Reflux beim Baby

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Reflux beim Baby ist eine normale Erscheinung bei Neugeborenen und kleinen Babys, bei denen ein Teil der Nahrung durch den Mund wieder ausgeschieden wird. Der Reflux wird nur dann behandelt, wenn es in Folge dessen zu Unterernährung oder Reizung der Speiseröhre kommt. Andernfalls führt der Reflux beim Baby zum normalen "Speien".

Inhaltsverzeichnis

Was ist Reflux beim Baby?

Reflux beim Baby ist in gewissem Rahmen normal. Der Schließmuskel des Magens ist bei etwa der Hälfte der Neugeborenen noch nicht so stark ausgebildet wie beim Erwachsenen, was den Reflux auslöst. Dabei wird halb verdaute Milchnahrung zurück in die Speiseröhre oder in den Mund befördert - das Baby speit. Etwa um den 10. Lebensmonat haben nur noch wenige Babys mit Reflux zu kämpfen. Reflux ist bei Babys also in gewissem Rahmen normal, kann aber mit geeigneter Nahrung unter Kontrolle gehalten werden, wenn das Baby darunter leidet oder nicht richtig zunimmt.

Bei Babys ist es normal, wenn ein Teil ihrer Nahrung durch den Mund wieder ausgeschieden wird, da der Schließmuskel des Magens noch nicht so stark ausgebildet ist.

Ursachen

Reflux entsteht aufgrund einer Schwäche des Schließmuskels, der die Speiseröhre vom Magen trennt. Das Baby nimmt Milch oder Babynahrung durch den Mund auf, diese gelangt in den Magen - und wird durch den schwachen Schließmuskel hindurch zurück in die Speiseröhre oder den Mund befördert. Das Baby spuckt infolgedessen. Ursachen sind eine normale Schwäche des Schließmuskels bei Neugeborenen und sehr kleinen Babys vor dem 10. Monat. Bis dahin verbessert sich der Reflux des Babys in der Regel oder verschwindet sogar vollständig. Häufungen sind bei gestillten Babys bekannt, da sie beim Stillen Luft schlucken und diese den Reflux verstärken kann.

Symptome und Verlauf

Normaler Reflux beim Baby kann vereinzelt nach Mahlzeiten auftreten. Das Baby trinkt in ausreichender Menge in seinem üblichen Rhythmus und erbricht wenig später die nahezu unverdaute Milch. Als Faustregel gilt: das Baby sollte nicht mehr als 5 Mal am Tag die Nahrung erbrechen, andernfalls droht Gewichtsverlust. Bei den meisten Babys bleibt der Reflux einige Monate, bis er sich nach und nach bessert und immer seltener auftritt.

Ab dem 10. Monat leiden bereits wesentlich weniger Babys darunter. Vorsicht ist geboten, wenn der Reflux beim Baby nach annähernd jeder Mahlzeit auftritt, das Baby dabei offensichtlich Schmerzen hat, schreit oder im Erbrochenen Blut zu erkennen ist. In schweren Fällen führt der Reflux zu Reizungen von Magen und Speiseröhre und muss durch den Kinderarzt behandelt werden.

Komplikationen

In den meisten Fällen verursacht Reflux beim Baby keine langfristigen Probleme. Bei schwererem Reflux können jedoch folgende Komplikationen auftreten:

  • Wachstumsverzögerungen: Wenn das Baby durch häufiges Spucken nicht genügend Nährstoffe aufnimmt oder Essen verweigert, kann es zu einer schlechten Gewichtszunahme oder sogar zum Wachstumsstopp kommen.
  • Schleimhautentzündungen: Der saure Mageninhalt kann die Speiseröhre reizen und zu einer Entzündung der Speiseröhre führen (Ösophagitis), was beim Baby Schmerzen verursacht und das Füttern erschweren kann.
  • Schlafprobleme: Starker Reflux kann das Baby beim Schlafen stören und zu unruhigem Schlaf führen, was sowohl für das Baby als auch für die Eltern belastend ist.

Wann zum Arzt?

Eltern sollten einen Arzt aufsuchen, wenn:

  • Das Baby Schmerzen beim Füttern zeigt (z. B. durch Weinen, sich Winden oder Verweigerung der Nahrung).
  • Es häufiges, starkes Spucken hat, das über das übliche Aufstoßen hinausgeht.
  • Das Baby nicht gut zunimmt oder sogar Gewicht verliert.
  • Es zu Anzeichen von Atemproblemen kommt, wie Husten, Keuchen oder wiederholte Infektionen der Atemwege.
  • Das Baby oft schwer einschläft oder unruhig schläft und dabei offensichtlich Unwohlsein zeigt.
  • Gelblich-grüner Mageninhalt hochkommt (dies kann auf einen ernsthaften Magen-Darm-Block hinweisen).

