Hohlkreuz (Hyperlordose)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. Oktober 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei nicht wenigen Menschen in Europa lässt sich die eigentümliche Rückenform, die man im Volksmund Hohlkreuz und in Fachkreisen Hyperlordose nennt, erkennen. Wie sie entsteht, wie sie behandelt und wie ihr vorgebeugt werden kann, wird im folgenden Artikel beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hohlkreuz?

Schwache Bauchmuskulatur, Fehlbelastungen und Bewegungsmangel sind häufig der Grund für eine Hohlkreuz.

Als Hohlkreuz bzw. Hyperlordose wird die übermäßige konvexe Krümmung der Wirbelsäule im Bereich der Lendenwirbel bezeichnet. Es handelt sich um eine Fehlhaltung, bei der das Becken nach vorne verlagert wird und die Wirbelsäule sich in Richtung Bauch wölbt, was den Eindruck erweckt, Betroffene hätten an ihrem Bauch schwer zu schleppen.

Um ein Gleichgewicht zu erreichen, wird der Brustkorb nach hinten verlagert. Dies geht häufig mit einer Unbeweglichkeit im unteren Rücken einher. Das Hohlkreuz als Fehlhaltung ist nicht nur für Mediziner leicht zu erkennen.

Ursachen

Es gibt verschiedene Ursachen, die zur Bildung eines Hohlkreuzes führen können. Bewegungsmangel, das Erlernen einer falschen Haltung und das regelmäßige Sitzen auf ergonomischen Ansprüchen nicht genügenden Möbelstücken spielen bei der Hohlkreuzbildung eine große Rolle.

Es wird angenommen, dass auch ein verkippter Atlaswirbel oder das Krankheitsbild des Morbus Pomarino (Vorfuß- bzw. Zehenspitzengehen) etwas mit der Ausformung eines Hohlkreuzes zu tun haben können, indem sich die Wirbelsäule an die veränderte Körperbalance anpasst.

Insbesondere bei schwach ausgeprägter, jedoch hypertoner (also ständig unter Spannung stehender) Rückenmuskulatur bildet sich das Hohlkreuz durch die Verkürzung von Sehnen und Bänder, die die durch die falsche Haltung im Rücken Spannungen hervorrufen, und führt zu dem "unbeweglichen" unteren Rücken. Die Folge sind nicht nur das charakteristische Hohlkreuz, sondern auch Schmerzen und ein erhöhtes Risiko für Krankheiten der Wirbelsäule.

Wann zum Arzt?

Bei wiederkehrenden Rückenschmerzen, Verspannungen oder Bewegungseinschränkungen sollte in jedem Fall mit dem Hausarzt oder einem Orthopäden gesprochen werden. Es ist anzuraten, ein Hohlkreuz umgehend behandeln zu lassen, bevor es zu einem Bandscheibenvorfall oder anderweitigen Komplikationen kommt. Wer also eine Fehlhaltung feststellt, die sich durch Gymnastik und bewusstes Aufrechtgehen- oder sitzen nicht beheben lässt, konsultiert am besten rasch einen Fachmann. Spätestens wenn die Fehlstellung Beschwerden hervorruft, sollte sie abgeklärt und medizinisch behandelt werden.

Warnzeichen, die sofort untersucht werden müssen, sind etwa zunehmende Rückenschmerzen, Lähmungserscheinungen und Fehlstellungen anderer Körperteile. Sollten Nervenentzündungen und Sensibilitätsstörungen auftreten, muss ein Arzt zurate gezogen werden. Selbiges gilt, wenn plötzlich Blasenprobleme oder Inkontinenz auftreten. Bei anhaltenden Verspannungen ist grundsätzlich ein Arzt einzuschalten. Sollten in Folge der Fehlhaltung psychische Beschwerden entstanden sein, muss begleitend dazu ein Therapeut hinzugezogen werden. Zur Behandlung eines Hohlkreuz bietet sich eine Schmerztherapie an. Welche Maßnahmen im Detail zu ergreifen sind, kann allerdings nur ein Arzt beantworten.

Symptome und Verlauf

Ein Hohlkreuz ist für Außenstehendene relativ schnell zu erkennen. Zunächst geht es mit keinen Symptomen außer vielleicht Verspannungen einher, doch mit zunehmender Abschwächung der stützenden Brust- und Rückenmuskulatur, die im Laufe der Jahre normal ist, können sich Rückenschmerzen einstellen.

Der untere Rücken kann durch die Verkürzung der beteiligten Muskeln und Sehnen unbeweglich werden, und die Wahrscheinlichkeit von Bandscheibenvorfällen ist bei Menschen mit einer Hyperlordose im Vergleich zu Menschen mit gesunder Wirbelsäulenform deutlich erhöht.

