Hüftdysplasie beim Baby

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Hüftdysplasie beim Baby ist eine angeborene Fehlstellung der Hüfte. Bliebe sie unbehandelt, würde das Baby mit fehlgestellten Beinen aufwachsen - eine Behandlung ist deswegen in den meisten Fällen so schnell wie möglich nach der ersten Diagnose notwendig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hüftdysplasie beim Baby?

Über ein Ultraschall kann eine Hüftdysplasie beim Baby erkannt werden. Oft bekommen die Babys zur Behandlung der Dysplasie eine Spreizwindel.

Die Hüftdysplasie beim Baby ist die häufigste angeborene Fehlstellung des Skeletts und tritt bei rund 4% der Babys auf. Sie kann in der Regel schon früh nach der Geburt per Ultraschall festgestellt werden. Würde sie nicht angemessen behandelt, würden sich bei den ersten Gehversuchen die ersten Probleme ergeben und es käme sehr früh zum Verschleiß der Gelenke, sodass bereits ab Mitte 30 künstliche Gelenke notwendig werden könnten. Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine Fehlstellung, bei der der Oberschenkelknochen nicht so sicher und stabil im Gelenk liegt, wie er sollte. Bei Belastung verschleißt das Hüftgelenk schneller, als es darf. Nur eine konsequente und rechtzeitige Behandlung der Hüftdysplasie bei Babys kann das verhindern.

Ursachen

Die Ursachen der Hüftdysplasie bei Babys sind selbst Medizinern nicht bekannt. Allerdings konnten bereits Risikogruppen ausgemacht werden: besonders häufig scheint die Hüftdysplasie bei Mehrlingen und Babys zu sein, die ungünstig im Mutterleib lagen. Die Beckenendlage birgt ein besonders hohes Risiko der Hüftdysplasie. Diese entsteht, da bei der Entwicklung der Hüfte die ungünstige Stellung oder der begrenzte Platz im Mutterleib deren Stellung negativ beeinflussen.

Bei familiärer Häufung scheint die Hüftdysplasie ebenfalls häufiger vorzukommen als bei Familien, in denen sie nur bei wenigen Babys oder noch gar nicht der Fall war. Mädchen scheinen häufiger betroffen zu sein als Jungen.

Wann zum Arzt?

Ein Arzt wird benötigt, wenn bei dem Verhalten des Neugeborenen oder Babys Auffälligkeiten bemerkt werden. Anhaltendes Weinen, die Verweigerung des Essens und kontinuierliches Schreien gelten als Hinweise auf Störungen und Erkrankungen. Ein Arzt muss konsultiert werden, um die Ursachen zu finden. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung jedoch beschwerdefrei in den ersten Lebensmonaten ab.

Daher sollten Eltern und nahe Bezugspersonen die Beweglichkeit des Kindes überprüfen. Können die Beine nicht wie bei Gleichaltrigen bewegt und abgespreizt werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei einem schiefen Becken sollte eine ärztliche Abklärung der Beobachtung erfolgen. Kippt das Becken in eine ungewöhnliche Richtung ab, besteht Grund zur Besorgnis, dem nachgegangen werden sollte. Ein ausgeprägtes Hohlkreuz gilt bei Babys als ungewöhnlich und sollte untersucht sowie behandelt werden.

Können bei der Bewegung von Becken, Hüfte oder den Beinen Geräusche der Knochen sowie Gelenke wahrgenommen werden, muss ein Arzt aufgesucht werden. Eine Faltenasymmetrie an den Oberschenkeln ist ebenfalls einem Arzt vorzustellen. Häufig sind die Analfurche und die Schamfalte verschoben, was Hinweise auf die vorhandene Unregelmäßigkeit darstellen. Da eine Früherkennung der Erkrankung für die Behandlung und deren Erfolg wichtig ist, sollte schnellstmöglich ein Arzt informiert werden. Auch wenn Babys keine Verhaltensauffälligkeiten zeigen, sind die Spätfolgen immens.

Symptome und Verlauf

Da Neugeborene noch nicht laufen, äußern sich am Anfang einer Hüftdysplasie beim Baby oft keinerlei Symptome, die die Eltern durch Beobachtung Ihres Babys feststellen könnten. Häufig stellt der Kinderarzt bei einer der ersten Untersuchungen fest, dass eine Hüftdysplasie vorliegt, wenn das Kind mit dem Ultraschall untersucht wird. Da die Hüftdysplasie bei Babys so verhältnismäßig oft vorkommt, untersuchen die meisten Kinderärzte ohnehin die Hüfte von Neugeborenen.

Die Hüftdysplasie bereitet zwar keine Schmerzen, würde sich aber darin äußern, dass das Baby unbehandelt nicht laufen kann wie seine Altersgenossen, wenn es so weit ist. Mit der Zeit würden durch die fehlerhafte Belastung des Hüftgelenks allerdings durchaus Schmerzen entwickeln. Spätestens im Erwachsenenalter würden Schäden am Hüftgelenk dafür sorgen, dass starke Schmerzen entstehen.