In diesen Fällen kann eine weitere Abklärung notwendig sein, um sicherzustellen, dass der Reflux keine schwerwiegenden Komplikationen verursacht.

Diagnose

Die meisten Babys erbrechen gelegentlich einen Teil der Nahrung in den ersten Lebensmonaten. Diese Beobachtung reicht bereits aus, um auf Reflux beim Baby zu schließen - es handelt sich schließlich um eine recht normale Erscheinung. Der Kinderarzt wird überprüfen, ob das Gewicht und der Allgemeinzustand des Babys stimmen. Umfangreichere Untersuchungen werden eingeleitet, wenn der Reflux beim Baby häufiger beobachtet wird, da dann Magen und Speiseröhre in Mitleidenschaft gezogen werden. Wichtig für die Einordnung der Schwere des Refluxes ist die Beobachtung der Eltern, die diese zum Arzttermin mitbringen sollten.

Behandlung und Therapie

Der Reflux kann fürs Baby zwar unangenehm sein, muss aber in den meisten Fällen nicht gesondert behandelt werden. Im Laufe des ersten Lebensjahres gibt er sich von alleine und wird ohne ärztliches Eingreifen immer seltener. Während das Baby noch unter Reflux leidet, muss sein Gewicht genau beobachtet werden. Gelegentliches speien wird diesem noch nicht schaden, häufiges Erbrechen dagegen kann zur Gewichtsabnahme oder zumindest zum Stillstand führen.

Nach dem Füttern kann es helfen, das Baby etwa 20 Minuten in aufrechter Position zu halten und bei jeder Mahlzeit etwas weniger zu geben. Letzteres stößt beim Baby oft auf Widerstand, weshalb die Maßnahme auch nur als Alternative erwogen werden sollte, um ihm Stress zu ersparen. Bessert sich der Reflux dadurch noch nicht, gibt es Spezialnahrungen, die sanfter sind und dem Baby weniger Beschwerden verursachen, wenn es sie erbricht. Nur in Ausnahmefällen braucht das betroffene Baby Medikamente, die die Magensäure neutralisieren, um Speiseröhre und Magen nicht zu schädigen.

Wie kann Osteopathie bei Reflux beim Baby helfen?

Die Osteopathie bietet eine sanfte, ganzheitliche Behandlungsform, die das Wohlbefinden des Babys verbessern kann, indem sie den Körper unterstützt, sich selbst zu regulieren.

Osteopathischer Ansatz bei Reflux

In der Osteopathie wird der Körper als Einheit betrachtet, und es wird angenommen, dass die verschiedenen Strukturen und Systeme des Körpers miteinander in Verbindung stehen. Bei der Behandlung von Reflux beim Baby konzentrieren sich Osteopathen auf die folgenden Aspekte:

  • Beweglichkeit des Zwerchfells: Das Zwerchfell spielt eine wichtige Rolle beim Atmen und bei der Verdauung, da es sich direkt über dem Magen befindet. Spannungen im Zwerchfell können den Druck auf den Magen erhöhen und so den Reflux verschlimmern. Ein Osteopath kann mit sanften Techniken helfen, Spannungen in diesem Bereich zu lösen und die Funktion des Zwerchfells zu verbessern.
  • Behandlung des Magens und des Verdauungstrakts: Osteopathen wenden sanfte manuelle Techniken an, um die Beweglichkeit des Magens zu fördern und die Spannungen rund um den Magen und den unteren Schließmuskel der Speiseröhre zu verringern. Dadurch kann der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre reduziert werden.
  • Lösen von Spannungen im Nacken und Schädel: Während der Geburt können sich Spannungen im Nacken und Schädel des Babys aufbauen, was das Nervensystem beeinflussen kann. Der Nervus vagus, der den Magen-Darm-Trakt steuert, verläuft vom Gehirn durch den Hals zum Magen. Spannungen in diesem Bereich könnten die Funktion dieses Nervs beeinträchtigen und Refluxsymptome verstärken. Osteopathen arbeiten mit sanften Techniken, um diese Spannungen zu lösen und die Nervenfunktion zu unterstützen.
  • Verbesserung der allgemeinen Körperbalance: Osteopathie kann das Gleichgewicht und die Beweglichkeit des gesamten Körpers fördern, was den Verdauungsprozess verbessern und die Symptome des Refluxes lindern kann.

