Leistenbruch beim Baby (Säugling)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Leistenbruch beim Baby (Säugling) tritt nicht selten auf. So ist die kindliche Leistenhernie oftmals bereits angeboren. Besonders betroffen von einer Leistenhernie sind Jungen. Bei ihnen kommt es vier- bis fünfmal häufiger als bei Mädchen zu diesem Gesundheitsproblem.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Leistenbruch beim Baby?

Im Unterschied zu erworbenen Leistenbrüchen bei erwachsenen Menschen handelt es sich bei einem kindlichen Leistenbruch um eine meist angeborene Hernie. Unter einem Leistenbruch (Hernia inguinalis) wird eine weiche Stelle in der Bauchdecke verstanden, die sich wie ein kleines Säckchen nach außen in Richtung Bauchfell drückt. Nicht selten zeigt sich ein Leistenbruch bereits bei Babys. So tritt dieses anatomische Problem bei ca. 0,8 bis 4,4 Prozent aller neugeborenen Säuglinge auf. Bei Frühgeborenen beträgt die Anzahl sogar zwischen 16 und 25 Prozent. In etwa 60 Prozent aller Fälle zeigt sich der Leistenbruch auf der rechten Körperseite. Bei rund 15 Prozent aller betroffenen Kinder tritt er auch beidseitig auf.

Ursachen

Hervorgerufen wird ein Leistenbruch beim Baby in der Regel durch eine Öffnung in der Bauchwand, die bereits angeboren ist. Normalerweise wird der Scheidenhautfortsatz, bei dem es sich um eine Ausstülpung der Bauchwand handelt, im Laufe der kindlichen Entwicklung wieder verschlossen. Bleibt dieser Verschluss jedoch aus, kann sich dies in einer Leistenhernie äußern.

Ein Leistenbruch des Kindes wird auch durch bestimmte Faktoren begünstigt. Dazu gehören eine Frühgeburt, ein erhöhter Druck im Bauchraum, der durch einen Nabelschnurbruch hervorgerufen wird, oder Fehlbildungen an den Geschlechts- und Harnorganen wie ein Hodenhochstand. Weitere Risikofaktoren sind Bindegewebsdefekte sowie chronische Atemprobleme.

Bei Mädchen entsteht ein Leistenbruch häufig durch einen Bruch von Teilbereichen des Eierstocks oder des Eileiters. Hin und wieder zeigt sich die Leistenhernie auch in der Genitalregion.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines Leistenbruchs beim Baby (Säugling):

  • andauerndes Schreien

Bemerkbar macht sich ein angeborener Leistenbruch beim Baby erst mehrere Wochen oder Monate nach der Geburt. Durch starkes Presshusten oder Entzündungen wird das Auftreten eines Leistenbruches begünstigt, weil sich der Druck in der Bauchhöhle deswegen verstärkt. Sichtbar wird die Leistenhernie durch eine Schwellung im Leistenbereich. Oftmals zeigt sich die Schwellung nur vorübergehend und verläuft ohne Schmerzen.

Ebenso sind jedoch anhaltende Schmerzen möglich. Hervorgerufen werden die Beschwerden durch das Einklemmen der Baucheingeweide. Diese sind dann nicht mehr in der Lage, durch die Bruchpforte wieder in ihre ursprüngliche Position zurückzukehren. Bei Jungen kann eine Schwellung durch einen Leistenbruch sowohl nur erbsengroß sein als sich auch über den gesamten Leistenbereich erstrecken und bis zu den Hoden verlaufen.

Bei Mädchen ist die Hernie zumeist durch eine Ausstülpung in Größe einer Erbse zu erkennen. Liegen Einklemmungen des Darms vor, sind starke Schmerzen beim Baby die Folge. Als typische Anzeichen gelten Übelkeit, Erbrechen und ständiges Schreien des Kindes. In der Regel lässt sich ein Leistenbruch erfolgreich durch einen operativen Eingriff behandeln. So nimmt die Hernie nach entsprechender Therapie meist einen positiven Verlauf. Eine Abheilung ohne eine Operation ist jedoch nicht möglich.

