Rhesusunverträglichkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Rhesusunverträglichkeit handelt es sich um eine Erkrankung von Mutter und Kind, die in der zweiten Schwangerschaft einer Frau auftauchen kann. Umgangssprachlich ist die Krankheit als Blutgruppenunverträglichkeit bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Rhesusunverträglichkeit?

Es kann vorkommen, dass das Baby im Bauch einen anderen Rhesusfaktor als die Mutter hat. Dies kann zu Komplikationen führen.

Bei der Rhesusunverträglichkeit kommt das Blut der Mutter mit dem Blut des Kindes in Kontakt. Dieser Prozess tritt meistens während der Geburt und nicht im Rahmen der Schwangerschaft auf. Wenn Mutter und Kind unterschiedliche Rhesusfaktoren aufweisen, ist es möglich, dass eine Unverträglichkeit erscheint. Eine Rhesusunverträglichkeit birgt Komplikationen und Gefahren für das Kind. Häufig handelt es sich um eine Rhesus- negative Mutter und ein Rhesus- positives Kind. In Deutschland erkranken etwa 0,5 Prozent der Neugeborenen an der Unverträglichkeit und deren Folgen. Dabei konnte die Zahl der Betroffenen durch Vorsorgeuntersuchungen reduziert werden.

Ursachen

Während der Schwangerschaft kommt es nur selten vor, dass das Blut von Mutter und Kind sich berühren. Bei der Geburt hingegen lässt sich die Vermischung nicht ausschließen. Wenn bei Mutter und Kind unterschiedliche Rhesusfaktoren vorliegen, bildet der mütterliche Körper Antikörper. Daraus resultiert eine Rhesusunverträglichkeit.

Die Antikörper verbleiben dabei unter Umständen in der Plazenta der Frau. Wird diese erneut schwanger, sind die Antikörper dazu in der Lage, das folgende Kind anzugreifen. Die Antikörper heften sich an die roten Blutkörperchen des Ungeborenen und schädigen unter Umständen die Blutzellen. Durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen entsteht eine Anämie.

Aufgrund dieser Vorgänge erscheinen im weiteren Verlauf der Schwangerschaft die typischen Symptome einer Rhesusunverträglichkeit. Bei Rhesusfaktoren handelt es sich um bestimmte Proteine der roten Blutkörperchen, sie sind Teil der Blutgruppenmerkmale. In Deutschland tragen etwa 15 Prozent der Bevölkerung einen Rhesus-negativen Faktor in sich, 85 Prozent sind dementsprechend Rhesus-positiv. Entsteht innerhalb einer Partnerschaft ein Kind, bei dem beide Parteien unterschiedliche Rhesusfaktoren aufweisen, kann auch das Rhesus-positive Merkmal vererbt werden, wodurch eventuell eine Rhesusunverträglichkeit entsteht.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Rhesusunverträglichkeit:

Eine Rhesusunverträglichkeit weist das Potenzial auf, bei dem Neugeborenen schwere Schäden zu hinterlassen. Aus der Vernichtung der roten Blutkörperchen kann eine Anämie resultieren. Die Blutarmut führt wiederum dazu, dass in dem Körper des Kindes zu wenig Sauerstoff verteilt wird. Zum einen äußert sich dies durch eine blasse Hautfarbe, zum anderen kann der kindliche Körper seine Funktionen mit einem Sauerstoffmangel nicht optimal erfüllen.

Um die zerstörten Blutkörperchen auszugleichen, werden vermehrt rote Blutkörperchen produziert, wodurch Leber und Milz in ihrer Größe zunehmen. Betroffene Kinder haben zudem oft eine gelbliche Verfärbung von Haut und Augen. Diese entsteht dadurch, dass aufgrund der Zerstörung der roten Blutkörperchen viele Abbaustoffe ins Blut gelangen. Bei diesen handelt es sich insbesondere um Bilirubin, dem Überbleibsel vom Hämoglobin. Kann der erhöhte Bilirubin-Spiegel nicht am weiteren Wachstum verhindert werden, ist nicht auszuschließen, dass der Stoff sich in bestimmten Regionen des Gehirns absetzt und bleibende Schäden verursacht.

Während der Verlauf früher schwerwiegende Formen annehmen konnte, ist er heutzutage meistens harmlos. Vorsorgeuntersuchungen und Medikamente sind dafür verantwortlich, dass Komplikationen aufgrund einer Rhesusunverträglichkeit meistens vermieden werden können.

Diagnose

Eine Rhesusunverträglichkeit lässt sich durch den Frauenarzt bereits in sehr frühen Stadien der Schwangerschaft diagnostizieren. Als Grundlage dient der Antikörper-Suchtest und die Ermittlung der mütterlichen Blutgruppe. Ist eine Rhesusunverträglichkeit eingetreten, steht der Säugling zunächst im Mittelpunkt. Besonders wichtig ist das Level des Bilirubin im kindlichen Blut. Dafür wird das Fruchtwasser auf den Stoff untersucht. Gleichzeitig kann ein Ultraschall den Zustand von Milz und Leber preisgeben.

Behandlung und Therapie

Ausschlaggebend für die Therapie der Rhesusunverträglichkeit ist der Schweregrad der Krankheit. Das Stadium der Unverträglichkeit wird dabei durch unterschiedliche Faktoren gemessen. Besonders wichtig ist hier der Stand der Anämie und Gelbsucht. Weiterhin spielt es eine Rolle, ob das erhöhte Bilirubin im Blut des Neugeborenen bereits bleibende Schäden hinterlassen hat. Konnten Ärzte schon vor der 20. Schwangerschaftswoche ernsthafte Bedrohungen für das Kind ausmachen, muss die weitere Blutversorgung über eine Bluttransfusion erfolgen. Diese wird über die Nabelschnur oder durch das Bauchfell gelegt.

Im Rahmen einer solchen Behandlung kann die Anämie gemildert werden. Gleichzeitig sorgen die mütterlichen Antikörper nicht mehr für eine weitere Schädigung der roten Blutkörperchen des Kindes. Stellt der Arzt nach der Geburt erhöhte Bilirubin-Werte fest, so werden diese normalerweise im Rahmen der Fototherapie behandelt. Diese beinhaltet die Unterstützung von künstlichem Licht. Um einen größeren Erfolg der Fototherapie verbuchen zu können, wird meistens parallel zu weiteren Medikamenten gegriffen.

Besonders häufig kommt hier Phenobarbital zum Einsatz. Phenobarbital ist dazu in der Lage, die Bildung von Enzymen in der Leber anzuregen. Ist der Anstieg des Bilirubin innerhalb eines sehr kurzen Zeitfensters erfolgt, ist es meistens notwendig, eine Austauschtransfusion einzuleiten. Diese sorgt dafür, dass das Blut des Kindes vollständig durch fremdes Blut ausgetauscht wird.


Vorbeugung

Eine Rhesusunverträglichkeit lässt sich heutzutage effektiv vorbeugen. Weisen Mutter und Vater unterschiedliche Rhesusfaktoren auf, so kann der Mutter nach der Geburt des ersten Kindes ein Medikament verschrieben werden. Bei diesem handelt es sich um Anti- D Antikörper, welche das Risiko für eine Rhesusunverträglichkeit in einer weiteren Schwangerschaft senken. Im Rahmen einer solchen Prophylaxe wird der Körper der Mutter davon abgehalten, Antikörper zu produzieren.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
  • Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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