Nervus vestibulocochlearis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Nervus vestibulocochlearis handelt es sich um den achten der zwölf Hirnnerven. Er setzt sich grundsätzlich aus zwei Anteilen zusammen, nämlich aus dem Vestibularis- und dem Cochlearisanteil.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Hauptaufgaben des N. vestibulocochlearis sind das Hören sowie die Vermittlung des Gleichgewichtssinns. Der Nerv verbindet spezifische Rezeptorgebiete im Innenohr mit den entsprechenden Bereichen des Gehirns. Er umfasst jedoch auch einige Fasern, die vom Gehirn zum Innenohr ziehen und eine Feinjustierung des Hörsinns erlauben.

Der N. vestibulocochlearis kann aufgrund seiner verschiedenen Anteile, die unterschiedliche Funktionen erfüllen, noch einmal in den Vestibularisanteil, auch als N. vestibularis bezeichnet, und den Cochlearisanteil beziehungsweise den N. cochlearis unterteilt werden.

Anatomie

Der Teil des N. vestibulocochlearis, der an der Vermittlung des Gleichgewichtssinnes beteiligt ist, ist der N. vestibularis. Früher wurde er auch als N. staticus bezeichnet. Er besteht aus bipolaren Nervenzellen, deren Zellkörper im Ganglion vestibulare angesiedelt sind. Das Ganglion vestibulare befindet sich am Boden des inneren Gehörgangs, des Meatus acusticus internus, und lässt sich ebenfalls in zwei Teile gliedern.

Die vom N. vestibulocochlearis stammenden Fortsätze ziehen zu den Innenohrrezeptorgebieten, die am Gleichgewichtssinn beteiligt sind. Insgesamt existieren hierbei acht Hauptnervenstränge: der N. utriculoampullaris, der N. utricularis, der N. ampullaris anterior, der N. ampullaris lateralis, der N. ampullaris posterior sowie der N. saccularis.

Direkt nach dem Ganglion vestibulare bündeln sich alle Fasern zum N. vestibularis und ziehen zusammen in die Schädelhöhle ein. Bei diesem Vorgang lagern sich die zum N. cochlearis gehörenden Fasern an, sodass es zur Bildung des N. vestibulocochlearis kommt. Der N. cochlearis ist der Anteil des achten Hirnnervs, der für den Hörsinn zuständig ist. Früher wurde er auch N. acusticus genannt. Er umfasst ebenfalls bipolare Nervenzellen. Deren Zellkörper befinden sich aber im Ganglion spirale, auch unter dem Namen Ganglion cochleare bekannt.

Dieses Nervenganglion ist in einer Höhle lokalisiert, die zentral innerhalb der Schneckenwindungen gelegen ist. Die zugehörigen Nervenzellfortsätze ziehen zu den Haarzellen des Corti-Organs. Die einzelnen Nervenzellen vereinigen sich in ihrem Verlauf zum N. cochlearis. Im Bereich des inneren Gehörgangs lagern sie sich dem N. vestibularis an, sodass der N. vestibulocochlearis entsteht.

Funktion

Als hauptsächliche Funktionen des N. vestibulocochlearis lassen sich zum einen die Ermöglichung des Hörens und zum anderen die Vermittlung des Gleichgewichtssinns nennen. Der Nerv kann noch einmal in afferente und in efferente Anteile aufgeteilt werden. Afferente Nervenfasern sind dabei definiert als Nervenfasern, die Informationen von der Peripherie zum Gehirn transportieren. Efferente Fasern bringen dagegen Signale vom Gehirn in die Peripherie.

Im Vestibularorgan sowie in der Cochlea werden durch sogenannte Mechanorezeptoren Nervenimpulse erzeugt. Die Mechanorezeptoren der Cochlea dienen zur Wahrnehmung von Schallwellen, die des Vestibularorgans zur Wahrnehmung der Körperlage, um Informationen für die Koordination des Gleichgewichts zu erhalten. Die afferenten Fasern liefern nun die Informationen aus den Sinnesorganen an das Gehirn, genauer gesagt an ihre spezifischen Nervenkerne, in denen eine Weiterverarbeitung folgt.

Die efferenten Signale nehmen den umgekehrten Weg. Sie kommen aus bestimmten Regionen und Kernen des Gehirns und enthalten Informationen darüber, wie bestimmte Organe agieren sollen. Sowohl die afferenten als auch die efferenten Fasern werden auf ihrem Weg mehrere Male verschaltet. Dies hat den Sinn, dass bestimmte Informationen weiteren Organen zugänglich gemacht werden sollen.

Gerade das Gleichgewichtsempfinden stützt sich außerdem nicht nur auf das Vestibularorgan, sondern bezieht einen Großteil der notwendigen Daten für seine regelrechte Funktion auch aus dem Sehsinn. Erst durch die Verschaltungen wird eine exakte Steuerung des Körpers möglich.


Erkrankungen

  • Akustikusneurinom
  • Lagerungsschwindel (BPLS)

Bei Erkrankungen des N. vestibulocochleares treten zumindest im Anfangsstadium vor allem Symptome auf, die im Zusammenhang mit dem betroffenen Nervenanteil stehen. Ist der N. cochlearis beschädigt, kommt es also vor allem zu Störungen des Hörempfindens, während bei Problemen des N. vestibularis ein Verlust des Gleichgewichtssinns im Vordergrund steht.

Die häufigsten Ursachen für Beschädigungen des N. vestibulocochlearis sind Schädel-Hirn-Traumen, Nervenentzündungen und Tumoren. Durch Schädel-Hirn-Traumen ausgelöste Schäden am N. vestibulocochlearis äußern sich oft in Gleichgewichtsstörungen mit Schwindel und Unwohlsein.

Zudem kann es zu Hörminderungen bis hin zur völligen Taubheit kommen. Ist die Beschädigung einseitig, so ist ein Nystagmus der Augen charakteristisch. Hierbei führen die Augen ununterbrochen schnelle Rückstellbewegungen aus, wie sie sonst nur bei Drehbeschleunigungen und dem Abstoppen derselben auftreten.

Nervenentzündungen des N. vestibulocochlearis äußern sich meist mit einer ähnlichen Symptomatik. Gründe können Virusinfektionen oder Durchblutungsstörungen sein. Auch Hirntumoren lösen eine ähnliche Symptomatik aus. Der häufigste Tumor des N. vestibulocochlearis ist das Akustikusneurinom, dessen Behandlung abhängig von Lage im Gehirn und Verfassung des Patienten ist.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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