Anthelminthika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Anthelminthika gehören zur Gruppe der Antiparasitika und wirken bei Mensch und Tier gegen Wurmbefall. Sie töten anderweitig nicht entfernbare Würmer nach und nach ab, wodurch der Körper des Wirts sie kontrolliert ausscheiden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Anthelminthika?

Anthelminthika sind eine Untergruppe der Antiparasitika und wirken gegen diverse Arten von Würmern im Menschen und in Tieren. Es behandelt die Helminthiasis, das Krankheitsbild durch Wurmbefall in inneren Organen, indem es Würmer auf verschiedene Weisen abtötet. Meist greifen die Wirkstoffe der Anthelminthika in den Stoffwechsel der Würmer ein und töten sie dadurch nach und nach ab, sodass bei der Verabreichung eines solchen Medikaments auch von der Entwurmung gesprochen werden kann.

Weitere Formen von Anthelminthika verhindern die Zellteilung der Würmer und verhindern dadurch ihr Fortbestehen, oder sie zerstören einzelne Zelltypen des Wurms. Ziel eines Anthelminthikums ist es, zwar ausreichend Würmer abzutöten, um den Bestand im Körper des Patienten dauerhaft auszulöschen, gleichzeitig aber dessen Körper nicht mit toten Würmern zu überfluten, die er in der erforderlichen Geschwindigkeit gar nicht ausscheiden kann. Bei Befall bestimmter Organe oder sehr starkem Wurmbefall können Anthelminthika durch die operative Entfernung einiger Würmer unterstützt werden.

Wirkung und medizinische Anwendung

Anthelminthika arbeiten nach verschiedenen Wirkungsmechanismen, haben jedoch alle das Ziel, Würmer abzutöten. Die meisten Anthelminthika wirken, indem sie in den Stoffwechsel des Wurms eingreifen und damit zum Tod des Parasiten führen. Nach und nach sterben damit alle Würmer ab und werden meist über den Stuhlgang ausgeschieden. Einzelne Anthelminthika zerstören die Calciumkanäle in der Zellmembran des Wurms, wodurch es zu Muskelkontraktionen kommt. Dies überlebt der betroffene Wurm nicht lange.

Andere greifen in die Zellteilung ein und hemmen die Ausbildung des sogenannten Spindelapparates, wodurch die Zellteilung an dieser Stelle stehen bleibt - auch das endet für den Wurm tödlich. Wirkt das Anthelminthikum, kann sich der Wurm nicht mehr am Gewebe des Wirts festhalten und wird abgestoßen. Er durchwandert den Verdauungstrakt und kann ohne größere Schwierigkeiten ausgeschieden werden. Mit einem wirksamen Anthelminthikum könnten die meisten Würmer im Wirtskörper gleichzeitig abgetötet werden, weshalb bei diesen Medikamenten die Dosierung des Wirkstoffs eine große Rolle spielt.

Formen und Gruppen

Hierzulande werden am häufigsten Anthelminthika gegen Band- und Fadenwürmer eingesetzt, da der Mensch sich diese am ehesten von einem Haustier einfangen kann und sie hier heimisch sind. Die Schistosomiasis, ausgelöst durch Bilharzien, die nicht zu den heimischen Erkrankungen gehört, wird ebenfalls mit Anthelminthika behandelt. Der effizienteste Wirkstoff gegen Fadenwürmer ist Mebendazol, Praziquantel wirkt gegen Bandwürmer. Weitere bekannte Wirkstoffe der Gruppe der Anthelminthika sind Flubendazol oder Niclosamid.

Dosierung

Die Dosierung ist bei Anthelminthika entscheidend. Das Medikament selbst kann in ausreichender Dosierung sehr viele Würmer auf einmal abtöten. Das ist allerdings nicht immer sinnvoll für den Patienten, da er die abgestorbenen Würmer mit dem Stuhlgang ausscheiden muss. Kämen zu viele tote Würmer auf einmal durch den Verdauungstrakt, könnte das zu schwerwiegenden Verstopfungen bis hin zum Darmverschluss (Ileus) führen, der in einer Notfall-OP enden kann. Deswegen werden Anthelminthika abhängig von Körpergewicht des Patienten und Ausmaß des Wurmbefalls so dosiert, dass so schnell wie möglich Parasiten abgetötet werden, der Patient aber mit der Ausscheidung mithalten kann. Weiterhin wird die Dosierung auch deswegen niedrig gehalten, da Anthelminthika Nebenwirkungen hervorrufen können.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Als pflanzliche Alternative zu Anthelminthika gibt es die so genannten "Wurmkräuter". Zu diesen gehören beispielsweise das Indianische Wurmkraut oder der Rainfarn. Einige Wurmkräuter sind hierzulande jedoch gar nicht heimisch und wirken nicht so stark wie die Anthelminthika der Schulmedizin. Für einen schwerwiegenden Wurmbefall wäre ihre Wirkung nicht ausreichend. Gegebenenfalls können sie aber ergänzend genommen werden, wenn der behandelnde Arzt keine Einwände dagegen hat.

Die beste Alternative zum Einsatz von Anthelminthika ist natürlich die Vorbeugung eines Wurmbefalls. Beeren aus dem Wald sollten beispielsweise nicht gegessen werden, da sie die Eier des Fuchsbandwurms tragen können. Die vorbeugende Wurmkur für Heimtiere wie Hunde und Katzen ist Pflicht, wobei eine Katze diese nur braucht, wenn sie Freigänger ist. Dadurch kann unter heutigen Lebensbedingungen der Kontakt zu Würmern fast vollständig vermieden werden und Anthelminthika werden gar nicht erst notwendig.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Anthelminthika können Nebenwirkungen hervorrufen, die vom jeweiligen Wirkstoff abhängig ist. Typisch für viele Wirkstoffe sind Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen und Durchfall, was mitunter auch durch die Ausscheidung der abgestorbenen Würmer bedingt sein kann. Bei einer einmaligen Behandlung mit Anthelminthika sind diese Nebenwirkungen meist unproblematisch. Sie reichen sogar bis zu Übelkeit und Erbrechen. Weiterhin typisch sind Kopf- und Muskelschmerzen unter Einsatz von Anthelminthika. Sehr selten sind eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff sowie eine allergische Reaktion auf das Anthelminthikum.

Sollten Anthelminthika längerfristig eingesetzt werden müssen, kann sich das Allgemeinbefinden des Patienten durch diese Nebenwirkungen beträchtlich beeinflussen lassen und das Medikament belastet darüber hinaus Leber und Niere. Insbesondere das Anthelminthikum Mebendazol hat sich in Tierversuchen als schädlich für ungeborenen Nachwuchs erwiesen, weshalb es bei schwangeren Frauen vorsichtshalber nicht eingesetzt werden darf. Stattdessen kommen bei Schwangeren Alternativen wie Praziquantel zum Einsatz. Bei stillenden Frauen kommen Anthelminthika nur in Frage, wenn Muttermilch abgepumpt werden kann, da sie in diese übergehen.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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