Aderhautmelanom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Aderhautmelanom ist ein bösartiger Tumor, der sich im Augeninneren ausbreitet und unbehandelt das Auge zerstören kann. Als häufigste maligne Geschwulst im Augeninneren steigt mit zunehmendem Alter das Erkrankungsrisiko. Weitere Angaben zu Ursachen, Symptomen, Verlauf, Diagnose, Behandlung und Therapie sind im nachfolgenden Artikel ausführlich erklärt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Aderhautmelanom?

Treten Sehstörungen, Diplopie oder das Sehen von Blitzen auf, sollte ein Arzt die Augen untersuchen. Breitet sich im Auge ein Aderhautmelanom aus, dann muss es schnellstens behandelt werden.

Die Bezeichnung Aderhautmelanom ist ein bösartiger Primärtumor des Auges. Er entsteht aus entarteten Pigmentzellen (Melanozyten), die sich in der Aderhaut (Choroidea) befinden. Dabei wölbt sich der Tumor und hebt die über ihm liegende Netzhaut ab. Oft kann sich der überwiegend einseitig auftretende Tumor auch an anderen Stellen im Auge ausbreiten, wie beispielsweise in der Iris oder im Ziliarkörper, der für die Aufhängung der Linse verantwortlich ist. Der bösartige Tumor  tritt selten vor dem 50. Lebensjahr auf. Er erreicht besonders bei Personen zwischen dem 60. und  70. Lebensjahr seinen Erkrankungsgipfel. Jährlich sind fünf bis sechs Neuerkrankungen pro einer Million Einwohnern zu verzeichnen, demnach ungefähr 400 bis 500 Betroffene.

Ursachen

  Genaue Ursachen für die Entstehung von Aderhautmelanomen sind noch nicht vollständig geklärt. Der Beginn der Erkrankung ist die Entartung von melaninhaltigen Zellen in der Aderhaut, die die Wucherung eines bösartigen Gewebes verursachen. Weshalb dieses Erscheinungsbild nur bei manchen Menschen auftritt, wird in wissenschaftlichen Untersuchungen erforscht. Darüber hinaus gibt es allerdings Zusammenhänge im Auftreten und der Häufigkeit der Erkrankung.

So sind häufig hellhäutige und rothäutige Personen, die ebenfalls noch eine hellfarbene Iris besitzen, häufiger von einem Melanom der Aderhaut betroffen als dunkelhäutige Menschen. Das zeigt sich auch bei der Anzahl von Muttermalen. Maligne Melaname bilden sich oft aus bestehenden Leberflecken. Menschen mit einer Vielzahl derartiger Male – normalerweise gutartiger – entwickeln überaus häufiger Hautpigmentstörungen und zählen somit ebenfalls zur Risikogruppe für das Entstehen von Aderhautmelanomen. Auch die über Jahre hinweg hohe Belastung mit UV-Licht der Sonne wirken begünstigend.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines Aderhautmelanoms:

  • Skotom

Zu Beginn der Erkrankung werden von den Patienten meist keine Beschwerden wahrgenommen. Diese entstehen erst in einem bereits fortgeschrittenen Stadium. Mit zunehmendem Wachstum des Aderhautmelanoms zeigen sich die Beeinträchtigung in Form verminderter Sehleistungen oder Schatten im Gesichtsfeld. Selten werden ein Durchbruch des Tumors durch die Lederhaut (Sklera) in die Augenhöhle oder eine Augendrucksteigerung beobachtet. Weiterhin können sich folgende Beschwerden bemerkbar machen:

  • Metamorphopsien (verzerrte Wahrnehmung)
  • Makropsie (Subjektive Sehwahrnehmung bei der Objekte größer dargestellt werden)
  • Sehen von Blitzen oder Flackern eines Bildes
  • Zunehmende Hyperopie (Verschlechterung der Weitsicht)
  • Entwicklung eines absoluten oder relativen Skotoms (komplette Gesichtsfeldausfälle oder Ausfälle in einem bestimmten Bereich).

Sehr selten können bösartige Aderhautmelanome auch in andere Teile des Körpers streuen und Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Diese Metastasen finden sich oft in Knochen, Leber und Lunge. Sie sorgen im schlimmsten Fall für gravierende Funktionsstörungen anderer Organe, die letztendlich tödlich verlaufen. Falls Metastasen existieren, sind diese anfangs meist noch sehr klein, sodass sie durch die heutigen Untersuchungsmöglichkeiten nicht gefunden werden.

Eine klinische Erscheinung der Tochtergeschwülste zeigt sich erst im Laufe von Monaten und Jahren. Dieses langsame Wachstum der malignen Tochtergeschwülste begründet somit die Tatsache, dass trotz erfolgreicher Therapie des Augentumors auch nach Jahren noch Metastasen auftreten können. Ein gehäuftes familiäres Vorkommen tritt in höchstens ein Prozent der Fälle auf. Dabei wird mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen, dass bei der Entwicklung des Aderhautmelanoms Veränderungen an den Chromosemen 3 und 4 eine Rolle spielen.

