Neugeborenengelbsucht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Neugeborenengelbsucht

Knapp über 50 Prozent aller Neugeborenen entwickeln nach der Geburt eine Neugeborenengelbsucht. Die sogenannte Neugeborenengelbsucht ist dadurch gekennzeichnet, dass die Haut - wie der Name schon sagt – gelb gefärbt ist. Jene Gelbfärbung kann schwach bzw. aber auch sehr stark auftreten. In den meisten Fällen ist es eine harmlose Erkrankung, doch manchmal muss das Neugeborene medizinisch behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Neugeborenengelbsucht?

Bei mehr als der Hälfte aller Neugeborenen tritt - wenige Tage nach der Geburt - die sogenannte Neugeborenengelbsucht auf. Der medizinische Begriff lautet Neugeborenenikterus. Bei jener Erkrankung verfärbt sich die Haut gelblich, wobei die Ausprägung sehr schwach bzw. mitunter auch sehr stark sein kann. Die Neugeborenengelbsucht entsteht auf Grund des Gallenfarbstoffs Bilirubin.

Die Symptome sind - in den meisten Fällen - harmlos; die Neugeborenengelbsucht bildet sich daher von selbst zurück. Tritt eine Selbstheilung ein, spricht der Mediziner von einer physiologischen Neugeborenengelbsucht. Hier ist keine weitere Behandlung erforderlich. Halten die Symptome aber über einen gewissen Zeitraum an bzw. überschreiten die Bilirubinwerte eine gewisse Grenze im Blut, muss eine gezielte Therapie gestartet werden. Bei Frühgeburten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind von einer Neugeborenengelbsucht betroffen ist, von 50 Prozent auf 80 Prozent.

Ursachen

In fast allen Fällen kann die Gelbsucht der Neugeborenen auf die Stoffwechselvorgänge nach der Geburt zurückgeführt werden. Schlussendlich wird der Fötus im Mutterleib mit vielen roten Blutkörperchen versorgt. Dabei handelt es sich um die Sorte HbF. Da der Säugling nach der Geburt selbständig atmet, benötigt er weniger rote Blutkörperchen. Im Gegenteil: er benötigt eine andere Sorte, nämlich das HbA. Da die alten Blutkörperchen der Sorge HbF abgebaut werden müssen, bildet sich Bilirubin.

Da die Leber aber nicht vollständig entwickelt ist, kann das Organ die erzeugte Bilirubin Menge nicht schnell genug absondern, sodass die Gelbfärbung der Haut eintritt. Der Abbau der Blutkörperchen entsteht auch dann, wenn die Blutgruppe der Mutter und des Kindes sich nicht vertragen. Auch Blutergüsse nach der Entbindung bzw. eine angeborene Blutarmut können mitunter die Wahrscheinlichkeit, dass eine Neugeborenengelbsucht entsteht, erhöhen. Auch eine Frühgeburt, eine Stoffwechselstörung bzw. eine Anlagestörung der Gallenwege sind weitere Ursachen, die zu einem mangelhaften Bilirubin-Abbau führen.

Eine weitere Ursache ist das Crigler-Naijar-Syndrom. Kinder, welche von diesem Syndrom betroffen sind, verfügen nicht über jenes Enzym, das mitunter Bilirubin abbaut. In vielen Fällen kann auch das Stillen eine physiologische Neugeborenengelbsucht auslösen. Die Gründe, warum das Stillen eine Gelbsucht bei Säuglingen auslösen kann, sind bislang nicht bekannt.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Neugeborenengelbsucht:

  • Baby schreit viel

Klassische Symptome sind die Gelbfärbung der Haut. In weiterer Folge wirkt der Säugling aktivlos und schwach bzw. trinkt das Baby relativ wenig und schläft viel. Wird die Neugeborenengelbsucht nicht behandelt, können exzessives Schreien sowie Atemnot und Krampfanfälle auftreten. Das Neugeborene ist - wenn eine Neugeborenengelbsucht auftritt - schläfrig und verweigert die Nahrung bzw. trinkt sehr wenig.

Der Grund liegt im Bilirubin, welches sich in den bestimmten Bereichen des Gehirns ablagert. In weiterer Folge sind Atemnot, Krampfanfälle oder exzessive Schreianfälle möglich. Die Neugeborenengelbsucht kann unter anderem auch Spätfolgen mit sich bringen. Dazu zählen unter anderem Hör- wie Sehstörungen, Bewegungsauffälligkeiten oder auch eine verminderte geistige Entwicklung. Folgeschäden treten aber nur in den wenigsten Fällen auf.

Diagnose

Das Neugeborene erkrankt an der physiologischen Neugeborenengelbsucht zwischen dem dritten bzw. sechsten Lebenstag. Nach rund zehn bzw. vierzehn Tagen bildet sich die Neugeborenengelbsucht wieder zurück. Vorwiegend ist die Haut gelb gefärbt bzw. ist eine sehr weiße Augenhaut erkennbar. Der Mediziner überprüft nicht nur die Gelbfärbung der Haut, sondern misst auch die Bilirubinwerte. Mittels Multispektralgeräts erhält der Mediziner erste Informationen, ob es sich um eine Neugeborenengelbsucht handelt oder nicht. In weiterer Folge werden die Leber und die Galle des Neugeborenen untersucht. Bei jenen Untersuchungen kommt der Ultraschall zum Einsatz.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der krankhaften Neugeborenengelbsucht erfolgt mittels Photo- oder Lichttherapie. Die Haut wird dabei intensiv mit blauem Licht bestrahlt. Das blaue Licht sorgt dafür, dass das Bilirubin derart angeregt wird, sich in eine wasserlösliche Form zu verwandeln bzw. auf Grund der Umwandlung abgebaut werden kann. Jedoch kann die Photo- bzw. Lichttherapie Nebenwirkungen hervorrufen. Viele Neugeborenen leiden unter einem Hautausschlag, der jedoch harmlos ist und im Regelfall auch keinen Juckreiz auslöst.

Liegt eine erhöhte Bilirubinkonzentration vor, kann ein Blutaustausch angeregt werden. Jener kann mittels Austauschtransfusion erzielt werden. Tritt die Gelbsucht relativ früh ein (bzw. bei Säuglingen oder Frühgeborenen), wird sofort eine Behandlung begonnen. Hält die Neugeborenengelbsucht länger als vierzehn Tage an, kann eine Störung oder Erkrankung der Gallenwege vorliegen. Auch hier hilft die Lichttherapie.


Vorbeugung

Im Endeffekt stehen nur sehr wenige Möglichkeiten zur Verfügung, damit die Neugeborenengelbsucht vorgebeugt werden kann. Sofern möglich, sollte das Baby nicht vor dem Geburtstermin entbunden werden. Ebenfalls ist es ratsam, dass das Kind - nach der Geburt - viel Sonne und auch Licht erhält. Jedoch ist die Mittagssonne nicht geeignet. Vor allem empfindet das Baby die Morgen- bzw. Abendsonne als angenehm. Jedoch muss das Neugeborene mit Sonnenschutzprodukten geschützt werden.

Weitere vorbeugende Maßnahmen können durch die Vergabe von Phosphor C30 getroffen werden. Jenes homöopathische Arzneimittel kann ebenfalls eine Gelbsucht beim Neugeborenen vorbeugen.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Neugeborenengelbsucht

Das könnte Sie auch interessieren