Harntreibende Mittel (Diuretika)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2018Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Harntreibende Mittel zählen zu den Wirksubstanzen mit einer enormen Breite von Einsatzgebieten. Ihre Wertschätzung begann vor Tausenden von Jahren mit der Pflanzenheilkunde. Sie reicht heute vom Hausgebrauch über die Naturheilkunde bis zur modernen Medizin, die harntreibende Wirkstoffe zum unverzichtbaren Standard zählt.
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Was sind Harntreibende Mittel (Diuretika)?
Harntreibende Präparate sorgen dafür, dass sie den Körper entwässern. Die Ärzte sprechen von diuretischen Substanzen oder Diuretika. Der Organismus scheidet das Wasser über die Harnblase als Urin aus. Die Steuerzentrale sind die Nieren. Sie sorgen dafür, dass die harntreibenden Produkte neben dem reinen Wasser auch darin gelöste Mineralsalze ausschwemmen. Im Blickpunkt stehen dabei stets das Natrium und das Kalium.
Zwischen den harntreibenden Wirkstoffen gibt es zum Teil deutliche Unterschiede. Das betrifft neben der Wirkdauer und Wirkstärke die Art und Menge der Mineralsalze, die die Nieren abgeben. Einige Mittel reduzieren vorrangig die Ausscheidung des Körperwassers, andere steuern zusätzlich den Salzgehalt im Organismus.
Der Arzt nutzt die ganze Spanne harntreibender Wirkstoffe zur Therapie behandlungspflichtiger Erkrankungen, die Gewebewasser bilden. Dazu gehören verschiedene Formen von Herzkrankheiten, der Bluthochdruck, stark geschwollene Körperpartien sowie Leber- und Nierenstörungen.
Wie wirken krampflösende Arzneistoffe?
Das Wirkprinzip der harntreibenden Mittel ist leicht zu verstehen. Die Gewebeflüssigkeit des Körpers enthält neben viel Wasser vor allem Nähr- und Mineralstoffe. Ein Beispiel ist Blut. Ist die Nahrung zu salzhaltig, erhöht sich der Blutdruck. Das Natrium im Kochsalz bindet Wasser, das Flüssigkeitsvolumen im Blutgefäß und damit der Druck steigen. Entfernen harntreibende Präparate anteilig Wasser und Kochsalz über eine erhöhte Urinmenge aus dem Blut, sinkt der Druck.
Anwendungsgebiete
Die harntreibenden Stoffe eignen sich für eine Reihe medizinischer Einsatzgebiete. Das gemeinsame Merkmal für die meisten Fälle sind Wassereinlagerungen im Gewebe. Sie können harmlose Ursachen haben, aber auch als Symptome schwerer Erkrankungen auftreten.
Beispiele einfacher Natur sind ein kurzfristig ausschweifender Lebensstil oder einseitige Ernährung. Der ansonsten gesunde Körper erleidet Störungen des Stoffwechsels und im Wasserhaushalt. Das Gewebe sammelt die Flüssigkeit an, Ödeme entstehen. Äußere Zeichen sind geschwollene Füße, dicke Beine oder ein aufgedunsenes Gesicht.
Medizinisch relevant sind beginnende oder länger bestehende chronische Erkrankungen, die zu Einlagerungen von Wasser im Körper führen. Das kann, wie dicke Beine, äußerlich sichtbar sein. Viele Probleme entwickeln sich aber in den inneren Organen. Typische Erkrankungen sind Herzmuskelschwäche, hoher Blutdruck, Nierenschäden oder eine Leberzirrhose. Das in den Organen vorhanden Zuviel an Flüssigkeit überlastet sie und es entstehen Folgeschäden. Ein Beispiel ist Wasser in der Lunge. Der zügige Einsatz bestimmter Diuretika in der Klinik ist hier angezeigt. Reichen Mittel zum Einnehmen nicht aus, stehen dem Arzt stark entwässernde Infusionen zur Verfügung.
Ein weiteres Einsatzgebiet für harntreibende Mittel sind Vergiftungen, um Giftstoffe schnell auszuschwemmen.
Harntreibende Präparate werden u.a. eingesetzt bei:
Selbstmedikation: Welche Präparate gibt es?
Für die Selbstmedikation besteht ein umfangreiches Angebot an harntreibenden Produkten. Neben Tees gibt es Tabletten und weitere Formen zum Einnehmen. Beispiele für Handelsnamen sind Bad Heilbrunner® Harntee im Beutel oder TAD® Harntee als Granulat.
Geht es um stärkere Einlagerungen von Wasser, hat der Arzt drei Wirkstoffgruppen rezeptpflichtiger Arzneimittel zur Verfügung. Die Unterschiede betreffen Feinheiten wie Wirkstärke, Wirkdauer und Art der vorliegenden Krankheit.
Eine harntreibende Substanzklasse sind die Schleifendiuretika. Sie entwässern über schleifenförmige, kleine Filterröhrchen der Nieren. Das bekannteste Produkt ist das Lasix® mit dem Wirkstoff Furosemid.
Das Mittel ist seit der Erstvermarktung vor rund 60 Jahren bis heute bei den Ärzten hoch geschätzt.
Die zweite Hauptgruppe sind die Thiazide. Sie wirken an mehreren Stellen in der Niere. Ein bekannter harntreibender Wirkstoff ist das HCT (Hydrochlorothiazid). Handelsnamen sind Esidrix® oder HCT STADA®.
