Kreuz-Darmbein-Gelenk

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Kreuz-Darmbein-Gelenk wird das verbindende Glied zwischen der Wirbelsäule und dem Becken bezeichnet. Es ist auch als Iliosakralgelenk bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Definition

In der Medizin trägt das Kreuz-Darmbein-Gelenk (Articulatio sacroiliaca) auch die Bezeichnungen Kreuzbein-Darmbein-Gelenk, Iliosakralgelenk oder Sakroiliakalgelenk. Es bildet eine gelenkige Verbindung zwischen dem Darmbein (Os ilieum) sowie dem Kreuzbein (Os sacrum).

Aufgrund der erheblichen Beanspruchung des Kreuz-Darmbein-Gelenks im Alltagsleben nimmt diese Körperstruktur wichtige Aufgaben wahr. Die hohe Belastung führt jedoch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Beschwerden.

Anatomie des Beckens. Das Kreuz-Darmbein-Gelenk wird täglich stark beansprucht, da sich der gesamte Oberkörper darauf abstützt.

Anatomie

Zu finden ist das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk zwischen dem ersten und dem dritten Sakralwirbel. Das Gelenk wird zu den Amphiarthrosen gerechnet. Dabei handelt es sich um Gelenke, die straffe Bänder umgeben, was zu einer erheblichen Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten führt.

Der Begriff Amphiarthrose stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern „Amphi“ (herum) und „Arthros“ (Gelenk) zusammen. Aufgrund der eingeschränkten Mobilität wird das Kreuz-Darmbein-Gelenk gelegentlich auch „unechtes Gelenk" genannt. Dennoch ist das Iliosakralgelenk für den menschlichen Bewegungsapparat durchaus wichtig, weil es die Übertragung der Kraft zwischen Beinen und Oberkörper ermöglicht.

Zusammengesetzt wird das Kreuz-Darmbein-Gelenk aus fünf Wirbeln, die miteinander verwachsen sind. Auf diese Weise stellt das Iliosakralgelenk die stabile Grundlage der Wirbelsäule dar. Das Gelenk ist unterhalb der Lendenwirbel über dem Steißbein angesiedelt. Das Iliosakralgelenk nimmt einen größeren Teil des menschlichen Beckens ein. So liegt es zwischen dem Darmbeinkamm und dem Hüftgelenk.

Geformt ist das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk wie der Buchstabe L. Es sorgt für eine Verbindung zwischen den knöchernen Oberflächen (Facies auricularis). Überzogen werden die Oberflächen von Bindegewebsfasern und Gelenkknorpeln (Ligamenta sacroiliaca interossea). Außerdem umgeben sie feste Bänder, die eine stützende Funktion haben.

Das Kreuz-Darmbein-Gelenk befindet sich innerhalb einer engen Gelenkhöhle. Es verfügt lediglich über einen einzigen Gelenkspalt. Es eignet sich nur zum Übertragen von geringen Kräften. Aus diesem Grund kompensieren die angrenzenden Bänder die einwirkenden Kräfte, damit es nicht zur Überlastung des Iliosakralgelenks kommt.

Je nach Geschlecht des Menschen erfolgt im weiteren Verlauf des Lebens eine Veränderung der Gelenkbeschaffenheit. Bei Frauen bleibt das Kreuz-Darmbein-Gelenk auch im höheren Alter noch relativ beweglich. Allerdings treten zunehmend Abnutzungserscheinungen auf.

Dies gilt für Männer umso mehr. So kann es bei ihnen sogar zu einer Blockade des Iliosakralgelenks kommen. Während im jungen Alter die knöchernen Oberflächen noch glatt sind, werden sie im höheren Lebensalter zunehmend unregelmäßiger.

Funktion

Kreuzbein und Darmbein übernehmen das Abstützen der gesamten Oberkörperlast. Damit gehören sie zu den Strukturen des Bewegungsapparates, die besonders stark beansprucht werden. Aus diesem Grund erfüllt das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk wichtige Aufgaben. So hat es Anteil an der Übertragung des Oberkörpergewichts auf die Beine. Außerdem trägt es zur elastischen Stabilität des Oberkörpers bei.

Der Bewegungsspielraum des Iliosakralgelenks fällt überaus niedrig aus, obwohl es zu den Gelenken zählt. Seine Funktion besteht daher in erster Linie auf der Übertragung von Kraft. Die Gelenksflexibilität liegt lediglich bei einer Drehbewegung von ein bis zwei Grad.

Die Bewegungsfähigkeit in andere Richtungen erreicht zwei bis vier Millimeter. Dieses konsequente Fixieren ist allerdings aufgrund der hohen Beanspruchung des unteren Rückenabschnitts unbedingt nötig. Besonders stark fällt die Belastung des Gelenks beim Sitzen aus. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Kreuz-Darmbein-Gelenk auf einer Körperseite beweglicher ist, als auf der entgegengesetzten Seite. Ein möglicher Grund dafür sind einseitige Belastungen bei der Bewegung. Prinzipiell gelten die Kreuz-Darmbein-Gelenke von Frauen als beweglicher als die von Männern, was sich bei der Geburt als großer Vorteil erweist. So wird dadurch die Passage des Kindes erleichtert.



Erkrankungen

  • Knöcherne Verhärtung
  • Iliosakralgelenksarthrose

Aufgrund der hohen Belastungen sind Beschwerden und Erkrankungen des Kreuz-Darmbein-Gelenks keine Seltenheit. So besteht durch Verdrehungen des Beckens, abrupte Bewegungen oder Stürze die Gefahr von Verrenkungen oder Frakturen des Gelenks. Darüber hinaus sind chronische Entzündungen im Bereich des Möglichen.

Rund 25 Prozent aller Rückenschmerzen sind auf krankhafte Veränderungen im Abschnitt des Kreuz-Darmbein-Gelenks zurückzuführen. Besonders Menschen mit schwachen Bändern haben darunter zu leiden.

Bei einer Überdehnung der Bänder ist eine Überbeweglichkeit des Iliosakralgelenks denkbar, was an der unzureichenden Stützfunktion liegt. Dadurch werden wiederum Veränderungen degenerativer Art wie knöcherne Verhärtungen gefördert.

Nicht selten treten in der Region des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks Rheuma-Beschwerden auf, wodurch die betroffenen Personen unter erheblichen Schmerzen leiden. Auch die Erkrankung Morbus Bechterew führt häufig zu einer Beeinträchtigung des Iliosakralgelenks.

Ein weiteres mögliches Leiden ist die Iliosakralgelenksarthrose. Die schmerzhaften Beschwerden ähneln einer Ischiasnervreizung und werden leicht damit verwechselt. Bei jedem Schritt leiden die Betroffenen unter Schmerzen.

Eine Schädigung des Kreuz-Darmbein-Gelenks ist sowohl durch ein Übermaß an sportlichen Aktivitäten als auch durch Fehlstellungen, Bewegungsmangel oder ständiges Sitzen am Arbeitsplatz möglich.

Quellen

  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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