Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (Cheilognathopalatoschisis) ist eine angeborene Öffnung in den bezeichneten Bereichen des Gesichts. Sie entsteht bereits vor der Geburt, wenn die Entwicklung der Gesichtsstruktur nicht vollkommen abschließt. Im Volksmund wird diese Fehlentwicklung auch als Hasenscharte bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (Hasenscharte)?

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte wird bei der Geburt festgestellt und lässt sich durch Operationen gut beheben.

Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalten oder Cheilognathopalatoschisis ist eine der meist verbreitesten Geburtsfehler. Umgangssprachlich spricht man hier von der sogenannten "Hasenscharte". Spalten in Kiefer, Lippe oder Gaumen erscheinen meist als ein isolierter Defekt, aber wird ebenso verbunden mit genetischen Bedingungen oder Syndromen.

Ein Kind mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu bekommen, beunruhigt viele Menschen. Doch der Fehler kann korrigiert werden. Mit einer Serie von Operationen können die normalen Funktionen gewährleistet und auch eine normale Erscheinung erreicht werden. Es bleibt nur eine kleine Narbe zurück.

Ursachen

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte treten auf, wenn das Hautgewebe im Gesicht des Babys nicht vollständig ausgeformt wird. Das Gewebe im Gesicht, das die Mund- und Lippenregion ausmacht, wächst normalerweise im dritten Schwangerschaftsmonat zusammen.

Bei betroffenen Kindern schließt diese Entwicklung versetzt oder nicht vollständig ab. In vielen Fällen kann ein definitiver Grund für das Ausformen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte nicht ausgemacht werden.

Im Allgemeinen gehen Forscher aber von einer Kombination von genetischen und umweltbedingten Faktoren aus. Von Seiten der Mutter oder des Vaters können genetische Informationen weitergegeben werden, welche die Spalte entweder als isolierten Defekt oder als Teil eines Syndroms in sich tragen.

In manchen Fällen kann ein Kind ein Gen erben, dass das Risiko auf eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erhöht, doch erst Umweltfaktoren lösen die Entwicklung der Spalte aus. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Risiko erhöht, wenn Frauen während der Schwangerschaft Alkohol trinken oder Rauchen.

Symtpome und Verlauf

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann bereits bei der Geburt festgestellt werden. Eine Spalte in der Lippe und in der Region über dem Mund, kann sowohl eine einzelne, als auch beide Seiten des Mundes betreffen. Die Spalten variieren in Größe und Ausprägung. Es können lediglich kleinere Vernarbungen sein, oder eine weitere Öffnung darstellen, die bis in den Nasenbereich übergeht. Bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten die sehr mittig auftreten, ist von einer Störung des optischen Erscheinungsbildes häufig kaum zu sprechen. Seltene Fälle der Spaltenbildung entwickeln sich unsichtbar innerhalb des Mundraums. Typische Symptome für diese Art sind Probleme beim Schlucken, eine nasale Sprechstimme, oder wiederauftretende Ohrenentzündungen.

Diagnose

In den meisten Fällen wird die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte bereits bei der Geburt erkannt und benötigt keine spezielle Diagnostik. In stark entwickelten Fällen der Spaltenbildung kann die Fehlbildung bereits im Mutterleib während der Ultraschalluntersuchung festgestellt werden. Ab der 18. Schwangerschaftswoche können solche Fehlbildungen entdeckt werden. Auch hier sind Spalten im Kiefer oder Gaumen schwieriger zu erkennen, als Spalten in der Lippe. Bei dieser frühen Diagnose zieht der Arzt eventuell in Erwägung eine Fruchtwasseruntersuchung vorzunehmen, um genetische Syndrome auszuschließen.

