Muskelschwäche (Myasthenie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Muskelschwäche ist eine schwerwiegende Krankheit, die eine Kommunikationsstörung zwischen Nerven und Muskeln zur Folge hat. Betroffene verlieren die Fähigkeit, ihre Muskeln vollständig zu benutzen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Muskelschwäche (Myasthenie)?

Muskelschwäche, auch Myasthenie genannt, charakterisiert eine Schwäche und schnelle Ermüdung der Körpermuskulatur. Muskelschwäche wird hervorgerufen durch ein Zusammenbrechen der normalen Kommunikation zwischen Muskeln und Nerven. Es gibt keine Heilung für Muskelschwäche, doch eine Behandlung kann die Anzeichen und Symptome der Krankheit lindern.

Dazu zählen bspw. Schwäche in den Armen und Beinen, doppeltes Sehen, sich schließende Augenlider, Schwierigkeiten beim Sprechen, Atembeschwerden, Kauen und Schlucken. Auch wenn Muskelschwäche in jedem Alter auftreten kann, ist sie verbreiteter bei Frauen unter 40 und Männern über 60.

Ursachen

Die Nerven kommunizieren mit der Muskulatur, indem sie bestimmte Chemikalien freisetzen (Neurotransmitter), die exakt in die Rezeptoren der Muskelzellen passen und diese aktivieren. Bei einer Muskelschwäche (Myasthenie) produziert das Immunsystem Antikörper, die bestimmte Rezeptoren blockieren oder zerstören.

Mit weniger verfügbaren Rezeptoren auf der Muskulatur, können diese auch schlechter durch die Nerven angesprochen werden. Antikörper vermindern womöglich auch die Funktion des Proteins Tyrosinkinase, das zuständig ist bei der Bildung von Verbindungen zwischen Nerven und Muskeln. Forscher gehen davon aus, dass die Thymusdrüse für die Bildung von den besagten Antikörpern verantwortlich ist.

Viele Menschen mit Muskelschwäche haben eine abnormal große Thymusdrüse, die in einigen Fällen auch gutartige Tumoren entwickelt. In einigen Fällen werden von Betroffenen auch Antikörper gegen andere Proteine gebildet. Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Erkrankung spielen, es ist jedoch selten, dass Mütter mit Muskelschwäche ein Kind mit Muskelschwäche gebären.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Muskelschwäche (Myasthenie):

Muskelschwäche verschlimmert sich, je häufiger bestimmte Muskeln benutzt werden. Da Symptome normalerweise bei Ruhe wieder zurückgehen, kommen und gehen diese in den meisten Fällen unregelmäßig. In Allgemeinen jedoch verschlimmern sich die Symptome der Krankheit über die Zeit und entwickeln einige Jahre nach Eintreten der Krankheit ihren Höchststand.

Auch wenn Muskelschwäche alle Muskelgruppen betreffen kann, sind einige Gruppen besonders häufig betroffen. Dazu zählen die Augenmuskulatur, als Resultat fallen die Lider zu und das Sehen wird erschwert. Schwächung von Gesichts- und Rachenmuskulatur behindert beim Sprechen, Essen oder der Fähigkeit zum Minenspiel. Schwäche in Armen und Beinen verursachen einen unsicheren Gang und erschwerten Umgang im Alltag.

Diagnose

Für die Diagnose von Muskelschwäche (Myasthenie) wird der Arzt die Anzeichen und Symptome erfragen, eine physische Untersuchung durchführen und gezielte Fragen zur persönlichen und familiären Krankengeschichte stellen. Anschließend werden ggf. weitere Verfahren durchgeführt. Dazu können gehören:

  • Neurologische Tests: Reflexe, Muskelstärke, Tastsinn, Sehkraft, Koordination, Gleichgewichtssinn.
  • Edrophonium Test: Die Injektion von Edrophonium führt evtl. zu einer kurzzeitigen Verbesserung der Symptome. Das kann ein Anzeichen für Muskelschwäche sein.
  • Eistest: Die Augenlider werden mit Eis gekühlt und anschließend die Effekte der Kühlung beobachtet.
  • Bluttest: Im Blut befinden sich evtl. bereits Anzeichen für das Vorkommen bestimmter mit Muskelschwäche in Verbindung stehender Antikörper.
  • Elektroden-Test: Es werden Elektroden auf der Haut angebracht und die Reaktion der Nerven und Muskulatur getestet.

Behandlung und Therapie

Zur Behandlung von Myasthenie werden womöglich mehrere Verfahren angewandt, um die Symptome des Betroffenen zu reduzieren. Eine Therapie beinhaltet die Behandlung mit Medikation. Dazu zählen bspw. der Einsatz von Cholinesterasehemmer. Diese heilen zwar nicht die Ursache der Muskelschwäche, können jedoch die Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln verbessern und die Symptome lindern.

Die Verschreibung von Kortison vermindert die Produktion von Antikörpern des Immunsystems, folglich auch die der verantwortlichen Antikörper. Zu diesem Zweck existieren noch aggressivere Mittel zur Unterdrückung des Immunsystem. Jedoch können sie ernsthafte Nebenwirkungen haben und lassen das Risiko für Infektionen ansteigen. Plasmapherese funktioniert ähnlich wie Dialyse und filtert das Blut des Betroffenen von den schädlichen Antikörpern.

Ca. 15 Prozent der von Muskelschwäche Betroffenen haben einen Tumor in der Thymusdrüse, die zu einer erhöhten Produktion von Antikörpern führt. Eine Operation und partielle oder komplette Entfernung der Thymusdrüse kann evtl. zu einer Linderung der Symptome führen. Dies kann jedoch Jahre auf sich warten lassen. Die Thymusdrüse befindet sich hinter dem Brustbein und je nach Situation ist eine Öffnung des Brustkorps oder nur eine kleinere Operation vonnöten.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung von Muskelschwäche ist nicht möglich. Der Betroffene muss lernen mit seiner Krankheit zu leben und mit ihr umzugehen. Dazu gehört bspw. das Wissen darum, wann die kräftigen Momente des Tages sind. An diesen sollte bspw. gegessen werden, da dies eine komplizierte und für den Körper anstrengende aber wichtige Tätigkeit ist. Ansonsten sollte das eigene Haus sicher und einfacher begehbar gemacht werden. Technische Erleichterungen wie elektrische Zahnbürsten helfen dabei, dass die Muskeln nicht zu schnell erschlaffen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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