Pheromone

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Pheromone sind hormonähnliche Verbindungen, die von einem Organismus ausgesendet werden, um Verhaltensänderungen beim Empfänger hervorzurufen. Sie sind im Tierreich sehr weit verbreitet. Meist wird das Sexualverhalten beeinflusst.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Als Pheromone werden unspezifische Duftstoffe bezeichnet, die ein Lebewesen zum Erreichen einer bestimmten Wirkung bei einem anderen Organismus der gleichen Art aussendet. Dabei können Verhaltensänderungen oder auch physiologische Veränderungen hervorgerufen werden. Bei den Pheromonen wird zwischen Releaser und Primer unterschieden.

Die Releaser beeinflussen das Verhalten des Empfängers, während die Primer eine physiologische Veränderung beim Empfänger hervorrufen. Pheromone wirken in sehr geringen Konzentrationen und können so mit den Hormonen verglichen werden. Hormone sind jedoch essenziell für die körperlichen Vorgänge, während Pheromone nur im Zusammenspiel der einzelnen Individuen wirken und so möglicherweise das Sozialverhalten beeinflussen können.

Anatomie

Pheromone sind chemische Duftstoffe, die über die Luft übertragen werden. Sie gehören keiner einheitlichen Stoffklasse an und besitzen daher unterschiedliche chemische Strukturen. Dabei wirken Pheromone sowohl auf das Hormonsystem als auch auf die vegetativen Funktionen. Bekannte Pheromone sind das Androstenon aus dem Achselschweiß des Mannes und die in den weiblichen Vaginalsekreten enthaltenen Kopuline.

Es wurde festgestellt, dass Androstenon den Menstruationszyklus der Frau synchronisieren kann. Die Duftstoffe werden über die Riechschleimhaut aufgenommen. Die wasserlöslichen Wirkstoffe binden sich an die Rezeptoren des Bulbus olfactorius. Der Bulbus olfactorius befindet sich unterhalb des Frontalhirns und ist für die Geruchswahrnehmung verantwortlich.

Auch die olfaktorischen Fasern des Nervus trigeminus können Pheromone wahrnehmen. Dazu muss jedoch eine wesentlich höhere Konzentration vorliegen. Da die Riechbahn direkt mit dem limbischen System und dem Hypothalamus verbunden ist, werden die Gerüche vorwiegend unbewusst wahrgenommen. Die Kollateralen des Nervus trigeminus führen zum Thalamus, wo eine bewusste Wahrnehmung der Gerüche vermittelt wird. Allerdings müssen hier die Konzentrationen höher sein, damit die Pheromone gerochen werden können.

Die unbewusste Wahrnehmung gilt spezifisch für den Menschen. Andere Säugetiere und Insekten können die Stoffe sehr wohl riechen. Tiere reagieren häufig intensiver auf Pheromone als Menschen. Die unbewussten Wahrnehmungen beim Menschen führen jedoch oft zu Änderungen im Hormonsystem oder im vegetativen System, ohne dass dafür ein Grund angegeben werden kann.

Funktion

Pheromone regulieren besonders im Tierreich das Sozialverhalten der einzelnen Individuen. In den letzten Jahren wurde jedoch festgestellt, dass auch das Sozialverhalten des Menschen in hohem Maße von Pheromonen beeinflusst wird. Das genaue Ausmaß dieses Einflusses ist jedoch noch nicht klar und bedarf weiterer Forschungsarbeit. Allerdings wurden klare Verhaltensänderungen in Abhängigkeit von bestimmten Duftstoffen festgestellt, die im menschlichen Sekret gefunden wurden.

Dabei geht es hauptsächlich um die unbewusste Änderung des Sexualverhaltens. Das im männlichen Achselschweiß vorhandene Androstenon kann die sexuelle Anziehungskraft des Mannes erhöhen. Dabei kommt es auf die Höhe seiner Konzentration an. Androstenon ist ein Metabolit des männlichen Sexualhormons Testosteron. Seine chemische Struktur ist ähnlich. Die Höhe seiner Konzentration signalisiert dem weiblichen Geschlecht eine größere sexuelle Aktivität des Mannes und erhöht damit dessen Attraktivität.

Das Gleiche gilt für die im weiblichen Vaginalsekret enthaltenen Kopuline, welche die den weiblichen Sexualhormonen ähnlichen Duftstoffe enthalten. In einigen Studien wurde auch festgestellt, dass heterosexuelle Männer und Frauen jeweils auf die Pheromone des anderen Geschlechts reagieren, während homosexuelle Personen immer die Duftstoffe des eigenen Geschlechts bevorzugen.

Inwieweit auch andere Pheromone beim Menschen eine Rolle spielen, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Sympathie und Antipathie auf den ersten Blick auch mit der Aussendung und dem Empfang von Pheromonen zu tun haben.


Erkrankungen

Wie bereits erwähnt, wurde festgestellt, dass Pheromone einen großen Einfluss auf das Hormonsystem und das vegetative System haben. Ob sich daraus auch gesundheitliche Konsequenzen ergeben, kann nur vermutet werden. So ist durchaus vorstellbar, dass sich bei einem längeren Zusammenleben von Menschen mit nicht kompatiblen Pheromonsystemen gesundheitliche Probleme ergeben. Sprichwörtlich ist das bei Menschen der Fall, die sich nicht riechen können.

Bezüglich des Sexualverhaltens fanden Sexualforscher heraus, dass Frauen besonders Männer anziehend finden, dessen Pheromone ein gegensätzliches Immunsystem anzeigen. Damit wird bei der Paarung eine größere Genvielfalt gewährleistet, was sich wiederum auf die körperliche und geistige Gesundheit der Nachkommen positiv auswirken kann. Diese natürliche Partnerwahl kann jedoch durch die Einnahme von Hormonen beeinträchtigt werden.

So wurde festgestellt, dass die Anti-Baby-Pille die Frau verstärkt einen männlichen Partner mit ähnlichem Immunsystem suchen lässt. Damit könnte sich für die Nachkommen die Konsequenz einer schwächeren Abwehrkraft ergeben. Des Weiteren haben Untersuchungen einen möglichen negativen Einfluss der Anti-Baby-Pille auf die Beziehung ergeben, weil das Verhütungsmittel die Wahrnehmung der männlichen Pheromone beeinträchtigen kann.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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