Diagnose

Die Diagnose der Hüftdysplasie findet meistens früh nach der Geburt als Diagnose einer der ersten Untersuchungen statt. Der Kinderarzt untersucht das Hüftgelenk neugeborener Babys mit dem Ultraschallgerät, um eine Hüftdysplasie und andere, seltener auftretende Fehlstellungen rechtzeitig zu erkennen. Bei nur geringen Problemen wird manchmal abgewartet, wie sich das Hüftgelenk von alleine weiter entwickelt.

In anderen Fällen reicht jedoch die erste Betrachtung im Ultraschall, um zu entscheiden, dass das Baby eine Behandlung gegen die angeborene Hüftdysplasie braucht. Auch während der Behandlung wird die Diagnose regelmäßig bis ins Jugendalter hinein überprüft, da manchmal noch Folgeerscheinungen einer eigentlich erfolgreich abgeschlossenen Behandlung der Hüftdysplasie auftreten können.

Komplikationen

Ohne Behandlung ruft eine Hüftdysplasie beim Baby eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks hervor, die im Erwachsenenalter einen vorzeitigen Gelenkverschleiß begünstigt. Gelegentlich kommt es auch zu einer Ausrenkung der Hüfte. Wird diese nicht umgehend behandelt, entwickelt sich die Hüfte abnormal und es können bleibende Schäden auftreten. Begleitend dazu verspüren die betroffenen Kinder meist anhaltende, starke Schmerzen im Knie und in der Leiste, welche die Lebensqualität erheblich einschränken. Zudem treten Bewegungseinschränkungen der Hüfte auf, die weitere Fehlstellungen nach sich ziehen können.

Die chronischen Beschwerden haben mitunter auch Folgen für die Psyche – es kommt zu depressiven Verstimmungen und anderen seelischen Leiden. Die Therapie einer Hüftdysplasie birgt ebenfalls Risiken. Potentielle Komplikationen bei einem operativen Eingriff sind Blutungen, Infektionen, Thrombose, Embolie sowie Gefäß- und Nervenverletzungen. Nach der Operation können Nachblutungen und Wundheilstörungen auftreten. Auch besteht das Risiko, dass sich eine erneute Hüftdysplasie bildet. Verordnete Medikamente können gerade bei Kindern diverse Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen. Ebenso die Narkose, die in seltenen Fällen zu Aspiration und in der Folge zu einer Lungenentzündung führen kann. Auch Schäden an Zähnen, Zahnfleisch, Lippen und Nasenrachenraum sind nicht auszuschließen.

Behandlung und Therapie

Zur Behandlung einer Hüftdysplasie bei Babys kommen Spreizhosen, Spreizschienen und Gips in Verbindung mit der operativen Begradigung des Hüftgelenks in Frage. Die Art der Behandlung hängt vom körperlichen Zustand des Babys sowie vom Grad der Hüftdysplasie ab. Handelt es sich um eine leichte Form, verordnet der Kinderarzt zunächst gerne die Spreizhose, die dauerhaft getragen werden muss.

Bei schwereren Hüftdysplasien beim Baby wird unter Vollnarkose das Gelenk begradigt und anschließend Gelenk und Beine des Babys eingegipst. Dadurch soll das Hüftgelenk so lange ruhig gestellt werden, bis es sich nach dem kurzen Eingriff stabilisiert hat. Anschließend kann mit Spreizschienen weitergemacht werden. Sowohl Gips als auch Spreizhose und Schiene schränken das Baby etwas in der Bewegung ein.

Für die Eltern ist die dringend erforderliche konsequente Behandlung der Hüftdysplasie deswegen manchmal schwer, denn sie dürfen ihr Baby lediglich zum Baden und Wickeln aus der Spreizhose befreien - und der Gips muss für mehrere Wochen dran bleiben. Allerdings entwickeln sich Babys mit Hüftdysplasie nach Entfernung dieser Hilfsmittel genauso schnell wie ihre Altersgenossen und erleiden keine Folgeschäden der Behandlung.


Vorbeugung

Der Hüftdysplasie bei Babys kann man leider nicht vorbeugen. Auch, wenn Risikogruppen bekannt sind, kann die Frau während der Schwangerschaft nichts unternehmen, um eine Hüftdysplasie ganz zu verhindern. Die beste Vorbeugung kann man gegen Folgeschäden leisten, indem man sich konsequent an den Behandlungsplan hält. Das mag für die Eltern manchmal nicht einfach sein, schützt aber Babys mit Hüftdysplasie davor, bereits mit 30 künstliche Gelenke zu brauchen und ab dem Jugendalter unter Schmerzen des Hüftgelenks zu leiden.

Arzttermine und Kontrolluntersuchungen auch weit über das Babyalter hinaus sollten genauso konsequent eingehalten werden wie das Tragen von Spreizhose und Spreizschienen, um mögliche Langzeitfolgen genauso frühzeitig zu erkennen wie die Hüftdysplasie beim Baby.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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