Wirbel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Wirbel ist ein knöchernes Element der Wirbelsäule. Insgesamt 34 Wirbel formen beim Menschen die Wirbelsäule. Sie dienen unter anderem der Aufrechterhaltung des Körpers, der Federung des Schädels und dem Schutz des Rückenmarks.
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Definition
Der Wirbel ist das knöcherne Grundelement der Wirbelsäule. In der medizinischen Fachsprache wird der Wirbel auch Vertebra genannt. Abhängig von der Lokalisation unterteilt man die Wirbel in Halswirbel, Brustwirbel, Lendenwirbel, Kreuzwirbel und Steißbeinwirbel. Insgesamt verfügt der Mensch über 34 Wirbel. Sie sind über Gelenkfortsätze miteinander verbunden.
Anatomie
Zwischen der Rückfläche des Wirbelkörpers und dem Wirbelbogen (Arcus vertebrae) liegt das Wirbelloch (Foramen vertebrale). Der Wirbelbogen umschließt bogenförmig das Wirbelloch (Foramen vertebrale). Alle Wirbellöcher zusammen bilden wiederum den Wirbelkanal (Canalis vertebralis). Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark mitsamt den Hirnhäuten.
Über die vier Gelenkfortsätze sind die Wirbel gelenkig verbunden. Jeweils zwei Gelenkfortsätze sind nach oben und zwei nach unten gerichtet. Neben den Gelenkfortsätzen verfügen die Wirbel auch über Querfortsätze. Die paarig angelegten Querfortsätze dienen dem Ansatz von Bändern und Muskeln. Die Brustwirbel stehen über die Querfortsätze zudem in Verbindung mit den Rippen.
Eine Besonderheit weisen die Querfortsätze des ersten bis sechsten Halswirbels auf. Sie sind durch ein Loch durchbohrt. Die Löcher bilden einen Kanal, durch den die Vertebralarterie, die Vertebralvene und der Nervus vertebralis ziehen.
Die Mehrzahl der Wirbel verfügt auch über einen Dornfortsatz. Es handelt sich dabei um einen knöchernen Fortsatz, der rückenwärts gerichtet ist. Der erste Halswirbel, der Atlas, hat keinen Dornfortsatz.
Beim Kreuzbein sind die Dornfortsätze zu einer gemeinsamen Struktur (Crista sacralis mediana) verschmolzen. Auch die Dornfortsätze dienen der Befestigung von Bändern. Teile der Rückenmuskulatur haben hier ebenfalls ihren Ansatz.
Funktion
Die Wirbelsäule bildet das Achsenskelett und ermöglicht dem Menschen damit Stabilität und Beweglichkeit zugleich. Grundsätzlich sind bei der Bewegung der Wirbelsäule drei Freiheitsgrade möglich. Zum einen sind Beugungen und Streckungen möglich. Auch eine Seitenneigung kann durchgeführt werden. Ebenso ermöglicht die Wirbelsäule Rotationen.
Die Halswirbelsäule ist der beweglichste Abschnitt der Wirbelsäule. Hier sind alle Freiheitsgrade möglich. Die Brustwirbelsäule erlaubt lediglich eine Rotation, die Lendenwirbelsäule verfügt über zwei Freiheitsgrade (Beugung / Streckung und Seitenneigung). Nur durch den speziellen Aufbau der Wirbelsäule ist der aufrechte Gang überhaupt möglich.
Die Wirbelsäule und insbesondere die Halswirbel tragen den Schädel und federn Erschütterungen ab. So sind das Gehirn und die Sinnesorgane geschützt. Eine Schutzfunktion übernehmen die Wirbel auch für das Rückenmark. Es liegt sicher eingebettet im Wirbelkanal. Zudem ermöglichen die Löcher in den Wirbel den Spinalnerven den Austritt.
Durch die Dorn- und Querfortsätze sind die Wirbel Ansatzpunkte zahlreicher Muskeln und Bänder. Sie sorgen auch für die Beweglichkeit der Arme und Hände und tragen durch das Kreuzbein zur Bildung des Beckens bei. Dieses schützt unter anderem die Fortpflanzungsorgane.
Erkrankungen
- Wirbelbruch
Durch Gewalteinwirkung, Verkehrsunfälle oder Stürze kann es zu einem Wirbelbruch kommen. Dieser kann Wirbelkörper, Dornfortsatz oder Wirbelbogen betreffen. Auch die Osteoporose kann einen Wirbelbruch bedingen. Bei der Osteoporose wird der Knochen aufgrund eines Substanzabbaus porös.
Stabile Frakturen verlaufen in der Regel symptomlos und werden häufig nicht bemerkt. Häufigstes Symptom eines Wirbelbruchs sind aber starke Rückenschmerzen. Ist der Wirbelkanal betroffen, kann es zu Bewegungseinschränkungen und im schlimmsten Fall sogar zu einer Querschnittslähmung kommen.
Beim Morbus Bechterew, einer chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankung, kommt es zu einer Versteifung der Wirbelsäulengelenke. Von der Erkrankung sind überwiegend die Lenden- und die Brustwirbelsäule betroffen. Die ersten Symptome zeigen sich meist in der späten Jugend in Form von dumpfen Schmerzen in der Lenden- oder Gesäßregion.
Bei einer Skoliose weicht die Wirbelsäule seitlich von der Längsachse ab. Die Wirbel sind zudem um die Längsachse verdreht und strukturell verformt. In 90 % aller Fälle ist die Ursache dieser Wirbelsäulendeformation unbekannt.
Die Mehrzahl der unbehandelten Skoliosen verschlechtert sich, sodass die Früherkennung und eine frühzeitig eingeleitete Therapie eine wichtige Rolle spielen. Je nach Schwere wird die Skoliose mit Physiotherapie, Operationen oder mit einem Korsett behandelt.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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