Stimmlippen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Stimmlippen sind zwei Gewebestrukturen im Kehlkopf, die wesentlich an der Stimmbildung (Phonation) beteiligt sind. Umgangssprachlich werden sie häufig als Stimmbänder bezeichnet. Bei den Stimmlippen handelt es sich um ein ausschließlich paarig existierendes Organ im Kehlkopf. Umgangssprachlich werden sie häufig als "Stimmbänder" bezeichnet, welche jedoch lediglich ein Teil der Stimmlippen sind.
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Definition
Die Stimmlippen sind paarig auftretende Gewebestrukturen im Kehlkopf. Sie bestehen aus mehreren Schichten wie dem Stimmmuskel, dem eigentlichen Stimmband und Schleimhaut.
Die Stimmlippen sind maßgeblich an der Phonation beteiligt. Eine ihrer diesbezüglich wichtigsten Eigenschaften ist ihre Schwingungsfähigkeit. In Schwingung gesetzt werden die Stimmlippen durch die Ausatemluft und einen Sogeffekt.
Anatomie
Zwischen dem Plattenepithel und der Lamina Propria besteht ein kleiner Zwischenraum, der als Reinke-Raum bezeichnet wird. Der Reinke-Raum ermöglicht die Randkantenverschiebung, eine sichtbare Verschiebung der beiden oberen Gewebsschichten der Stimmlippen beim Sprechen.
Die Stimmbänder sind zwischen der hinteren Wand des Schildknorpels und den beiden Stellknorpeln des Kehlkopfes gespannt. Die beiden Stellknorpel können die Öffnung der Stimmlippen regulieren. Für die Bewegung der Knorpel und somit der Stimmlippen ist die Kehlkopfmuskulatur verantwortlich.
Der Spalt, der zwischen den Stimmlippen entsteht, wird als Stimmritze bezeichnet. Dieser Spalt kann je nach Stellung der beiden Stimmlippen nahezu verschlossen oder spalt- bis dreiecksförmig sein.
Oberhalb der Stimmlippen befinden sich die sogenannten Taschenfalten, die auch als "falsche Stimmbänder" bezeichnet werden. Bei Stimmstörungen können auch sie für eine alternative Stimmbildung verwendet werden.
Funktion
Die Stimmlippen sind wesentlich an der Phonation, also an der Bildung der Stimme beteiligt. Während des Atmens sind die Stimmlippen weit geöffnet, damit die Luft ungehindert einströmen kann. Für die Erzeugung von Lauten mit der Stimme kann die Stellung der Stimmlippen jedoch durch die beiden Stellknorpel verändert werden. Durch die unterschiedliche Kontraktion kann die Stimme variiert werden.
Für das Öffnen und Schließen der Stimmritze sind zwei Muskeln zuständig: Der Musculus cricoarytaenoidus lateralis und der Posticus. Die Höhe und die Lautstärke der Stimme werden durch zweierlei Muskeln beeinflusst: Den Musculus vocalis und den eng mit ihm verbundenen Musculus cricothyreoideus. Sie können die Stimmlippen in ihrer Anspannung und ihrer Dicke regulieren.
Dass die Stimmlippen überhaupt in Schwingung geraten, ist durch ein physikalisches Phänomen, den Bernoulli-Effekt, bedingt. Das Sprechen findet stets beim Ausatmen statt. Gleichzeitig schließen sich die Stimmlippen, sodass sich die Luft unter ihnen staut.
Wird der Druck dabei zu groß, öffnen sich die Stimmlippen wieder, wodurch die Atemluft ausströmen kann. Dadurch entsteht ein Sog, der die Stimmlippen erneut verschließt. Dies er Sog ist der wesentliche Bestandteil des Bernoulli-Effekts.
Erkrankungen
- Reinke-Ödem
- Stimmlippenknötchen
- Stimmlippenzyste
- Stimmlippenkarzinom
- Stimmlippenpolypen
Die Stimmlippen können von diversen Erkrankungen befallen sein. Meist äußert sich eine Störung der Stimmlippen durch eine veränderte Stimme, beispielsweise in Form von Heiserkeit. Risikofaktoren für Stimmlippen-Beschwerden sind ein Berufsalltag mit hohem Stimmeinsatz sowie Zigarettenkonsum.
Beim sogenannten "Reinke-Ödem" befindet sich eine Flüssigkeit im Reinke-Raum zwischen den oberen beiden Schichten der Stimmlippen. Diese Flüssigkeit sorgt für eine Verdickung der Stimmlippen, was sich - je nach Ausprägung - in Heiserkeit, einer rauen und tiefen Stimme, Husten und Atembeschwerden oder in Form einer Stimmlosigkeit äußern kann.
Insbesondere bei Sängern gefürchtet sind die Stimmlippenknötchen, die durch den falschen Einsatz oder eine Überlastung der Stimme entstehen können. Es handelt sich um sichtbare Verdickungen am Rand der Stimmlippen, welche die Stimme heiser und rau klingen lassen. Die Stimmlippenknötchen stören sowohl den Stimmlippenschluss als auch den Ablauf der Schwingung.
Selten aber schwerwiegend ist das Stimmlippenkarzinom. Dabei handelt es sich um einen bösartigen Tumor auf den Stimmlippen. Meist sind die Patienten höheren Alters und haben in der Vergangenheit häufig geraucht oder waren langfristig anderen schädlichen Stoffen ausgesetzt. Gutartige Stimmlippen-Tumore bezeichnet man als Stimmlippenpolypen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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