Blausäurevergiftung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Cyanid- oder Blausäurevergiftung kann durch große Mengen verschiedener Lebensmittel ebenso verursacht werden wie durch Brände oder unsachgemäßen Umgang in der Industrie. Lebensrettende Maßnahmen müssen innerhalb kürzester Zeit erfolgen.
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Was ist eine Blausäurevergiftung?
Eine Blausäurevergiftung entsteht durch den Kontakt des Körpers mit natürlichen oder industriell hergestellten Stoffen, die erhebliche Mengen der geruch- und farblosen Blausäure enthalten.
In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeit, dass Blausäure sowohl durch Schlucken, als auch durch Inhalieren oder die Aufnahme über die Haut in den Organismus gelangt. Bei einer nicht rechtzeitigen medizinischen Behandlung reichen bereits geringe Mengen aus, um den Tod durch eine Blausäurevergiftung herbeizurufen.
Ursachen
Da sie die Eigenschaft besitzt, schon bei normaler Zimmertemperatur rasch zu verdunsten, ist eine Blausäurevergiftung durch Inhalation nicht selten. Durch das Verbrennen von Kunststoffen, wie beispielsweise bei Haus- oder Autobränden kann Blausäure nach Gasbildung über die Atemluft in die Lunge gelangen, wo das Cyanid über die Blutbahn ins Gewebe dringt und zum inneren Ersticken der Zellen führt.
Schweißtreibende Tätigkeiten begünstigen eine Blausäurevergiftung durch die Aufnahme über die Haut, da Cyanid auch hervorragende wasserlösliche Eigenschaften aufweist. Vor allem in der galvanoplastischen Industrie kommt es daher immer wieder zu Fällen von schwerer Blausäurevergiftung. Der stark blutdrucksenkende Arzneistoff Nirtoprussid, der in der Intensivmedizin angewandt wird, enthält ebenfalls Cyanid und wird in vielen Fällen von Blausäurevergiftungen als Ursache angegeben.
Wann zum Arzt?
Bei einer Blausäurevergiftung muss umgehend und in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Auch wenn die eingenommene Menge an Blausäure sehr gering war, sollte trotzdem eine medizinische Behandlung durchgeführt werden, um Komplikationen und Schäden auszuschließen.
Im schlimmsten Falle kommt es durch die Blausäurevergiftung zum Tode. Die letale Dosis beim Menschen liegt dabei bei ungefähr einem Gramm pro ein Kilogramm Körpergewicht. Allerdings müssen auch niedrigen Dosen behandelt werden. Falls es nicht möglich ist, einen Arzt aufzusuchen, muss der Notarzt gerufen werden, der den Patienten gegebenenfalls in ein Krankenhaus transportieren muss.
Eine dringende Behandlung ist vor allem dann notwendig, wenn der Patient erste Symptome der Blausäurevergiftung zeigt. Bei diesen handelt es sich vor allem um Erbrechen und Übelkeit. Oft leiden die Betroffenen an Krämpfen und starken Kopfschmerzen, viele Patienten geraten dabei in Atemnot und verlieren das Bewusstsein.
Vor allem bei einer rosigen Hautfarbe ist eine schnelle Hilfe notwendig, damit der Patient nicht an einer Kohlenmonoxidvergiftung erleidet. Falls es zu Atembeschwerden kommt, kann der Patient durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung notbeatmet werden. Dabei müssen die Nasenlöcher zugehalten werden, damit die Luft nicht wieder aus der Lunge austritt.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome einer Blausäurevergiftung:
Es werden mehrere Schweregrade von Blausäurevergiftung unterschieden. Chemische Prozesse sind dafür verantwortlich, dass es durch den in Blausäure enthaltenen Zyansauerstoff im Körper zu einer Unterversorgung der Zellen mit Sauerstoff kommt und die Zellatmung blockiert wird.
Eine leichte Blausäurevergiftung kann sich in Atemnot, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl sowie Übelkeit bis hin zu Erbrechen äußern. Die Aufnahme von etwa 70 Milligramm Blausäure beziehungsweise einem bis zwei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht führt zu einer akuten Blausäurevergiftung. Die mangelnde Sauerstoffversorgung der sauerstoffempfindlichen Organe wie Herz und Lunge durch eine Blausäurevergiftung führt zum Absterben der Zellen und in weiterer Folge zum Aussetzen der Organtätigkeit.
