Steigbügel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In der HNO-Heilkunde ist der Steigbügel (lat. Stapes) ein Gehörknöchelchen im Mittelohr, das mit zwei anderen in Verbindung steht. Er ist der kleinste Knochen im Körper und wiegt nur ungefähr 2,5mg. Der Steigbügel überträgt die Schwingungen vom Trommelfell auf das Innenohr.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Im Innenohr sind drei Gehörknöchelchen zu finden. Dazu zählen Hammer, Amboss und Steigbügel. Sie bilden eine Funktionseinheit und sind für die Übertragung der Schwingungen vom Trommelfell auf das so genannte ovale Fenster verantwortlich. Das letzte Glied dieser Gehörknöchelchen ist der Steigbügel, der auf Grund seiner Form auch an den Steigbügel im Pferdesport erinnert.

Seine Schwingungen werden auf das ovale Fenster übertragen. Da die drei Gehörknöchelchen miteinander in Verbindung stehen, können die Schallschwingungen, die am Trommelfell ankommen, verstärkt werden. Dadurch ist ein Ausgleich der Reflexionsverluste möglich. Mit Hilfe des Stapediusreflexes kann der Steigbügel darüber hinaus das Innenohr vor sehr lauten Geräuschen schützen.

Anatomie des Ohrs. Der Steigbügel gehört zu den Gehörknöchelchen und überträgt Schwingungen an die Perilymphe, die die Hörschnecke umgibt.

Anatomie

Der Steigbügel wiegt etwa 2,5mg und ist 3,3cm lang. Damit ist er der kleinste, aber zugleich auch härteste Knochen des Skeletts. Mit seinem Fuß liegt er am ovalen Fenster an, das eine Verbindung zum Innenohr herstellt. Gleichzeitig geht am ovalen Fenster die Luft in das flüssige Medium Perilymphe über.

Die Perilymphe umgibt die Hörschnecke und die Gleichgewichtsorgane, während im Inneren die so genannte Endolymphe zu finden ist. Am oberen Ende des Steigbügels befindet sich der Steigbügelkopf, der eine Verbindung zum Ambos herstellt. Vom Fuß des Steigbügels gehen darüber hinaus zwei Schenkel aus, die im Hals zusammentreffen. Der letztere Schenkel geht weiter in den Steigbügelkopf.

Außerdem ist der Steigbügel mit dem Musculus stapedius verbunden. Der Musculus stapedius oder Steigbügelmuskel ist der kleinste quergestreifte Muskel, der im menschlichen Körper vorhanden ist und gehört gemeinsam mit dem so genannten Musculus tensor tympani zu den Binnenmuskeln des Mittelohrs.

Tritt ein sehr hoher Schalldruck auf, so wird der kleine Muskel angespannt und der Steigbügel verkantet. Dieser Reflex wird auch Stapediusreflex genannt. In weiterer Folge kann die Schallübertragung deutlich reduziert werden.

Mit Hilfe der Tympanometrie ist es möglich, den Stapediusreflex zu messen. Dieser sagt aus, wie bewegungsfähig die Gehörknöchelchenkette ist bzw. welchen Zustand das Trommelfell sowie die Nervenverbindungen im Hirnstamm aufweisen.

Funktion

Gemeinsam mit Hammer und Amboss überträgt der Steigbügel die Schwingungen, die im Trommelfell entstehen, an die Perilymphe. Außerdem schützt er die Sinneszellen in der Cochlea (Hörschnecke) vor einer Überlastung in Folge von Geräuschen mit hohem Schalldruck. Dabei tritt das Problem des so genannten Phasenübergangs auf.

Bei Luftschall mit niedrigem Schalldruck bei hoher Auslenkung ist es notwendig, diesen in hohen Schalldruck mit niedriger Auslenkung umzuwandeln. Das passiert durch das Ausnutzen des Hebelgesetzes. Das Trommelfell übt dabei Kraft auf den Hammer aus, dieser nimmt die Vibration auf und verstärkt sie um den Faktor 90, wobei gleichzeitig aber die Auslenkung reduziert wird.

Dadurch wird der Schall nahezu ohne Verluste gewandelt und der Steigbügel überträgt ihn über das ovale Fenster bis zum Innenohr. Damit die Sinneszellen in der Hörschnecke nicht überlastet werden, setzt der Stapediusreflex ein, wodurch es zu einer sehr effizienten Reduzierung der Schallübertragung kommt.


Erkrankungen

Eine der häufigsten Erkrankungen, die im Zusammenhang mit dem Steigbügel auftritt, ist eine Sklerotisierung der Membran. Eine Sklerotisierung ist eine Verknöcherung, die auch als Otosklerose bezeichnet wird. Im Rahmen einer Otosklerose tritt eine Knochenneubildung im Bereich des Steigbügels auf.

Als Folge davon kommt es zu einer steigenden Schallbildungsschwerhörigkeit, da die Übertragung der Schwingungen in diesem Fall nicht mehr richtig funktioniert. Schreitet die Krankheit weiter voran, so wird meist ein künstlicher Steigbügel eingesetzt, um die Hörfähigkeit verbessern zu können.

Warum eine Otosklerose auftritt, ist noch nicht genau bekannt. Eine mögliche Ursache dafür könnte eine Masern-Virus-Infektion sein, in manchen Fällen wird die Verknöcherung auch vererbt. Die Patienten leiden zunächst an Ohrensausen, später treten Schwerhörigkeit bzw. Taubheit auf. Zu Beginn beschränken sich die Beschwerden auf ein Ohr, später kann die Otosklerose auch beide Ohren betreffen.

Da die Nerven für Gleichgewichts- und Hörsinn gemeinsam zu Gehirn führen, leiden manche Betroffenen auch an Schwindel.

Mittelohrentzündungen, Erkältungen oder Störungen der eustachischen Röhre können auch einen Paukenerguss auslösen. Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Mittelohr an, die zu Entzündungen führen kann. Auch hier treten Probleme bei der Schallübertragung auf.

Die Folge ist eine Schallleitungsschwerhörigkeit, die rückgängig gemacht werden kann, wenn der Paukenerguss ausheilt. Seltener tritt ein Paukenerguss auf Grund eines Tumors auf, der im Nasenrachenraum zu finden ist.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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