Analfistel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Analfisteln treten oft unbemerkt auf und lösen in der Regel auch keine Schmerzen aus. Wirklich gefährlich kann die Entfernung einer Analfistel werden, da die Gefahr besteht, im Rahmen einer operativen Entfernung die Schließmuskeln zu beschädigen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Analfistel?

In der Regel treten bei Analfisteln keine Schmerzen auf. Daher bleiben diese oft lange unbemerkt.

Wie ihr Name es schon andeutet, handelt es sich bei einer Analfistel um eine Erkrankung im Bereich des Afters. Sie kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorkommen, wobei keine besonderen Prävalenzen zu beobachten sind. Im Grunde genommen handelt es sich bei einer Analfistel um eine unkontrollierte Häufung von Zellteilungen, die letztlich zu einer Bildung von Gewebe im Analbereich führt.

Die Ursache einer Analfistel ist zwar nicht immer, aber trotzdem mit überwältigender Mehrheit eine vorausgegangene Entzündung. Die Entzündung, als eine häufige Ursache einer Analfistel, beginnt in der Regel an den Duftdrüsen im Analbereich, die aber ihre ursprüngliche Funktion im Laufe der Evolution beim Menschen verloren haben. Sie sind zwar funktionslos, können sich aber trotzdem entzünden und somit die Entstehung einer Analfistel provozieren.

Ursachen

Wie bereits erwähnt, ist die häufigste Ursache einer Analfistel die Entzündung der Duftdrüsen im Analbereich. Wie es zu dieser Entzündung kommt, ist medizinisch noch nicht abschließend geklärt.

Diskutiert wird unter Medizinern zwar eine erblich bedingte Prädisposition, allerdings konnte bis heute nicht evident bewiesen werden, dass tatsächlich die Ursache erblicher Natur ist. Bekannt dagegen ist, dass Analfisteln zwar häufig ihren Ursprung in der Entzündung der Duftdrüsen haben, dies aber nicht immer zwingend sein muss.

Vielmehr können auch andere chronische Vorerkrankungen die Bildung von Analfisteln begünstigen oder sogar provozieren. In Betracht kommen in diesem Zusammenhang die beiden chronischen Entzündungserkrankungen des Darmes: die Colitis ulcerosa sowie der Morbus Crohn. Gerade weil durch diese Erkrankungen der (Dick-)Darm permanent entzündet ist, ist die Gefahr der fehlgeleiteten Bildung von Zellen, die in Analfisteln entarten, groß.

Aus einer Analfissur kann sich eine Analfistel bzw. ein Analabszess bilden.

Wann zum Arzt?

Eine Analfistel muss nicht immer von einem Arzt behandelt werden. Notwendig wird der Arztbesuch, wenn die Fistel nach einigen Tagen nicht abgeheilt ist oder Begleitsymptome wie Juckreiz, Schmerzen und nässende Stellen hinzukommen. Auch bei allgemeinem Unwohlsein ist es besser, mit dem Hausarzt über die Beschwerden zu sprechen. Ebenso, wenn es immer wieder zur Entstehung von Fisteln oder Abszessen im Intimbereich kommt.

Treten weitere Symptome wie Abgeschlagenheit oder Fieber auf, sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden, da möglicherweise das Immunsystem überlastet ist. Gelingt es dem Immunsystem nicht, die Erreger zu bekämpfen, können diese sich über die Blutbahn weiter ausbreiten und eine Blutvergiftung hervorrufen. Womöglich liegt auch ein Schleimhautriss vor, der medikamentös oder operativ behandelt werden sollte.

Selten entstehen Analfisteln auch durch eine Infektionskrankheit wie HIV oder Tuberkulose. Warnzeichen für eine solche Virusinfektion sind starke Erschöpfung und Fieber. Generell gilt: je früher eine Analfistel behandelt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Unbehandelt kann eine Analfistel den Schließmuskel schädigen und langfristig zu einer Stuhlinkontinenz führen. Werden die Beschwerden dagegen rasch behandelt, sind schwere Komplikationen unwahrscheinlich.

Symptome und Verlauf

Die Entstehung und der anfängliche Verlauf einer Analfistel erfolgen oftmals unbemerkt. Insbesondere entstehen für gewöhnlich keine Schmerzen. In seltenen Fällen kann aber Fieber als Symptom auftreten, was auf die Entzündung und der einhergehenden Reaktion des Immunsystems zurückzuführen ist. In fortgeschrittenen Phasen einer Analfistel werden die Symptome aber deutlicher.

