Stromunfall
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Stromunfälle, auch als Elektrounfälle bezeichnet, können je nach Volteinwirkung und Schwere der daraus resultierenden Verletzungen tödlich ausgehen. Die meisten Stromunfälle passieren im Haushalt in Form leichter Stromschläge, die entweder keine oder nur geringe Verletzungen hinterlassen.
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Was ist ein Stromunfall?
Ein Stromunfall geschieht, wenn ein Mensch mit Elektrizität in Berührung kommt und die Stromeinwirkung Verletzungen hinterlässt. Ein elektrischer Schlag kommt in dem Moment zustande, wenn die betroffene Person mit stromführenden Geräten oder nicht isolierten stromführenden Kabeln oder Leitungen in Kontakt kommt und in den Stromkreislauf hineingerät. Der Strom fließt durch den gesamten Organismus und richtet je nach Stärke verschiedene Verletzungen an. Im schlimmsten Fall führt der elektrische Schlag zum Tod. In Deutschland sterben jährlich ungefähr 30 Prozent der Unfallopfer an Hochspannungsunfällen und drei Prozent der Niederspannungsopfer.
Ursachen
Im Haushalt passieren die meisten Stromunfälle durch Hantieren ohne Fachkenntnisse mit nicht isolierten Kabeln, Elektrogeräten, Elektroleitungen, in der Werkstatt (Drehstrom) oder im Hobbyraum (220 Volt Netzspannung). Es handelt sich um Niederspannungsunfälle bis 1000 Volt. Eine Ausnahme bilden Starkstromgeräte in der Küche. Dazu zählt der Herd. Bei Hochspannung führt Gleichstrom zu größeren Schäden als Wechselstrom. Bei Niederspannung ist es umgekehrt. Ab 65 Volt Stromeinwirkung kann der Hautwiderstand überwunden werden.
Die maximale Berührungsspannung darf in Deutschland 120 Volt Gleichspannung und 50 V Wechselspannung nicht übersteigen. Die Grenze zwischen Nieder- und Hochspannung liegt bei 1000 Volt Wechselspannung und 1500 Volt Gleichspannung. Um die klinischen Befunde zu erleichtern, wird ein Durchschnittswert von 500 Volt herangezogen. Damit zählen Elektrounfälle, zum Beispiel im U-Bahn-Bereich, zu den Hochspannungsunfällen, die sich von den Unfällen mit Haushaltsgeräten im Niederspannungsbereich unterscheiden. Diese weisen ablaufbedingt eine kurze Einwirkzeit auf, da die Opfer sich durch den starken Stromschlag umgehend verkrampfen und stürzen. Dabei kommt es zur Unterbrechung des Stromkreises. Dennoch geht von Starkstromschlägen eine wesentlich höhere Gefahr aus als von Niederspannungseinwirkung.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome eines Stromunfalls:
- Sinusbradykardie
- Sinustachykardie
- Herzflimmern
Durch die verkrampfte Muskulatur kommt es aufgrund der stark ausgeprägten Flexoren (Beugemuskeln) gegenüber den Streckmuskeln zu einer Festhaltereaktion an der Spannungsquelle. Wie viel Strom in den Körper eindringt ist abhängig von der Isolationseigenschaft der Kleidung. Bei 30 mA Wechselspannung und 80 mA Gleichstrom verkrampft sich die Muskulatur. Verläuft der Stromweg günstig und ohne entsprechende Widerstände, zieht sich die Atemmuskulatur tetanisch (andauernde Verkürzung von Muskelgewebe, Muskelzelle) zusammen.
Diese Kontraktur zieht eine respiratorische Insuffizienz nach sich. Es kann zu Herzrhythmusstörungen in Form von Sinusbradykardie, Sinustachykardie, Extrasystolen (Herzreaktion außerhalb des Sinusrhythmus) und Herzflimmern kommen. Kinder sind eine besonders gefährdete Gruppe. In der Natur lauern Gefahren durch Blitzeinschläge (Kopfdurchströmung im Hirnstamm) und umgestürzte Oberleitungen, die Strom in die unmittelbare Umgebung einleiten können.
Diagnose
Typische Beschwerden für einen Elektroschock, die zu einer schnellen und sicheren Diagnose führen, sind Atemnot, Herzrasen, Muskelkrämpfe, Verbrennungen, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Bewusstseinsstörungen, Bewusstlosigkeit, Muskellähmungen und Kreislaufversagen. Liegt das Herz in unmittelbarer Nähe oder direkt am Stromfluss, kommt es zum lebensgefährlichen Herzkammerflimmern und schlimmstenfalls zum Herzstillstand.
An den Ein- und Austrittsstellen entstehen Brandverletzungen in Form von Strommarken. Erleidet ein Mensch einen heftigen elektrischen Schlag durch Starkstromeinwirkung, verkrampft sich sein Körper. Sekundäre Verletzungen können Knochenbrüche und weitere Verletzungen aufgrund eines Sturzes und den damit verbundenen Folgeeinwirkungen sein.
Behandlung und Therapie
Ersthelfer vor Ort müssen geeignete Schutzmaßnahmen für sich selbst treffen, denn ein planloses und zu schnelles Vorgehen bringt diese Personen selbst in Gefahr. Eine besondere Verletzungsgefahr für die Ersthelfer besteht, wenn sich der Patient noch in Verbindung mit der Spannungsquelle befindet. Zuerst ist eine Trennung zwischen Patient und Stromquelle vorzunehmen.
Stromführende Kabel in unmittelbarer Nähe des Verunfallten werden mit nicht leitenden Gegenständen (Holzbesen) entfernt. Ist das Unfallopfer ansprechbar und besteht keine akute Lebensgefahr, werden zuerst die Brandverletzungen versorgt. Auch wenn der Patient nur kleine Verletzungen davongetragen hat und keine Anzeichen von Folgebeschwerden zeigt, ist eine notärztliche Untersuchung angezeigt.
Die Mediziner führen eine Früh-Defibrillation und ein EKG durch, da es auch Stunden nach der Stromeinwirkung noch zu Herzrhythmusstörungen aufgrund einer fokalen Herzmuskelschädigung kommen kann. Je nachdem, wie schwer die Stromeinwirkung ausgefallen ist, sind weitere Behandlungen indiziert. Im Fall starker Verbrennungen ist es möglich, dass Giftstoffe über das verbrannte Gewebe in den Organismus gelangen.
Um diesen unerwünschten Folgebeschwerden entgegenzuwirken, wird der Patient vorsorglich mit einer Infusion behandelt. Bestehen keine weiteren Beschwerden mehr, ist ein weiteres Monitoring obsolet (Alles-oder-Nichts-Phänomen). Bei Arbeitsunfällen und einem gesunden Herz führt eine prolongierte Reanimation zum Erfolg.
Vorbeugung
Im Hobbyraum und in der Werkstatt ist stets mit Umsicht vorzugehen und die Bedienungs- und Sicherheitsanleitungen von Werkzeug und stromführenden Geräten zu beachten. Der Aufenthalt in unmittelbarer Nähe von Überlandstromleitungen und Oberleitungen ist zu vermeiden. Bei Gewittern müssen Menschen sichere Orte aufsuchen, um einen Blitzeinschlag zu vermeiden.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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