Diagnose

Für die Diagnose eines kindlichen Leistenbruches befasst sich der behandelnde Arzt zunächst mit der Krankengeschichte des Babys. Zu diesem Zweck holt er sich Auskünfte von den Eltern sowie bei Bedarf auch von anderen Ärzten oder der Hebamme ein. Darüber hinaus wird die Leistenregion des Babys abgetastet, um eine Hernie festzustellen. Lässt sich der Leistenbruch nicht durch eine körperliche Untersuchung einwandfrei belegen, findet eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) statt.

Komplikationen

Der Leistenbruch beim Baby kann zu dauerhaften Schäden des Skelettsystems führen. Wachsen die Knochen nicht mehr richtig zusammen, treten Fehlstellungen auf. Diese lösen eine Schiefhaltung aus, die zu lebenslangen Beeinträchtigungen führen kann. Muskelbeschwerden, Veränderungen der Sehnen und Nervenbahnen sind möglich. Es kommt zu Schmerzen, Verspannungen und Muskelkater. Die Bewegungsabläufe können nicht reibungslos erlernt werden. Es kann zu Verzögerungen im Entwicklungsverlauf kommen. Ist ein operativer Eingriff zur Korrektur der Knochen notwendig, müssen die üblichen Risiken eines derartigen Vorgangs berücksichtigt werden.

Zudem kann es zu einem lebenslangen Ersatz der beschädigten Knochen kommen. Der Leistenbruch kann Blutgefäße oder Nervenstränge einklemmen. Eine Stauung des Blutes setzt ein, die zu Rissen an der Gefäßwand führt. In schweren Fällen kommt es zu Einblutungen, die wiederum Funktionsstörungen einzelner Systeme auslösen. In seltenen Situationen stellt dieser Zustand eine Lebensgefahr für den Säugling dar, da die Einblutungen zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen können.

Eingeklemmte Nerven an der Leiste führen zu Taubheitsgefühlen und Sensibiliätsstörungen auf der Haut. Eine Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen oder Temperatur tritt ein. Das Baby erlebt starke Schmerzen, was häufig zu einer Verweigerung der Nahrungsaufnahme führt. Damit droht eine Unterversorgung des Organismus, die für einen Säugling innerhalb kurzer Zeit eine Lebensbedrohung darstellt.

Behandlung und Therapie

Bei einem Leistenbruch erfolgt in der Regel eine Operation. In früheren Zeiten wurde bei Babys auch eine konservative Behandlung durchgeführt. Dabei legte der Arzt ein spezielles Bruchband an. Dieses sollte Druck auf den Leistenkanal ausüben und auf diese Weise dem Austreten der Bauchgeschwulst entgegenwirken. Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass eine spontane Ausheilung des Leistenbruches in den ersten Lebensmonaten ausbleibt.

Darüber hinaus entstanden durch ein Bruchband häufig Entzündungen im Bauchraum. Aus diesen Gründen findet heutzutage eine Operation statt, um den Leistenbruch zu beheben. Dieser Eingriff sollte möglichst rasch erfolgen. Die Operation kann normalerweise ab einem Alter von sechs Monaten vorgenommen werden und gilt als risikoarm. Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs wird der Inhalt des Bruchsacks in die Bauchhöhle zurückversetzt.

Nach dem Vernähen des Bauchfells verschließt der Operateur die weiteren Schichten der Bauchdecke über der früheren Bruchpforte. Hautteile, die infolge des Leistenbruchs stark überdehnt wurden, lassen sich entfernen. Zum Abschluss setzt der Chirurg eine Bauchnaht. Zeigen sich keine Komplikationen nach der Operation, wird das Baby schon wenige Tage später wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Wichtig ist jedoch, übermäßige Anstrengungen des Kindes sowie Blähungen zu vermeiden.


Vorbeugung

Ein Leistenbruch bei einem Baby ist meist angeboren. Aus diesem Grund lässt sich der Hernie nicht wirkungsvoll vorbeugen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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