Arachnophobie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff Arachnophobie bezeichnet der Mediziner die krankhafte Angst vor Spinnen. Die Arachnophobie leitet sich aus den altgriechischen Worten arachne (Spinne) und phobos (Angst) ab. In Europa ist die Spinnenangst ein weit verbreitetes Phänomen. Bei den Naturvölkern ist die Arachnophobie unbekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Arachnophobie?

Von einigen Medizinern wird angenommen, dass Kinder die Angst vor Spinnen nur von ihren Eltern übernehmen.

Personen, welche unter der Arachnophobie leiden, haben im Endeffekt Angst, dass sie von Spinnen gebissen werden. Jedoch nicht nur die Spinnenangst betreibt Sorgen, sondern auch das Ausmaß der dadurch entstandenen Verletzung. Oftmals reicht jedoch auch nur der bloße Sichtkontakt der Spinne, dass betroffene Personen nervös oder hysterisch sind.

Die Angst vor Spinnen kann so weit gehen, dass Betroffene sogar kleine Spinnen als Gefahr erkennen. Spätestens bei der Einschränkung im Alltag ist es ratsam, wenn Betroffene eine Therapie anstreben.

Ursachen

Die Arachnophobie hat viele Ursachen und ist vielschichtig - wie fast jede psychische Erkrankung. Mediziner sind der Ansicht, dass Kinder im frühkindlichen Stadium die Verhaltensmuster der Eltern kopieren und somit die Spinnenangst "gezüchtet" wird. Selten berichten Betroffene über ein traumatisches Ereignis mit einer Spinne, sodass die Spinnenangst begründet oder nachvollziehbar ist.

Ein weiterer Aspekt ist die Verankerung der Spinnenangst in der europäischen Kultur. Spinnen sind negativ besetzte Tiere; im Mittelalter galt die Spinne mit der Ratte als Pestträger. Eine andere Ursache ist das Aussehen der Spinne. Viele Ärzte sind der Ansicht, dass - je mehr ein Tier von dem menschlichen Erscheinungsbild abweicht - umso furchteinflößender ist es.

Wann zum Arzt?

Bei der Angst vor Spinnen ist immer dann ein Arzt zu konsultieren, wenn der Betroffene den Wunsch hat, an dieser Thematik arbeiten zu wollen und eine Änderung des Zustandes wünscht. Eine Phobie kann im Normalfall nur in Zusammenarbeit mit dem Betroffenen erfolgreich behandelt werden. Treten Schweißausbrüche oder eine Hyperventilation durch den Sichtkontakt mit Spinnen auf, sind die Anzeichen einer Angststörung oder Phobie vorhanden, die therapiert werden können.

Erleidet der Betroffene eine Panikattacke, einen Schockzustand oder eine Tachykardie, ist er gut beraten, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, um an der Phobie zu arbeiten und eine Linderung der Symptome zu erreichen. Kommt es zu einer Beeinträchtigung bei der Bewältigung des Alltags oder weiteren Ängsten, ist eine Therapie hilfreich. Bei einem emotionalen Leiden, Rückzugsverhalten und sozialer Isolation, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Kann der Beruf nicht mehr ausgeübt werden oder treten weitere psychische Erkrankungen auf, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Schreckhaftes Verhalten, Veränderungen der Persönlichkeit, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen sind Anzeichen, die von einem Arzt untersucht und behandelt werden sollten. Ist es dem Betroffenen nicht mehr möglich, seine Wohnung zu verlassen oder aufgrund der Angst vor Spinnen das Fenster zu öffnen, ist ein Arztbesuch sehr zu empfehlen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome von Arachnophobie:

Die Symptome sind individuell. Im Endeffekt sind die Symptome davon abhängig, wie stark die Arachnophobie beim Betroffenen ausgeprägt ist. Die Spinnenangst äußert sich vom Ekel beim Anblick einer Spinne, bis hin zu Fluchtreaktionen. Auch extreme Schweißausbrüche, Tachykardie sowie Hyperventilation sind bei einer ausgeprägten Spinnenangst möglich.

Grundsätzlich werden die Symptome mit den Symptomen der spezifischen Angst gleichgesetzt. Der Unterschied bei der Arachnophobie ist, dass die Symptome individuell sind. Nicht jeder Betroffene reagiert gleich, wenn er eine Spinne sieht. Die Symptome und deren Intensität sind auch die entscheidenden Faktoren für die Behandlung und deren Dauer.

Leidet der Patient unter einer stark ausgeprägten Spinnenangst, kann dadurch das soziale Leben eingeschränkt sein. Personen suchen oftmals Räume nach Spinnen ab, bevor sie diese betreten, verweigern Spielzeug anzufassen, welches die Form einer Spinne hat und verweigern auch Spaziergänge im Wald bzw. im Garten.