Diagnose

Ein Aderhautmelanom wird häufig bei einer Routineuntersuchung zufällig festgestellt. Hier geht man nach dem Ausschlussverfahren vor. Aufgrund verschiedener Merkmale des Tumors wie die Lage im Auge, Pigmentierung oder typischer Wachstumszeichen kann ein Verdacht der Diagnose gestellt werden. In der Regel erfolgt die optische Untersuchung des Augenhintergrundes mit einem Augenspiegel (Ophthalmoskopie) bei erweiterter Pupille (Mydriasis).

Eine Ultraschallsonographie kommt zu weiteren Detaillierungen in Betracht. Hierbei wird ein kleiner Ultraschallkopf auf das Auge gesetzt und der Schallstrahl direkt auf den Tumor gerichtet, die Reflektion des Strahles auf den Tumor aufgezeichnet und im Monitor aufgezeichnet. Ein Aderhautmelanom wird als echographisch erzeugtes Bild mit einem typischen Aussehen dargestellt. Der Arzt kann somit die Ausdehnung des Tumors beginnend von der Augapfelwand bis ins Innere des Auges messen. Anhand des Bildes lassen sich bei Kontrolluntersuchungen Vergrößerungen oder Rückbildungen des Tumors ermitteln.

Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit ist die Farbstoffgefäßdarstellung (Flluoreszenzangiographie). Dabei spritzt der Arzt einen Farbstoff (Fluoreszein) in die Vene, der über den Blutkreislauf ins Auge gelangt. Eine spezielle Kamera erfasst die durch den Farbstoff sichtbaren Blutgefäße, sodass der Blutfluss im Auge und die Verteilung der Gefäße korrekt ermittelt werden können. Wichtige typische Zeichen weisen auf das Vorhandensein eines Aderhautmelanoms hin. Mitunter verspüren Patienten ein leichtes Unwohlsein nach der Verabreichung der Injektion in der Bauchgegend, was aber nur kurzzeitig anhält,

Komplikationen

Durch das Aderhautmelanom kommt es zu verschiedenen Beschwerden am Auge, wobei vor allem die Sehkraft beeinträchtigt wird. Bei den meisten Patienten treten dabei starke Sehstörungen auf, wie zum Beispiel Doppelbilder oder ein Schleiersehen. In der Regel kann es auch zu einer kompletten Erblindung kommen, wodurch der Alltag des Betroffenen extrem eingeschränkt wird. Falls die Behandlung nicht frühzeitig beginnt, ist es oft nicht möglich, das Auge zu behalten und zu retten. In diesem Falle kommt es zu einem kompletten Verlust des Sehvermögens am betroffenen Auge. Falls der Tumor schon früh erkannt wird, ist eine Therapie möglich. Dabei wird vor allem eine Strahlentherapie eingesetzt. Bei größeren Krebserkrankungen können auch radioaktive Präparate an das Auge genäht werden, um den Tumor zu bekämpfen. Dabei kommt es zu keinen weiteren Komplikationen. Auch ein operativer Eingriff ist möglich. Das Auge muss im schlimmsten Falle komplett entfernt werden, wenn eine Behandlung nicht möglich ist. Damit wird die Ausbreitung des Tumors verhindert. In der Regel kann dann ein Implantat eingesetzt werden. Eine vollständige Heilung ist oft nur bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung möglich.

Behandlung und Therapie

Eine Therapie des Aderhautmelanoms ist abhängig von dem genauen Sitz (Lokalisation) und dessen Größe. Eine komplette Entfernung des Auges durch eine Operation ist heutzutage nur bei irreparablen Auswüchsen des Tumors notwendig. Es stehen moderne Therapien wie die Lasertherapie, die lokale Strahlentherapie (Brachytherapie) oder die Bestrahlung mit Protonen zur Verfügung, die sehr erfolgreich zum Erhalt des Auges eingesetzt werden.

Unter örtlicher Betäubung wird bei der Brachytherapie ein radioaktives Metallplättchen über dem Tumor auf die Außenseite des aufgenäht, welches für den Zeitraum von zwei Wochen verbleibt. Bei dieser Behandlung darf der Tumor nur in bestimmten Stellen des Auges und nicht größer als sechs Millimeter sein. Eine weitere Form der Behandlung nennt sich Protonentherapie. Diese wird angewandt bei großen Formen von Tumoren, bei der Lokalisation in der Nähe der Makula (Stelle des schärfsten Sehens) oder auch dem Sehnervenkopf (Papille). Beide Formen der Strahlentherapien dienen dem Erhalt des Auges und erzielen erstaunliche Erfolge. Danach setzt eine Lasertherapie (Photokoagulation) ein, mit deren Hilfe noch vorhandene Tumorreste zerstört werden.


Vorbeugung

Die Chancen auf Heilung sind abhängig von der vollständigen Tumorentfernung. Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung der Krankheit bestehen jedoch erfolgreiche Heilungschancen. Um das eigene Augenlicht uneingeschränkt zu erhalten, ist es unbedingt ratsam, die regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen durchführen zu lassen!

Quellen

  • Lang, G.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wutta, H.P., Brucker, K.: Theorie und Praxis der Augen-Akupunktur. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2014
  • Zervos-Koop, J.: Anatomie, Biologie und Physiologie: Ergotherapie Prüfungswissen. Thieme Verlag, Stuttgart 2013
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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