Nach heftigen epileptischen Krämpfen und Ohnmachtsanfällen tritt bei nicht zeitgerechter Behandlung der Blausäurevergiftung der Tod durch Organversagen oder Ersticken ein.
Diagnose
Im Falle einer Blausäurevergiftung geht von dem Betroffenen meist ein Atemgeruch aus, der stark an Bittermandel erinnert. Da jedoch viele Menschen diesen Geruch genetisch bedingt nicht wahrnehmen können, handelt es sich dabei nicht um ein zwingend feststellbares Anzeichen.
Gewöhnlich ist nach Beurteilung der vorangegangenen Umstände, meist durch Informationen von dritten Personen vor allem Atemnot der verlässlichste Hinweis auf eine Blausäurevergiftung. Darüber hinaus verfärbt sich durch die verminderte Fähigkeit des Sauerstofftransportes im Blut die Haut meist hellrosa. Auch hellrote Flecken auf der Haut sind oft ein eindeutiges Anzeichen für eine Blausäurevergiftung.
Komplikationen
Bei einer Blausäurevergiftung handelt es sich um eine sehr schwerwiegende Vergiftung für den menschlichen Körper. In hohen Mengen oder unbehandelt kann Blausäure für den Patienten tödlich sein. Durch die Einnahme der Blausäure kommt es zu unterschiedlichen Beschwerden und Komplikationen.
In den meisten Fällen leiden die Patienten an einer starken Atemnot und an Schwindel mit Erbrechen. Die Atemnot wird dabei nicht selten von Panikattacken begleitet. Weiterhin kommt es zu starken Kopfschmerzen und zu Krämpfen, wobei die Betroffenen nicht selten das Bewusstsein verlieren.
Auch Ohrgeräusche und ein Schleiersehen treten durch die Blausäurevergiftung auf. In schwerwiegenden Fällen verstirbt der Patient schon nach einer kurzen Zeit. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Blausäure direkt inhaliert wird. Dabei tritt schon nach einigen Minuten der Atemstillstand ein, welcher schließlich zum Herzstillstand führt. Eine Behandlung ist in diesem Falle nicht mehr möglich.
Bei geringen Mengen kann eine Behandlung in der Regel mit Schwefel erfolgen und führt zu einem positiven Krankheitsverlauf. Es kommt weiterhin zu keinen Komplikationen, falls innere Organe nicht beschädigt wurden. Die Lebenserwartung wird bei einer erfolgreichen Behandlung der Blausäurevergiftung nicht verringert.
Behandlung und Therapie
Der menschliche Körper ist nach einer leichten Blausäurevergiftung fähig, kleine Mengen an Cyanid selbst abzubauen. Dabei wird das Cyanid in der Leber durch ein Enzym an Schwefel gekoppelt und später in Form von Rhodanid ausgeschieden. Im Falle einer nicht akuten Blausäurevergiftung kann die intravenöse Verabreichung von schwefelhaltigen Arzneistoffen wie Natriumthiosulfat den körpereigenen Entgiftungsprozess beschleunigen.
Kommt es zu einer Blausäurevergiftung als Folge der Inhalation von Brandgasen, ist die Gabe von 4-DMAP nicht zulässig, da sie eine Verschlimmerung der möglichen Kohlenmonoxidvergiftung verursachen kann. In einem solchen Falle von Blausäurevergiftung ist die Behandlung mit dem Arzneimittel Cyanokit möglich.
Vorbeugung
Um eine Blausäurevergiftung zu vermeiden, ist beim Verzehr der genannten Pflanzen und Obstsorten besondere Vorsicht geboten. Vor allem kleine Kinder sollten sich daher niemals unbeaufsichtigt in Gärten aufhalten dürfen.
Sämtliche Unternehmen, in denen cyanidhaltige Stoffe gehandhabt werden, sind gesetzlich dazu verpflichtet, ausreichende Antidot-Vorräte zu lagern, um diese im Falle einer Blausäurevergiftung innerhalb von kürzester Zeit verabreichen zu können. Bei Bränden sollten alle Personen umgehend aus der Rauchzone entfernt werden, um einer Blausäurevergiftung durch Inhalation vorzubeugen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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