Diagnose

Der Arzt stellt die Diagnose der Arachnophobie in der Regel durch das Gespräch mit dem Patienten. Das sogenannte klinische Interview gibt Aufschluss darüber, unter welcher Phobie der Patient leidet. Viele Patienten wissen selbst, dass ihre Spinnenangst bereits krankhaft ist. Der Arzt versucht durch das Interview die Grenzen des Patienten herauszufinden.

Der Arzt fragt etwa nach den klassischen Symptomen und wann diese auftreten bzw. wie der Patient reagiert, wenn er an eine Spinne denkt. Mit Fragebögen und gezielten Fragen stellt der Arzt schlussendlich seine Diagnose. Bei der Diagnose der Arachnophobie wird auch oft nach dem Ausschlussverfahren gehandelt. Das bedeutet, dass der Arzt grundsätzlich andere - in ähnlichem Maß verwandte - Phobien ausschließt, bevor er sich sicher ist, dass der Patient unter der Spinnenangst leidet.

Komplikationen

Die Arachnophobie ist eine nur zu verständliche Form von Angst und ist im Falle einer Konfrontation mit einer giftigen Spinne sogar alles andere als ungesund. So nachvollziehbar Angst- und Ekelgefühle vor Spinnen jedoch sind - im Falle einer Phobie kann das Problem weiter reichen.

Die Arachnophobie ist in diesen Fällen keine losgelöste starke Abneigung gegen Spinnen, sondern Teil einer größeren Anhäufung von Phobien bei einem Menschen. Ist eine echte Phobie einmal entstanden, so können auch weitere Phobien recht schnell entstehen - und diese sind womöglich nicht mehr so unproblematisch und nachvollziehbar wie eine Arachnophobie.

Weiten sich die Ängste eines Menschen auf Bereiche des Lebens aus, in denen es keinen nachvollziehbaren Grund für eine solche Angst gibt, kann das mit psychosozialen Problemen einhergehen, da Phobien einen Menschen in seinem normalen Alltag behindern und Leidensdruck verursachen können. Denkbar ist auch, dass es bei der Arachnophobie gar nicht um die Spinne geht, sondern dass sie eine so genannte verschobene Phobie ist.

Patienten haben in Wahrheit übersteigerte Angst vor etwas anderem, womit sie sich aber nicht konfrontieren und befassen wollen - deswegen projizieren sie die vorhandene Phobie auf etwas ganz anderes. Schlussendlich kann bei Arachnophobie in jedweder Ausprägung der Kontakt mit einer Spinne so weit gehen, dass eine Panikattacke entsteht - und ist diese einmal aufgetreten, kann sie sich auch wiederholen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung von Arachnophobie ist unterschiedlich. Leidet der Patient an einer leichten Form der Spinnenangst, braucht dieser im Endeffekt keine Behandlung. Behandlungen erfolgen dann, wenn die Angst dermaßen stark ausgeprägt ist, dass das soziale Leben im Alltag beeinträchtigt ist. Das bedeutet - erlebt der Betroffene eine Einschränkung im Alltagsleben, so ist es ratsam, wenn die Krankheit behandelt wird.

Der Arzt versucht mittels einer Verhaltenstherapie erstmals die Symptome zu lindern. Das Ziel liegt darin, dass Betroffene eine Spinne sehen und keine Symptome mehr haben - somit ein normales Verhalten stattfindet. Die Verhaltenstherapie bringt im Endeffekt den größten Erfolg beim Kampf gegen die Phobie. Ärzte raten auch immer wieder zur Konfrontationstherapie. Bei dieser Therapieform wird der Betroffene direkt mit seiner Angst konfrontiert. Das bedeutet, dass er sich sehr wohl mit der Spinne auseinandersetzt. Diese Phase kann jedoch andauern und ist oft von Fehlschlägen geprägt.

Die Behandlungsdauer bei Arachnophobie ist unterschiedlich; je nach Symptomen und Ausprägung der Erkrankung kann es jedoch mehrere Monate dauern, bis ein Normalzustand erreicht ist. Der Betroffene muss jedoch im Vorfeld selbst abschätzen, ob seine Angst dementsprechend groß ist, dass er eine Behandlung oder auch Therapie benötigt.


Vorbeugung

Der Arachnophobie kann man im Endeffekt nicht vorbeugen. Durch die Tatsache, dass das Verhaltensmuster von den Eltern kopiert wird, kann man diesen nur raten, dass sie Kinder nicht mit der Angst füttern sollen. Viele Eltern geben dem Kind auf dem Weg mit, dass die Spinne gefährlich oder böse ist und zeigen dem Kind, dass man Angst haben muss. Das ist kein richtiger Weg und sorgt schlussendlich dafür, dass - im Endeffekt vor harmlosen kleinen Spinnen - ein erhöhtes Angstpotential besteht.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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