Komplikationen

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann verschiedene Auswirkungen auf den Gesundheitszustand des Betroffenen haben. Schon im Säuglingsalter können Probleme bei der Nahrungsaufnahme auftreten, was eine Unterernährung und die damit verbundenen Komplikationen (Müdigkeit, Sehstörungen, Organstörungen, u.a.) zur Folge hat. Bei einer einseitigen Fehlbildung ist häufig ein Nasenflügel abgeflacht und die Nasenscheidewand gekrümmt, was zu einer erschwerten Nasenatmung führen kann.

Eine stark ausgeprägte Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann einen nasalen Stimmklang und weitere Sprechprobleme hervorrufen. Des Weiteren kann es zu Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen kommen, zum Beispiel Ohreninfektionen, Ergüsse oder Taubheit. Auch Sprachentwicklungsstörungen sind nicht auszuschließen. Bei einer Schädigung des Oberkiefers können Zahnfellstellungen auftreten. In schweren Fällen fehlen mehrere Zähne in der unteren und oberen Zahnreihe. Infolge von Sprachfehlern und äußerlichen Auffälligkeiten entwickeln viele Betroffene psychische Betroffene.

Vor allem bei mangelnder Akzeptanz durch das Umfeld kommt es zu sozialen Ängsten, Depressionen und Minderwertigkeitsgefühlen. Eine operative Behandlung birgt die typischen Risiken: Verletzungen, Entzündungen und Wundheilstörungen. Wenn Medikamente eingesetzt werden, kann es zu Nebenwirkungen oder allergischen Reaktionen kommen. Auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind denkbar.

Behandlung und Therapie

Die Ziele der Behandlung von einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sind die Gewährleistung normaler alltäglicher Fähigkeiten: Essen, Sprechen, Hören, Atmen. Zusätzlich soll die äußere Erscheinung so wenig wie möglich durch den Defekt beeinflusst werden. Die Behandlung beinhalten eine oder mehrere Operationen und eine Therapie die in Verbindung stehende Komplikationen verringert.

Die Operation ist abhängig von der spezifischen Situation des Kindes. Eine typische Abfolge von medizinischen Operationen könnte so aussehen: Operation der Lippenspalte (zwischen 1. und 4. Lebensmonat); Operation von Gaumen- oder Kieferspalte (zwischen 5. und 15. Lebensmonat); weitere korrigierende Operationen (zwischen 2. Lebensjahr und jungem Erwachsenenalter). Die Operation findet unter Narkose statt.

Bei der Behandlung einer Lippenspalte macht der Arzt kleine Einschnitte auf beiden Seiten der Spalte. Somit werden kleine Gewebelaschen erzeugt, die letztlich miteinander verbunden werden. Die Behandlung von Gaumen- und Kieferspalten können vielzählig werden, da das Gewebe hier schwieriger zu verbinden ist.

Oft werden zusätzlich Operationen am Gehörgang ausgeführt, der durch den Defekt eine Fehlbildung erlitten haben kann. Dadurch wir das Risiko für eine Entzündung und Hörverlust reduziert. Abgesehen von den Operationen ist es häufig notwendig, dass die Kinder an einer Sprechtherapie teilnehmen oder einen Psychologen besuchen. Dies unterstützt dabei, den Stress, den ihre besondere Erscheinung mit sich bringt, besser zu verarbeiten.


Vorbeugung

Nach der Geburt von einem Kind mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, befürchten die Eltern womöglich einen ähnlichen Defekt beim nächsten Kind. Auch wenn den meisten Fällen des Defekts nicht vorgebeugt werden kann, gibt es einige Möglichkeiten der Prävention.

Falls es in der eigenen Familiengeschichte Fälle von Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gibt, hilft die Humangenetische Beratung dabei, das Risiko genau abzuwägen. Während der Schwangerschaft können spezielle pränatale Multivitaminpräparate das Risiko des Defektes reduzieren.

Zusätzlich sollte in jedem Fall vollkommen auf den Genuss von Alkohol und Tabak während der Schwangerschaft verzichtet werden. Der Konsum dieser Drogen erhöht das Risiko für eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte signifikant.

Quellen

  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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