Vorteile der Osteopathie bei Reflux

  • Schmerzfreie und sanfte Behandlung: Osteopathische Behandlungen sind nicht invasiv und bestehen aus sanften Berührungen, die das Baby in der Regel als angenehm empfindet.
  • Ganzheitlicher Ansatz: Osteopathen berücksichtigen den gesamten Körper des Babys und behandeln nicht nur die Symptome, sondern auch mögliche Ursachen wie Spannungen oder Blockaden.
  • Förderung der Selbstregulation: Osteopathie zielt darauf ab, die natürlichen Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen, was zu einer langfristigen Verbesserung führen kann.

Wann ist Osteopathie sinnvoll?

Osteopathie kann besonders dann sinnvoll sein, wenn:

  • Der Reflux des Babys hartnäckig ist und auf andere Maßnahmen nicht ausreichend anspricht.
  • Es zusätzliche Beschwerden gibt, wie Bauchschmerzen, Schlafprobleme oder Verspannungen im Körper.
  • Eltern eine sanfte, natürliche Ergänzung zur konventionellen medizinischen Behandlung suchen.

Was sollte beachtet werden?

Es ist wichtig, dass die Behandlung von einem qualifizierten Osteopathen durchgeführt wird, der Erfahrung in der Arbeit mit Babys hat. Osteopathie kann eine hilfreiche Ergänzung zur ärztlichen Betreuung sein, sollte jedoch nicht als Ersatz für ärztliche Diagnosen oder Behandlungen gesehen werden.

Osteopathie kann bei Babys mit Reflux helfen, indem sie Spannungen im Körper löst, die Verdauungsfunktion verbessert und den Körper unterstützt, sich selbst zu regulieren. Durch sanfte, manuelle Techniken kann der Reflux oft gelindert und das allgemeine Wohlbefinden des Babys gesteigert werden.

Prognose

Die gute Nachricht ist, dass Reflux bei Babys in der Regel harmlos ist und mit zunehmendem Alter verschwindet. Der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen entwickelt sich im Laufe der Zeit, sodass der Reflux meistens im Alter von 12 bis 18 Monaten nachlässt. Die meisten Babys wachsen ohne bleibende Probleme aus dieser Phase heraus. Wenn jedoch der Reflux stärker ist oder zu Komplikationen führt, kann eine medizinische Behandlung erforderlich sein, um Beschwerden zu lindern und das Wohlbefinden des Kindes zu sichern.

Vorbeugung

Reflux ist bei Babys eine normale Erscheinung, der kaum vorgebeugt werden kann. Hilfreich kann es sein, eine geeignete Trinkposition zu finden, das Baby nach der Fütterung einige Zeit gerade zu halten und es beim Trinken mit dem Kopf auf ein Kissen zu legen. Auch im Schlaf kann der kleine Kopf etwas höher gelagert werden, um Reflux nachts zu verhindern. Beim Flaschenkind kann die Nahrung zusätzlich angedickt werden. Eine völlige Vorbeugung des Reflux lässt sich durch hochwirksame Medikamente erreichen, die aber nur im Ernstfall verabreicht werden sollten.

Überblick

  • Kleine, häufige Mahlzeiten: Übermäßige Nahrungsaufnahme kann Reflux verschlimmern. Kleinere, aber häufigere Fütterungen können den Druck auf den Magen verringern.
  • Aufrechte Position: Halten Sie das Baby nach dem Füttern mindestens 20 bis 30 Minuten aufrecht, um den Rückfluss des Mageninhalts zu minimieren.
  • Schlafposition: Babys sollten immer auf dem Rücken schlafen, um das Risiko des plötzlichen Kindstods (SIDS) zu verringern. Eine leicht erhöhte Liegeposition beim Schlafen kann jedoch helfen, den Reflux zu lindern.
  • Fütterungstechniken: Stillende Mütter sollten darauf achten, dass das Baby richtig angelegt ist, um Luftschlucken zu vermeiden. Bei Flaschenfütterung können spezielle Anti-Kolik-Flaschen helfen, das Luftschlucken zu minimieren.
  • Vermeidung von Druck auf den Bauch: Enge Kleidung oder zu starkes Windeln können den Magen zusätzlich belasten und den Reflux verschlimmern.

Zusammenfassung

Reflux ist bei Babys häufig und in den meisten Fällen harmlos. In der Regel verwächst sich das Problem mit zunehmendem Alter. Eltern sollten jedoch wachsam sein, wenn der Reflux zu Komplikationen führt, das Wachstum beeinträchtigt oder das Baby offensichtliche Schmerzen hat. Mit einfachen Maßnahmen und gegebenenfalls ärztlicher Unterstützung kann Reflux gut bewältigt werden, sodass das Baby gesund und glücklich heranwächst.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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