Wenn beispielsweise die Schließmuskeln aufgrund der Entzündung in ihrer unmittelbaren Nähe beginnen, zu schwellen, kann dies zu leichter Inkontinenz führen, das heißt der Verlust der willentlichen Stuhlentleerung. So kommt es gelegentlich zum "Stuhlschmieren" bei den Betroffenen. Diese können wiederum die Haut reizen und sogar die Entstehung von Ekzemen begünstigen. Jucken und Brennen werden dann von den Patienten als übliche Symptome genannt. Ferner sammelt sich regelmäßig Eiter an den von der Bildung von Analfistel betroffenen Stellen.

Diagnose

Die Feststellung, ob eine Analfistel vorliegt, ist für den behandelnden Arzt in der Regel nicht besonders kompliziert. Oftmals reichen bereits die Sichtdiagnose sowie die Palpation. Letztere bezeichnet das Abtasten des Afters nach anormalen Gebilden, vorliegend nach einer Analfistel. Da die Wahl der anschießenden Behandlung sowie wie diese gestaltet werden muss, sehr von dem Ausmaß der Analfistel anhängt, benötigt der Arzt mehr Informationen, als nur den Umstand, ob eine Analfistel vorliegt.

Vielmehr muss er in Erfahrung bringen, wie weit diese fortgeschrittenen sind und welche Gewebsschichten bereits befallen bzw. durchdrungen sind. Aus diesem Grund wird mit Ultraschallgeräten und/oder mittels Magnetresonanztomografie (MRT) die Lage der Analfisteln verbildlicht. Ferner kann noch das Erfordernis hinzutreten, eine Koloskopie durchzuführen. Diese soll dazu dienen, festzustellen, ob nicht eine chronische Darmentzündung vorliegt, die dann als Ursache der Analfistel infrage kommen könnte.

Komplikationen

In den meisten Fällen ist eine Analfistel für den Patienten spürbar und führt zu einem ständigen Nässen. Das Nässen kann dabei zu erheblichen psychischen Beschwerden und Komplikationen führen. Ebenso tritt aus den Fisteln Eiter aus und im Stuhl findet sich Blut. Bei vielen Menschen löst ein blutiger Stuhlgang eine Panikattacke aus.

Weiterhin kann es auch zu einem stehenden Schmerz in der Analregion kommen, welcher im Alltag sehr unangenehm sein kann. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch die Analfisteln stark eingeschränkt und verringert. In vielen Fällen ziehen sich die Patienten auch zurück und nehmen dabei nicht mehr aktiv am sozialen Leben dar. Es kann auch verstärkt zu Durchfall und zu Beschwerden bei der Verdauung kommen.

Sollte keine Behandlung eintreten, so kann sich die Analfistel auch vergrößern. Ebenso kann umliegendes Gewebe durch die Fistel infiziert werden, sodass sich die Infektion in andere Regionen des Körpers ausbreitet. Beim Stuhlgang kommt es zu Schmerzen. Bei der Behandlung treten meistens keine Komplikationen auf und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf. Nach mehreren Wochen heilen auch die Wunden ab und es treten keine weiteren Beschwerden ein.

Behandlung und Therapie

Unabhängig von der konkreten Ursache der Analfistel, ist bei der Behandlung äußerste Vorsicht geboten. Denn in über 90 Prozent der Fälle wachsen Analfisteln auf oder zumindest durch die Schließmuskeln. Es besteht somit die Gefahr, bei einer operativen Entfernung der Analfistel die Schließmuskeln zu verletzten mit der Folge, dass der Patient künftig an Inkontinenz leiden müsste.

Da sich bis heute keine alternativen Methoden wegen zu geringer Erfolgsaussichten durchsetzen konnten, bleibt die operative Entfernung die einzige, wenn auch gefährliche Methode. Auf eine Spontanheilung, also auf eine plötzliche und therapielose Zurückbildung der Symptome, können Betroffene in der Regel nicht hoffen, da diese nur selten eintritt.

Um wenigstens eine Verbreitung sowie Folgebeschwerden vorzubeugen, empfiehlt sich, zumindest die Eitersammlung chirurgisch abfließen zu lassen. Anschließend besteht bei Bedarf immer noch die Möglichkeit, die Analfistel chirurgisch entfernen zu lassen. Zu beachten ist aber, dass sich eine Analfistel auch nach erfolgreicher Entfernung wieder bilden kann; insoweit sind Rezidive nie gänzlich ausschließbar.

Eine Vorbeugung einer Analfistel ist bereits wegen des Umstandes, dass der Auslöser der Erkrankung unbekannt ist, nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nicht möglich.


Quellen

  • Souza-Offtermatt, G. et al.: Intensivkurs Chirurgie. Elsevier, München 2004
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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