Ohrgeräusche (Ohrensausen)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ohrgeräusche bzw. Ohrensausen sind auch unter dem Begriff Tinnitus bekannt. Die lästigen Töne im Ohr plagen etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung auf chronische Art, aber 40 Prozent haben mindestens einmal im Leben Ohrgeräusche. Die Heilbarkeit ist begrenzt, doch man kann vorbeugen, indem man gewisse Risikofaktoren meidet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Ohrgeräusche (Ohrensausen)?

Treten Ohrgeräusche dauerhaft auf, spricht man von einem Tinnitus. Stress, Kreislaufprobleme und Infektionen können Ohrensausen auslösen.

Von Ohrgeräuschen bzw. Ohrensausen oder Tinnitus spricht man, wenn der Betroffene Töne hört, obwohl von Außen kein Schall dieser Art ans Ohr dringt.

Diese Töne sind nur für den Betroffenen hörbar, zum Beispiel ein Pfeifen, Klingeln, Brummen, Sausen oder Rauschen. Die Ohrgeräusche gelten primär als ein Symptom und weniger als eine richtige Krankheit.

Man unterscheidet zwischen dem objektiven und dem subjektiven Tinnitus, die beide verschiedene Uhrsachen haben. Oft stellen Ohrgeräusche auch das Begleitsymptom vieler andere Krankheiten dar.

Zu unterscheiden sind auch echte Ohrgeräusche von eingebildeten Ohrgeräuschen. Eine Studie hat gezeigt, dass über 90 Prozent von hörgesunden Testpersonen über Ohrgeräusche klagen, wenn man sie sogar nur wenige Minuten in einen schalldichten Raum isoliert.

Im Unterschied zu diesem eingebildeten Tinnitus ist der echte Tinnitus intensiver und plagt die Betroffenen auch bei normaler Geräuschkulisse und nicht nur, wenn sie sich bewusst auf ihr Gehör konzentrieren.

Ursachen

Die Ursachen für Ohrgeräusche sind vielfältig. Manches Ohrsausen ist die Folge eines Schalltraumas oder eines Hörsturzes. Nach dem Zerplatzen eines Feuerwerkskörpers oder nach dem Besuch eines lauten Konzertes ist schon mal ein Geräusch in den Ohren die Folge. Auch nach der langen Autofahrt oder Zugfahrt führt dieser Lärmstress manchmal zu einem Brummen, das anhält, auch wenn die Fahrt längst vorüber ist.

Es gibt viele Erkrankungen des Innenohres und des Mittelohres, die zu Ohrensausen führen können, zum Beispiel die Erkrankung am Morbus Meniére, Infektionen durch Bakterien und Viren. Auch Schwerhörige klagen öfter über einen Tinnitus. Darüber hinaus können die Ohrgeräusche Anzeichen von Krankheiten außerhalb des Ohres sein wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder von Stoffwechselerkrankungen.

Wann zum Arzt?

Ohrengeräusche sind meist vorübergehend und gesundheitlich unbedenklich. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn das Pfeifen, Rauschen oder Summen länger als drei Tage bestehen bleibt oder im Verlauf an Intensität zunimmt. Auch bei möglichen Begleitsymptomen, die je nach Ursache von Ohrenschmerzen bis Schwerhörigkeit reichen können, muss ein Arzt hinzugezogen werden, welcher das Grundleiden diagnostiziert und die Behandlung der Ohrengeräusche einleitet.

Zunächst sollte allerdings sichergestellt werden, dass die Geräusche nicht durch andere Ursachen wie etwa einen Ohrschmalzpropf oder starke Lärmeinwirkung verursacht werden. Ein Krankenbuch hilft dabei, Auftreten und Art der Geräusche festzuhalten und so zur späteren Ursachenfindungen beizutragen. Ohrensausen in Folge eines lauten Knalls oder einer schweren Erkältung deutet auf eine Schädigung der Gehörgänge hin, welche in jedem Fall fachärztlich behandelt werden muss.

Bei Ohrengeräuschen im Alter liegt dagegen häufig eine natürliche Ursache vor, welcher keiner Behandlung bedarf, insofern die Geräusche selbst nicht zur Belastung werden. Bei länger andauerndem Ohrensausen kann der HNO-Arzt die Ursachen abklären und eine geeignete Therapie einleiten. Bleiben die Ohrgeräusche weiterhin bestehen oder treten immer wieder auf, muss eine Langzeittherapie in Betracht gezogen werden.

Diagnose und Verlauf

Die Diagnose von Ohrgeräuschen ist im Grunde recht einfach. Die Betroffenen „hören“ ihn regelrecht. Sie hören Geräusche, die andere nicht hören. Beim Gespräch mit dem Arzt geht es deshalb weniger um die Diagnose des Tinnitus, sondern um das Auffinden der Ursache für den Tinnitus. Der Arzt fragt zum Beispiel, wie lange der Tinnitus schon besteht und unter welchen Bedingungen er das erste Mal aufgetreten ist. Auch Fragen nach beruflichen Stress, schweren Unfällen oder bekannten Erkrankungen anderer Organe gehören zum Gespräch.

