Spina bifida (offener Rücken)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Spina bifida (offener Rücken) ist ein sogenannter angeborener Neuralrohrdefekt. Jener setzt sich aus den Fehbildungen des Rückenmarks und der Wirbelsäule zusammen. Die Spina bifida zählt - nach den Herzfehlern - zu den zweithäufigsten angeborenen Fehlbildungen eines Menschen. Statistisch gesehen sind Frauen häufiger als Männer betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Spina bifida (offener Rücken)?

Die Spina bifida (offener Rücken) ist ein klassischer angeborener Neuralrohrdefekt, der sich dahingehend manifestiert, dass eine Fehlbildung aus der Wirbelsäule und des Rückenmarks entsteht. Dabei schließt sich - während des embryonalen Entwicklungsstadiums - die Medullarrinne (Neuralrohr) nicht zu 100 Prozent, sodass eine Spaltbildung entsteht, die sich im unteren Wirbelsäulenbereich (in der Gegend der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeinbereichs) manifestiert.

Der Mediziner unterscheidet die Spina bifida in zwei Schweregrade. So gibt es die Spina bifida aperta, bei welcher das Rückenmark, dessen Rückenmarkshäute sowie auch die Wirbelbögen betroffen sind. Bei der Spina bifida occulta ist das Rückenmark nicht beteiligt, funktionsfähig und im Regelfall normal ausgebildet. Die Spina bifida occulta kommt jedoch seltener vor.

Spina Bifida bezeichnet einen Neuralrohrdefekt, wodurch es zu Fehlbildungen der Wirbelsäule kommt. Empfindungsstörungen sowie Missbildungen des Skelettsystems sind die Folge.

Ursachen

Liegt kein vollständiger Verschluss der embryonalen Medullarrinne (Neuralrohr) bis zur vierten Schwangerschaftswoche vor, kann im unteren Wirbelsäulenbereich eine Spaltbildung eintreten, die ohne oder auch mit Beteiligung des Rückenmarks beobachtet wird. Weshalb diese Verschlussstörung auftritt und welche Ursachen eine Spina bifida begünstigen, konnten noch nicht geklärt werden.

Jedoch ist das Risiko einer Spina bifida deutlich erhöht, wenn die Verschlussstörung bereits innerhalb der Familie aufgetreten ist. Aus diesem Grund spekulieren Mediziner auch mit der Tatsache, dass es mitunter genetische Faktoren gibt, die eine Spina bifida begünstigen. Des Weiteren spielt auch der Folsäuremangel (Vitamin B-Mangel) eine wesentliche Rolle.

Auch ein gestörter Folsäurestoffwechsel in der Schwangerschaft kann eine Spina bifida begünstigen. Selbst Umweltfaktoren, wie etwa Medikamente, die im Rahmen einer Epilepsie-Behandlung eingenommen werden, können durchaus einen offenen Rücken begünstigen. Auch Personen, die unter Diabetes mellitus leiden (und jener schlecht eingestellt ist), haben ein erhöhtes Risiko, dass sie ein Kind mit einem offenen Rücken gebären.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome des Spina bifida (offenen Rückens):

Klassische Symptome sind Lähmungen, Fehl- oder auch Missbildungen im Skelettsystem sowie Empfindungsstörungen. Des Weiteren wurde immer wieder die Bildung von Klumpfüßen dokumentiert. Viele Betroffene leiden auch unter einer Harninkontinenz bzw. Harnwegsinfekten und sind von Störungen der Hirnflüssigkeits- sowie Rückenmarksflüssigkeitszirkulationen betroffenen.

In wenigen Fällen haben Betroffene einen Wasserkopf und Epilepsie. Häufig sind hingegen Entwicklungsstörungen. Der weitere Verlauf der Krankheit ist vorwiegend von der Neuralrohrfehlbildung abhängig. Liegt eine Spina bifida occulta vor, handelt es sich vorwiegend um sehr leichte Symptome, die sich vorwiegend in einer abnormen Pigmentierung oder Behaarung äußern. Liegt hingegen eine offene Spina bifida vor, können weitaus stärkere Komplikationen auftreten. So treten immer wieder Entzündungen des Rückenmarks oder auch Entzündungen der Rückenmarkshäute, ein Wasserkopf, Arthrose oder auch Nierenentzündungen auf.

Diagnose

Im Regelfall kann die Spina bifida bereits im Rahmen der Schwangerschaft festgestellt werden. Dabei stellt der Mediziner die Diagnose mittels Sonographie (Ultraschalluntersuchung). Wie hoch die Wahrscheinlichkeit der Spina bifida ist, kann der Mediziner mit dem Triple-Test abschätzen. Jener wird ab der 16. Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Behandlung und Therapie

Die Therapie und Behandlung richtet sich vorwiegend nach der Art und dem Ausmaß der Fehlbildung. So wird die Spina bifida occulta als relativ leichte Krankheitsform eingestuft, bei welcher oftmals keine klinischen oder symptomatischen Auffälligkeiten gegeben sind. In jenen Fällen benötigen die Betroffenen auch keine besonderen Therapien oder Behandlungen. Liegt ein ausgeprägter Neuralrohrdefekt vor (die offene Spina bifida), muss eine operative Maßnahme innerhalb der nächsten 48 Stunden erfolgen.

Der Mediziner muss - bis spätestens 48 Stunden nach der Geburt - den offenen Rücken chirurgisch verschließen, sodass das Entzündungsrisiko deutlich reduziert werden kann. Durch die Operation werden auch gleichzeitig die Überlebenschancen des betroffenen Kindes erhöht; ohne chirurgischen Eingriff ist das Weiterleben des Kindes nicht gesichert. Jedoch ist es nicht möglich, dass neurologische Beeinträchtigungen oder Komplikationen ausgeschlossen werden können.

Liegen Fuß- oder Gelenksdeformationen vor, können diese später physiotherapeutisch oder auch orthopädisch behandelt und korrigiert werden; in einigen Fällen sind sogar operative Maßnahmen notwendig. Liegt auch ein Wasserkopf vor, wird ein Shunt (Katheter) eingelegt. Durch diesen operativen Shunt ist es möglich, dass die überschüssige Hirnflüssigkeit ablaufen kann; der Gehirndruck kann dadurch reduziert werden.

Geht mit der Spina bifida eine Blasenentleerungsstörung einher, werden entweder Medikamente verordnet, ein Katheter angelegt oder der Betroffene operiert, damit etwaige Infektionen verhindert werden können. Des Weiteren ist es wichtig, dass die Eltern des Kindes eine psychologische Betreuung erfahren.


Vorbeugung

Da bislang keine Ursachen gefunden wurden, welche zu 100 Prozent für eine Spina bifida verantwortlich sind, kann der offene Rücken auch nicht vorgebeugt werden. Mitunter ist es jedoch ratsam, wenn - während der Schwangerschaft - auf den Vitamin B-Spiegel geachtet wird. Statistiken zufolge kann die Wahrscheinlichkeit einer Spina bifida um 50 Prozent reduziert werden, wenn schwangere Frauen Vitamin B einnehmen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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