Perikarderguss
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Perikarderguss bezeichnet eine erhöhte Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Pericard). Dabei ist zu beachten, dass das Pericard normalerweise immer eine geringe Menge seröser Flüssigkeit in der Größenordnung von 2 bis 10 ml enthält. Die Erkrankung kann verschiedene Ursachen haben und führt im Extremfall zu einem lebensbedrohlichen Zustand.
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Was ist ein Perikarderguss?
Eine Flüssigkeitsansammlung von über 10 ml im Herzbeutel wird als Pericarderguss bezeichnet. Der Herzbeutel (Pericard) dient als bindegewebsartiger Sack zum Schutz des Herzens und sorgt mithilfe einer geringen Menge seröser Flüssigkeit für dessen freie Beweglichkeit. Wenn es jedoch durch krankhafte Prozesse zu einer Erhöhung der Flüssigkeitsmenge kommt, erhöht sich auch der Druck auf das Herz.
Dabei wird dessen Bewegungsfreiheit mit oft fatalen Folgen eingeschränkt. Der Perikarderguss ist ein relativ seltener Befund und kann sowohl einen chronischen als auch einen akuten Verlauf nehmen.
Ursachen
Früher war die Tuberkulose eine der Hauptursachen für diese Erkrankung. Heute entwickelt sich ein Perikarderguss allerdings am häufigsten auf der Grundlage einer malignen Tumorbesiedlung im Pericard.
In einigen Fällen kann auch eine Niereninsuffizienz zu dieser Komplikation führen. Bei der Nierenschwäche kommt es oft zu einer Vergiftung des Blutes mit harnpflichtigen Substanzen. In der Folge tritt neben einer Vielzahl von Symptomen oft auch eine Herzbeutelentzündung auf, die manchmal den Ausgangspunkt für eine krankhafte Flüssigkeitsansammlung im Pericard bildet.
Auch ein Herzinfarkt kann zu einem Perikarderguss führen. In selteneren Fällen kommt es nach einer Herzoperation, einer Herzschrittmacherimplantation oder einer medikamentösen Behandlung zu dieser Erkrankung. Insgesamt tritt ein Perikarderguss zwar nur selten auf, kann aber zu einer lebensbedrohlichen Herzbeuteltamponade führen.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome eines Perikarderguss:
- Darmversagen
Bei einem geringen Perikarderguss treten keine Symptome auf. Je höher jedoch der Füllungsgrad des Herzbeutels ist, desto größer wird auch der Druck aufs Herz. Dabei verringert sich der Bluteinstrom in die Diastole und das Auswurfvolumen pro Herzschlag sinkt. Die Folge ist ein Blutstau vor der rechten Herzkammer und die Steigerung der Herzfrequenz.
Bei einem akut auftretenden extremen Perikarderguss kommt es jedoch zu einer Herzbeuteltamponade mit Druckabfall und Kreislaufversagen. Dieser Zustand ist sehr lebensbedrohlich. Dabei tritt hochgradige Atemnot mit Erstickungsanfällen auf.
Des Weiteren kann es durch Blutstauungen zu Schädigungen der Leber, des Darms und der Nieren kommen. Die Entgiftungsprozesse im Körper laufen nicht mehr richtig ab. Dieser Zustand bedarf sofortiger ärztlicher Notmaßnahmen. Im Allgemeinen ist ein Perikarderguss jedoch chronisch und ruft nur geringe Beschwerden hervor.
Diagnose
Bei Vergrößerung der Leber, Halsvenenstauung, Vergrößerung der Milz, niedrigem Blutdruck und vergrößertem Herz sollte unter anderem die Verdachtsdiagnose auf Perikarderguss gestellt werden. Zur Diagnostik eignet sich dann am besten eine Ultraschalluntersuchung. Auch bei einer CT oder MRT kann das Vorliegen einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel bewiesen werden. Im EKG ist eine charakteristische Niedervoltage zu sehen. Um die Ursache der Erkrankung festzustellen, wird häufig der Herzbeutel punktiert und das Punktat auf eventuelle Bakterien, Viren oder gar Tumorzellen untersucht. Weitere Differenzialdiagnosen zu den Ursachen eines Perikardergusses beziehen sich auf mögliche autoimmunologische Prozesse, tuberkulöse Lungenerkrankungen, Zustände nach Herzinfarkt oder Einblutungen in den Herzbeutel.
Behandlung und Therapie
Oft ist der Perikarderguss so leicht, dass er selber keiner Behandlung bedarf, da in diesen Fällen meist auch keine Beschwerden auftreten. Allerdings sollte die Ursache der Flüssigkeitsansammlung abgeklärt werden, um die zugrunde liegende Erkrankung therapieren zu können. In der Regel handelt es sich um medikamentös gut behandelbare Erkrankungen. Nach der medikamentösen Therapie verschwindet der Perikarderguss in den meisten Fällen von alleine wieder.
Wenn jedoch eine größere Flüssigkeitsmenge im Herzbeutel vorhanden ist, sollte eine Pericardpunktion durchgeführt werden. Besonders schnelles Handeln ist bei einer Herzbeuteltamponade erforderlich, weil sie einen äußerst lebensbedrohenden Zustand darstellt. Die Herzbeuteltamponade kennzeichnet einen schnellen Flüssigkeitszulauf in das Pericard. Bei der Punktion wird das Pericard mit einer Nadel angestochen und Flüssigkeit abgelassen.
Die Drainage ist ein kleiner Schlauch, der in den Herzbeutel gelegt wird, um die Flüssigkeit regelmäßig ableiten zu können. Zur Vermeidung von Komplikationen muss die Pericardpunktion einer ständigen Ultraschallkontrolle unterliegen.
Dabei werden Herz, Kreislauf und Atmung lückenlos überwacht, denn in seltenen Fällen kann es bei der Punktion zu Herzrhythmusstörungen oder Verletzungen an Herz oder Lunge kommen. Des Weiteren erfolgt eine Laboruntersuchung des Punktates zur Feststellung eventueller Erreger oder Tumorzellen. Diese Untersuchungen bilden die Voraussetzungen für die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung.
So ergibt sich beispielsweise die Frage, ob eine Behandlung mit Antibiotika oder gar eine Krebstherapie notwendig ist. Insgesamt ist die Punktion und begleitende Untersuchung bei einem Perikarderguss so anspruchsvoll, dass sie Ärzten überlassen werden sollte, die große Erfahrung auf diesem Gebiet haben.
Vorbeugung
Konkrete Vorbeugemaßnahmen zur Verhinderung eines Perikardergusses gibt es nicht, da die Ursachen sehr unterschiedlich sein können. Zu den Auslösern gehören unter anderem Bakterien, Viren, Tumorzellen, krankhafte Veränderungen des Herzens (z. B. Herzinfarkt), Niereninsuffizienz oder auch postoperative Zustände. Allerdings wird die Wahrscheinlichkeit für das Entstehen eines Perikardergusses durch eine gesunde Lebensweise verringert.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
- Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
- Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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