Arteriolen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Arteriolen bezeichnet man kleine Arterien, die sich im Blutkreislauf vor den arteriellen Kapillaren und hinter den Arterien befinden. Die venöse Entsprechung dazu sind die so genannten Venolen. Venolen und Arteriolen sind die feinsten Blutgefäße, die noch mit dem Auge sichtbar sind.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Arteriolen (Singular Arteriola) sind sichtbare Arterien, die im gesamten Gefäßsystem auftreten. Sie haben einen Durchmesser von rund 20 Mikrometern, verbinden die Arterien mit den Kapillaren und regeln den Blutdruck bzw. die Geschwindigkeit des Blutes.

Anatomie

Die Wände der Arteriolen sind grundsätzlich gleich aufgebaut wie jene der Arterien, wobei man zwischen Tunica interna, Tunica media bzw. Tunica externa unterscheiden kann. Allerdings sind die Schichten und Wände der Arteriolen nicht so kräftig ausgebildet und bestehen zum Großteil aus glatten Muskelzellen.

Darüber hinaus sind auch feine Fasern (so genannte Retikulinfasern) sowie eine Endothelauskleidung vorhanden. Endothelzellen sind sehr flache Zellen, die die Innenwände von Blutgefäßen auskleiden. Sie bilden das so genannte Endothel, ein einschichtiges Plattenepithel.

Direkt unter der Endothelschicht befindet sich die innere Membranauskleidung (Membrana elastica interna), die Media kann die Arteriole komplett verschließen, sodass das Blut nicht unkontrolliert in das Kapillarbett fließt und dadurch auch Organe, die man geringer beansprucht, auch weniger durchblutet werden.

Die Media von größeren Arteriolen besteht aus zwei Muskelschichten, viele Arteriolen haben aber nur eine geschlossene Muskelschicht. In der Plasmamembran der Endothelzellen gibt es darüber hinaus zahlreiche Caveolae, die die Zelloberfläche vergrößern. In Fließrichtung des Blutes gehen die Arteriolen dann in die Kapillaren über.

Funktion

Die Arteriolen regeln die Durchblutung des Kapillargefäßes. Aus diesem Grund wird der Durchmesser der Arteriolen durch vasoaktive Hormone bzw. den nervalen Sympathikus gesteuert. Bereits eine kleine hormonelle Schwankung führt zu einer großen Veränderung des Widerstandes, wodurch der Blutdruck beeinflusst wird.

Sind die Arteriolenverknüpfungen stark verzweigt, so steigt der Reibungswiderstand des Blutes an und der Blutdruck sinkt. Bei weiten Arteriolen tritt genau das Gegenteil ein. Deshalb bezeichnet man Arteriolen auch als Widerstandsgefäße. Außerdem verengen sie sich bei einem großen Blutverlust und können diesen daher verringern.

Durch die Verengung wird das Blutvolumen zentralisiert, sodass die Organe auch weiterhin ausreichend mit Blut versorgt werden. Im Notfall werden Organe, die weniger wichtig sind, unterversorgt oder von der Blutversorgung abgeschnitten.


Erkrankungen

Blutgefäße bei Arteriosklerose Oben: Normalbefund, Mitte: Ablagerung von Fett, Thromben, Bindegewebe und Kalk (Plaques) führen zur Verhärtung, Verdickung und Einengung der Gefäßwände Unten: Durchblutungsstörungen infolge eines Gefäßverschluss können Infarkt auslösen.

Arteriolen sind wie größere Arterien anfällig für Verschlüsse bzw. Gefäßverstopfungen, was als Arteriosklerose bezeichnet wird. Durch den geringen Durchmesser der Arteriolen besteht dafür ein erhöhtes Risiko.

Gefäßverstopfungen treten beispielsweise in Folge eines erhöhten Cholesterinspiegels auf. Dann werden Fettzellen in den Arterien transportiert und bleiben an den Wänden der Gefäße haften. Wenn der Durchgang zu eng ist, tritt ein Verschluss auf, der zu schwerwiegenden Folgen führen kann. Die umliegenden Organe werden unterversorgt und ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall können auftreten.

Eine weitere Erkrankung ist eine Gefäßverengung, die durch Fettablagerungen verursacht wird. Gefährlich sind auch Blutgerinnsel (Thromben), die ebenfalls zu einem Verschluss oder einer Verengung führen können.

Eine Gefäßverengung kann aber auch durch das Alter, verschiedene Krankheiten oder körperliche Fehlfunktionen verursacht werden. Beim ersten Anzeichen einer Gefäßverstopfung sollte daher umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Zu den Symptomen einer Gefäßverengung zählen beispielsweise verstärkte Taubheitsgefühle, Kribbeln oder kalte Gliedmaßen.

Der Verlauf einer Arteriosklerose beginnt zumeist schon in jungen Jahren. Außerdem können Menschen, die an Übergewicht leiden oder rauchen, schneller an einer Gefäßverengung erkranken. Wird eine Arteriosklerose rechtzeitig erkannt, so ist es möglich, die Schäden durch eine Ernährungsumstellung rückgängig zu machen.

Verzichtet werden sollte auf fettes Essen und Alkohol, wichtig ist auch viel Bewegung und Sport. Bei einer sehr starken Arteriosklerose müssen die Gefäße unter Umständen geweitet werden, zur Stütze setzt man dann so genannte Stents ein, um eine wiederholte Verengung auszuschließen.

Des Weiteren kann es auf Grund von Vaskulitiden zu einer Entzündung der Arteriolen kommen, wobei sehr häufig eine Allergie vom Typ 3 dafür verantwortlich ist. Durch eine Vaskulitis werden die Gefäße gedehnt und bilden Ausbuchtungen, wodurch eine lebensbedrohliche Blutung (Aneurysma) ausgelöst werden kann.

Manchmal tritt auch eine Schwellung in der Gefäßinnenhaut auf, was zu einem vollständigen Verschluss führen kann. Sind kleinste Gefäße davon betroffen, so muss man mit einer vermehrten Durchlässigkeit der Wand rechnen, wodurch Blutbestandteile oder Blut in das umliegende Gewebe austreten können. Wird die Gefäßwand zerstört, so kann das Gewebe, das vom Blutgefäß versorgt wird, nicht mehr entsprechend durchblutet werden und ein Infarkt ist die Folge.

Je nach dem welche Organe beteiligt sind, treten unterschiedliche Symptome auf. Dazu zählen beispielsweise rheumatische Beschwerden, rote Augen, Herzrhythmusstörungen, Müdigkeit, Nachtschweiß oder Konzentrationsstörungen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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