Im zweiten Schritt nimmt der Ohrenarzt eine Untersuchung des Ohres vor. Zu dieser Reihe der Untersuchungen zählen verschiedene Hörtests mit Tönen verschiedener Höhen und Lautstärken sowie mit gesprochenen Worten. Eine Untersuchung des Außenohres per Ohrmikroskopie gehört ebenso dazu. Neben diesen Standarduntersuchungen gibt es noch ein sogenanntes Tinnitus Matching, mit dem die Art des Ohrensausens genauer bestimmt wird. Es gibt noch mehrere weitere Untersuchungsmethoden, die Teil der gesamten Methodenserie ist. In manchen Fällen leitet der Arzt den Betroffenen auch zu den HNO-Fachabteilungen der Krankenhäuser weiter, wo diese Serie der Untersuchungen durchgeführt wird.

Unterschieden wird der chronische und der akute Tinnitus. Von chronischen Ohrgeräuschen spricht man, wenn sie über sechs Monate andauern. Bei einer Dauer von bis zu drei Monaten spricht man nur von einem akuten Tinnitus, wobei auch eine Dauer von einer Woche bereits lang ist. Manche Ohrgeräusche verschwinden schon nach wenigen Stunden oder Tagen wieder. Im Gegensatz zu vielen anderen Krankheiten ist Tinnitus keine Krankheit, die sich unbehandelt verschlimmert. Ohrgeräusche bleiben entweder relativ konstant oder werden mit der Zeit schwächer.

Komplikationen

In den meisten Fällen treten Ohrgeräusche nur temporär auf und verschwinden wieder von alleine. Hier kommt es zu keinen weiteren Komplikationen und Problemen. Die Ohren sollten in dieser Zeit allerdings geschont und keinem unnötigen Lärm ausgesetzt werden. Das Ohrensausen kann auch durch Ohrenschmerzen und Kopfschmerzen begleitet werden. In der Regel ziehen sich die Schmerzen aus den Ohren in andere Regionen des Körpers. Durch die Ohrgeräusche kann es zu Schlafmangel und zu Konzentrationsstörungen kommen. Der Alltag des Patienten wird dadurch eingeschränkt und es kommt zu Stress und leichten psychischen Beschwerden.

Das Ohrensausen kann sich auch zu einer Entzündung entwickeln. Diese kann von einem Arzt mit Hilfe von Antibiotika relativ gut behandelt werden. Die Ohrgeräusche an sich können kaum beeinflusst werden, da es keine gezielte Therapie des Trommelfells gibt. Es kann daher nicht vorhergesagt werden, ob die Ohrgeräusche verschwinden oder nicht. Im schlimmsten Fall kommt es durch die Ohrgeräusche zum Verlust des Hörvermögens und damit zu einer starken Einschränkung im Alltag. Falls das Ohrensausen von alleine verschwindet, kommt es zu keinen Komplikationen.

Behandlung und Therapie

Ohrgeräusche sind nur begrenzt heilbar, insbesondere, wenn es ein chronischer Tinnitus ist.

Als Methoden kommen spezielle akustische Stimulationen infrage, die den Tinnitus-Rhythmus durchbrechen. Auch elektrische Gehirnstimulationen kommen zur Anwendung und Therapien mit Medikamenten. Hinzu kommen eine Reihe alternative Behandlungsmethoden wie die Stellatum-Blockade.

Ein anderer Ansatz sind Verhaltenstherapien. Hier geht es darum, die seelische Belastung der Ohrgeräusche zu senken sowie die Fixierung auf die Ohrgeräusche zu tilgen.

Ist der Betroffene entspannter, seine Psyche entlastet, ist dies eine gute Basis dafür, dass der Tinnitus schwächer wird oder sogar ganz abheilt.

Bisweilen wird auch das erfolgreiche Gewöhnen des Betroffenen an das Geräusch als Heilung betrachtet: Der Patient lernt, mit seinen Ohrgeräuschen zu leben.


Aussicht und Prognose

Der weitere Verlauf vom Ohrensausen hängt in der Regel von der Ursache dieser Beschwerde ab. Sollte das Ohrensausen durch eine kurzzeitige starke Belastung auftreten, so verschwindet dieses in den meisten Fällen wieder nach einigen Stunden oder einigen Tagen und führt nicht zu weiteren Beschwerden oder Komplikationen. Sollte das Ohrensausen allerdings schon über einen längeren Zeitraum auftreten oder eine chronische Beschwerde darstellen, so kann diese Beschwerde nicht besonders einfach behandelt werden.

In einigen Fällen leiden die Betroffenen ihr Leben lang an den Ohrengeräuschen und können diese nicht einschränken. Allerdings kann es ebenso zu einer spontanen Selbstheilung kommen. Ein allgemeiner Krankheitsverlauf kann aus diesem Grund nur schwer vorausgesagt werden. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch das Ohrensausen allerdings nicht verringert oder eingeschränkt. In einigen Fällen kann sich das Ohrensausen auch verschlimmern. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Ohren weiterhin stark belastet werden. In den meisten Fällen verringern sich die Beschwerden allerdings.

Vorbeugung

Vor dem akuten Tinnitus kann man sich schützen, indem man sowohl psychischen Stress meidet als auch starken Lärm, der Stress für das Ohr bedeutet. Sowohl Berufsstress, Stress im Haushalt als auch Diskolärm, Maschinenlärm und Straßenlärm sollten vermieden werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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