fällen zum Koma und zum Tod durch Kreislaufversagen führen.

Diagnose

Eine Bleivergiftung lässt sich am besten mittels einer Blutuntersuchung diagnostizieren. Darüber hinaus kommt auch eine Untersuchung von Harn, Zähnen und Haaren in Frage. Ein Arzt kann dabei die im Organismus befindliche und gegebenenfalls erhöhte Bleimenge bestimmen.

Über die Ablagerungen in den Haaren lässt sich auch die Bleibelastung der vergangenen Monate erkennen; auch Zähne eignen sich zur Bestimmung von Langzeitbelastungen mit Blei, da sich dieses dort viele Jahre halten kann. Über eine Röntgenfluoreszenzanalyse kann zudem das Blei in den Knochen nachgewisen werden.

Komplikationen

Durch eine Bleivergiftung können unterschiedliche Komplikationen auftreten. Dazu gehören in erster Linie unmittelbare Folgeerscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen und anhaltende Mattigkeit. Erfolgt keine oder nur eine unsachgemäße medizinische Behandlung, drohen weitere negative Auswirkungen. Besonders hoch ist die Gefahr von Komplikationen bei Kindern. So bewirken bei ihnen bereits geringe Bleimengen chronische physische und psychische Schäden. Als am häufigsten vorkommende Komplikationen bei Kindern gelten Schwierigkeiten beim Hören, Störungen ihrer Entwicklung, Konzentrationsprobleme sowie Koordinationsschwierigkeiten. Des Weiteren sind ungewöhnliche Verhaltenauffälligkeiten im Bereich des Möglichen. Dazu zählen vor allem Hyperaktivität und Aggressionen.

Auch der Körper des Kindes wird oftmals durch eine Bleivergiftung in Mitleidenschaft gezogen. Nicht selten liegen Lungenkrankheiten oder Beeinträchtigungen der Nieren vor. Handelt es sich um größere Bleimengen im Körper, droht Nierenversagen. Wird dieses nicht rechtzeitig behandelt, kann es im schlimmsten Fall zum Tode des betroffenen Kindes kommen.

Gleiches gilt für eine weitere schwere Komplikation der Bleivergiftung: die [[Blutvergiftung|Sepsis (Blutvergiftung)]. Eine typische Folge der chronischen Bleivergiftung stellen ferner Beschwerden wie Appetitmangel, Bauchschmerzen, Verstopfung, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit dar. Außerdem setzt das Blei die Herstellung von roten Blutkörperchen im Körper herab, was wiederum eine Anämie (Blutarmut) nach sich zieht. Wie schwerwiegend die Komplikationen letztlich ausfallen, richtet sich nach der Bleimenge, die sich im Körper befindet. Eine wesentliche Rolle spielt auch die körperliche Verfassung des Patienten.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Bleivergiftung muss von der Dauer der Vergiftung sowie von der Art der Bleiaufnahme abhängig gemacht werden. Wurden bleihaltige Substanzen geschluckt, sollte der Betroffenen sich schnellstmöglich erbrechen, zudem wird eine Magenspülung mit dreiprozentiger Natriumsulfatlösung vorgenommen.

So soll das Blei aus dem Körper entfernt werden, bevor es sich im Organismus verteilen kann. Die Verabreichung von Aktivkohle darüber hinaus bewirkt die Umwandlung des Bleis in schwer lösliches Bleisulfat, das sich wiederum an die Kohle bindet.

Wenn das Blei bereits in den Organismus gelangt ist, wird der Betroffene mit Medikamenten wie etwa Penicillamin behandelt. Es bindet das im Körper befindliche Blei und macht es unschädlich. Sind die Nieren durch die Bleivergiftung in starkem Maße geschädigt worden, kann sogar eine Blutwäsche notwendig sein.


Vorbeugung

Eine Bleivergiftung vermeidet man in erster Linie durch die Vermeidung der Freisetzung von Blei. Aus diesem Grund sind viele bleihaltige Materialien oder auch bleihaltiges Benzin verboten worden. Abfall, der Blei enthält (wie es bei alten Autobatterien der Fall sein kann), wird separat entsorgt. Wasserleitungen, die Blei enthalten und so das Trinkwasser belasten, sollten erneuert bzw. ausgetauscht werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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