Die dritte Gruppe sind die Kalium sparenden Diuretika. Sie sorgen dafür, dass der Körper nicht zu viel Kalium verliert. Das ist bei bestimmten Patienten bedeutsam. Als typischer Substanzvertreter gilt der Wirkstoff Triamteren. Einer der Handelsnamen ist Triamteren/HCT AL®.
Die Patente aller drei verschreibungspflichtigen Substanzgruppen sind abgelaufen, weshalb die Ärzte die harntreibenden Wirkstoffe meist als Generika verordnen.
Dosierung
Bei den frei verkäuflichen harntreibenden Mitteln gilt für die maximale tägliche Dosierung die Empfehlung des Herstellers. Halten die beobachteten Beschwerden länger als eine bis maximal zwei Wochen an, ist ein Arztbesuch ratsam. Bei den rezeptpflichtigen harntreibenden Präparaten legt der Arzt die für den Patienten geeignete Dosierung fest. Für den angestrebten Behandlungserfolg ist es wichtig, die Vorgaben genau einzuhalten. Bestehen Unklarheiten, ist eine Rückfrage angebracht.
Da die Diuretika in die natürliche Steuerung des Wasser- und Mineralhaushalts eingreifen, kontrolliert der Arzt regelmäßig die Blutwerte für Natrium und vor allem Kalium. Abhängig von den Daten passt er bei Bedarf die Dosierung an. Der Körper benötigt eine Mindestmenge an Kalium, damit das Herz störungsfrei arbeitet.
Der beste Zeitpunkt zur Einnahme einer harntreibenden Arznei ist morgens zum Essen, unzerkaut mit einem Glas Wasser oder alternativ mit dem Frühstücksgetränk. Der Zeitpunkt am Morgen hat den Vorteil, dass den Betroffenen nachts keine vermeidbaren Toilettengänge stören. Sollten privat oder beruflich fallweise Situationen anstehen, bei denen tagsüber zu viele WC-Besuche unangenehm sind, ist die spätere Einnahme des harntreibenden Präparats medizinisch kein Problem. Am Folgetag ist der Ablauf wie gewohnt.
Pflanzliche Alternativen zur Krampflösung
Zur Therapie mit harntreibenden Stoffen gibt es zahlreiche Alternativen. Bei leichten Beschwerden und sonst gutem Allgemeinzustand wirken natürliche Maßnahmen. Besteht die Ernährung vorzugweise aus Fertigprodukten, lohnt es sich, den Speiseplan anzupassen. Das Stichwort ist eine ausgewogene Ernährung. Ideale Beigaben sind Nahrungsmittel, die die Harnbildung fördern. Beispiele sind Gurken, Karotten oder Spargel. Haben Betroffene zusätzlich Gewichtsprobleme, profitieren sie davon in doppelter Hinsicht.
Auch für die Pharmazeutika, die der Arzt einsetzt, gibt es Alternativen. Zeigen Patienten Unverträglichkeiten oder unzureichende Wirkung, kann der Therapeut in eine andere Substanzgruppe wechseln. Die zweite Alternative ist die Kombination verschiedener Wirkstoffe, beispielsweise eine harntreibende Arznei zusammen mit einem Blutdrucksenker. Ein dritter Weg ist der harntreibende Stoff, kombiniert mit einer unterstützenden physikalischen Maßnahme. In erster Linie ist das die Physiotherapie. Sie bietet Hilfe mit geeigneten Gewebemassagen oder Drainagen.
Risiken und Nebenwirkungen
Harntreibende Mittel sind in den meisten Fällen gut verträglich. Die wichtigsten unerwünschten Wirkungen sind nachfolgend beschrieben.
In den ersten Tagen der Therapie ist der Wasserverlust höher als später. Ein einfacher Weg der Kontrolle ist vorübergehend tägliches Wiegen. Das Gewicht pendelt sich nach wenigen Tagen neu ein. Hilfreich ist zusätzlich die Selbstkontrolle des Blutdrucks. Bleibt er im vom Arzt genannten Normbereich, ist kein Problem erkennbar. Fällt er zu stark, ist der Mediziner gefragt.
Eine weitere Art der Nebenwirkungen hängt mit den Blutwerten für Natrium und Kalium zusammen. Ist das Natrium zu niedrig, verspürt der Patient Muskelkrämpfe und Verwirrtheit. Sinkt das Kalium zu weit ab, kann der Pulsschlag unregelmäßig sein und zu Herzrhythmusstörungen führen.
Treten im Verlauf der Therapie mit harntreibenden Stoffen starkes Schwitzen, Fieber oder Durchfall auf, besteht die Gefahr des Austrocknens und des Elektrolytmangels. Die Selbsthilfe besteht in reichlicher Gabe von Flüssigkeit und Mineralstoffen. Im Zweifel ist ärztlicher Rat angezeigt.
Bei Patienten mit ausgeprägten Ödemen oder einer bestehenden Herzschwäche ist es wichtig, die festgelegte tägliche Trinkmenge zuverlässig einzuhalten. Das Therapieziel ist anderenfalls gefährdet und das Herz überbelastet.
Bei Diabetikern ist verstärkt Achtsamkeit geboten, da Diuretika die Glukosewerte im Blut erhöhen können. In der Anfangsphase der Therapie ist es für diese Patienten wichtig, den Blutzucker öfters zu kontrollieren.
Bei männlichen Patienten kann sich im Einzelfall die Brustdrüse vergrößern oder eine Impotenz auftreten. Ein Arztgespräch über geeignetere harntreibende Substanzen bietet Hilfe.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
- Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
- Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
- Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2018
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