Es kann passieren, dass Nerven in dem eng gewordenen Kanal der Wirbelsäule eingequetscht werden oder dass Wirbelenden aneinander stoßen. Je deutlicher das Hohlkreuz ausgeprägt ist und je länger es unbehandelt bleibt, desto höher ist die Gefahr, dass die stark erhöhte Wirbelbelastung Folgen für die Gesundheit der Wirbelsäule hat.

Diagnose

Bei Medizinern und Laien reicht eigentlich schon der Blick auf den typisch geformten Rücken, um ein Hohlkreuz zu diagnostizieren. Eindeutiger wird es noch, wenn sich die typischen Schadensbilder, die ein Hohlkreuz bei vielen Menschen manifestiert, einstellen - also beispielsweise Verspannungen, Rückenschmerzen, Reizungen durch Nervenquetschungen, ein unbeweglicher unterer Rücken oder sogar ein Bandscheibenvorfall. Umfangreiche invasive Untersuchungen sind zur Diagnose nicht notwendig.

Komplikationen

In der Regel wirkt sich ein Hohlkreuz sehr negativ auf die gesamte Lebensqualität des Betroffenen aus und kann diese deutlich verringern. Die Patienten leiden dabei in erster Linie an starken Rückenschmerzen. Diese breiten sich dabei oft auch in andere Regionen des Körpers aus und führen auch dort zu Schmerzen oder zu anderen unangenehmen Gefühlen. Auch Lähmungen können durch das Hohlkreuz auftreten und den Alltag des Betroffenen erschweren. Die meisten Patienten weisen dabei auch eine Fehlhaltung des Rückens auf, die sehr ungesund ist und auch das Risiko eines Bandscheibenvorfalls deutlich erhöht.

In vielen Fällen können die Patienten gewöhnliche Tätigkeiten nicht mehr ohne weiteres durchführen und sind in ihrem Alltag damit deutlich eingeschränkt. Weiterhin können die Schmerzen auch in der Nacht auftreten und damit zu einer Schlaflosigkeit und zu Depressionen oder zu anderen psychischen Beschwerden führen. Die Behandlung dieser Beschwerde ist in der Regel nicht mit Komplikationen verbunden. Diese treten meistens nur dann auf, wenn das Hohlkreuz nicht behandelt wird und der Betroffene seine Sitzhaltung nicht verändert. Ebenso wird auch die Lebenserwartung des Patienten durch das Hohlkreuz nicht beeinflusst oder verringert.

Behandlung und Therapie

Je schneller einem Hohlkreuz entgegengewirkt wird, desto höher ist die Chance, dass Betroffenen die unangenehmen Symptome erspart bleiben. Im Anfangsstadium ist es bei Betroffenen häufig bereits hilfreich, sich ausreichend zu bewegen, bewusst auch beim Sitzen auf die eigene Körperhaltung zu achten, Dehnübungen durchzuführen und Sitzgelegenheiten zu wählen, die ergonomischen Ansprüchen genügen.

Auch der regelmäßige Gang zu einem Rückenschule-Kurs ist hilfreich - die Übungen können auch nach Ablauf des Kurses zuhause regelmäßig durchgeführt werden. Neben Übungen zur richtigen Haltung erhalten Betroffene in der Rückenschule oft auch Dehnübungen an die Hand, die den verkürzten Bändern und Sehnen gut tun.

Ein Hohlkreuz jahre- oder jahrzehntelang unbehandelt zu lassen, kann neben Haltungsschäden und Schmerzen im Rücken auch zu komplizierteren Schäden wie die Verengung des Wirbelkanals oder zu Bandscheibenvorfällen führen. Falls dies eingetreten ist, sind operative Maßnahmen zur Erweiterung des Wirbelkanals oder eben Operationen der betroffenen Bandscheiben möglich bzw. angezeigt.

Die Therapie eines Hohlkreuzes sollte in jedem Fall mit Betreuung von Fachpersonal erfolgen, damit nicht versehentlich falsch ausgeübte Übungen die Beschwerden, die das Hohlkreuz mit sich bringen kann, noch verschlimmern.


Vorbeugung

Mit einer ausreichenden Vorbeugung lässt sich ein Hohlkreuz relativ einfach vermeiden. Es ist am besten schon im Kindes- und Jugendalter auf ausreichende Bewegung und eine richtige Körperhaltung zu achten. Wenn ein Verdacht auf Hohlkreuzbildung besteht, ist es sinnvoll, schnellstmöglich einen Orthopäden aufzusuchen und Gegenmaßnahmen wie den Besuch einer Rückenschule einzuleiten sowie das Bewusstsein für eine gute Haltung zu schärfen. Je früher dies geschieht, desto besser ist es. Die Anschaffung von Sitzmöbeln, die ergonomischen Ansprüchen genügen, ist ebenfalls sinnvoll, um zu vermeiden, dass die Haltung sich unbemerkt verschlechtert.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 29. Oktober 2018

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