Gastroenteritis (Magen-Darm-Infekt)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. September 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Magen-Darm-Infekt wird vom Betroffenen relativ schnell erkannt. Erbrechen und Durchfall sind die häufigsten Anzeichen einer, im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichneten Magen-Darm-Grippe, Bauchgrippe oder Brechdurchfall. Die medizinische Bezeichnung lautet Gastroenteritis. Darunter ist die Entzündung der Schleimhäute des Magens und des Dünndarms zu verstehen. Im Jahr infizieren sich mehr als 65 Millionen Erwachsene. Deutlich häufiger betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Magen-Darm-Grippe?

Die Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) ist für die Betroffenen äußerst unangenehm. Bauchkämpfe, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sind typische Symptome.

Die Gastroenteritis ist eine Infektionskrankheit. Die Schleimhäute von Magen (Gastritis) und dem Dünndarm (Enteritis) entzünden sich. Die Magen-Darm-Entzündung wird durch Bakterien und Viren ausgelöst. Die Infektion ist ansteckend. Jeder Mensch, der mit den Keimen in Berührung kommt, kann sich anstecken.

Die Bezeichnung Magen-Darm-Grippe ist kein Hinweis auf eine tatsächliche Grippe, der Influenza. Die Grippe wird durch sogenannte Influenzaviren hervorgerufen. Neben den bekannten Symptomen wie hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten und Schnupfen kann es auch zu Beschwerden ähnlich denen eines Magen-Darm-Infekts führen. Gegen eine Grippevirusinfektion werden vorbeugende Impfungen durchgeführt. Im Prinzip ist eine Impfung gegen die Magen-Darm-Grippe nicht realisierbar mit einer Ausnahme: das Rotavirus. Säuglinge ab der sechsten Lebenswoche können dagegen geimpft werden.

Ursachen

Die Auslöser einer Magen-Darm-Grippe sind Bakterien, Viren und hin und wieder Parasiten. In deutlich geringerem Ausmaß können Gifte oder Stahlen Verursacher sein.

Auslöser ist häufig eine mangelnde Lebensmittelhygiene. Die sich auf Nahrungsmitteln ansiedelnden Bakterien produzieren Stoffwechselgifte. Diese gefährlichen Toxine verunreinigen die Lebensmittel.

Der Genuss verdorbener Lebensmittel führt möglicherweise zu einer Lebensmittelvergiftung.

Ebenso ist mangelnde körperliche Hygiene eine Ursache. Erreger werden von Mensch zu Mensch über Berührung weitergegeben. Diese Art der Infektion wird als Kontakt- oder Schmierinfektion bezeichnet.

Von vielen Menschen benutzte Dinge wie Haltegriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln, Armaturen oder Türgriffe, können Keime von Hand zu Hand weitergegeben werden und gelangen somit unbemerkt über den Mund in den Magen-Darm-Trakt.

Bakterien und Viren, die eine Magen-Darm-Grippe in der Regel auslösen sind: Bakterien:

  • Salmonellen
  • Kolibakterien (E. coli)
  • Campylobacter
  • Shigellen
  • Bakterien aus Urlaubsländern mit schlechten Hygienestandards (Reisediarrhö)

Viren:

Noroviren verursachen beim Erwachsenen bei bis zu 5o Prozent der Infizierten eine Magen-Darm-Grippe. Rotaviren lösen bei Säuglingen und Kleinkindern bei bis zu 40 Prozent der Fälle die Durchfallerkrankung aus.

Parasiten, die eine Erkrankung verursachen können, sind:

  • Giardia Lamblia
  • Entamoeba histoyltica (Amöbenruhr)
  • Kryptospordien

Besonders von Reisen in tropische und subtropische Länder werden Parasiten wie Giardia und Entamoeba mitgebracht.

Symptome und Verlauf

Je nachdem mit welchem Erreger der Magen-Darm-Trakt befallen ist, entwickeln sich Symptome in verschiedenen Zeitspannen. Die Zeitspanne vom Beginn der Infektion bis zum Ausbruch wird als Inkubationszeit definiert. Sie beträgt meistens drei Tage, je nach Erreger auch länger. Das signifikanteste Symptom ist der Durchfall (Diarrhö). Die Konsistenz ist breiig bis wässrig und selten blutig-schleimig. Es kommt auf den verursachenden Erreger an.

Weiter Symptome sind:

Für Säuglinge, Kinder und ältere oder geschwächte Menschen kann es als Folge dieser Symptomatik zu einer Austrocknung (Exsikkose) des Körpers führen. Der Verlust der lebensnotwendigen Elektrolyte (Mineralstoffe und Spurenelemente) und Wasser wirkt sich unter Umständen besonders bei den Jüngsten lebensgefährlich aus. Zudem können bei Erkrankten Probleme mit dem Kreislauf die Folge sein.

Wann zum Arzt?

Die Symptome und die Dauer bestimmen, wann ein Arztbesuch notwendig ist.

Die Konsultation eines Arztes ist ratsam, wenn:

  • die Erkrankung länger als 2 bis 3 Tage anhält.
  • der Körper Fieber höher als 38 Grad zeigt.
  • der Stuhl schleimig-blutig ist.

Nur ein Arzt wird durch gezielte Fragen feststellen, ob es sich bei den gezeigten Symptomen tatsächlich um eine Gastorenteritis oder eine andere Krankheit handelt. Auszuschließen ist beispielsweise eine Lebensmittelunverträglichkeit oder im schlimmsten Fall eine Lebensmittelvergiftung. Vereinzelt steckt eine Blinddarmentzündung hinter den Beschwerden.

Ist ein Säugling oder Kind erkrankt, ist ein Arztbesuch nicht aufzuschieben, da die Erkrankung lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann. Dauert die Erkrankung beim Erwachsenen länger als drei Tage an, ist ein Arztbesuch anzuraten. Besonders dann, wenn die Symptome stärker ausgeprägt und unerträglich sind. Nur der Mediziner hat die Chance herauszufinden, ob die Magen-Darm-Erkrankung durch gefährliche Keime ausgelöst wurde.

Diagnose

Der Arzt spricht mit den Patienten über den bisherigen Krankheitsverlauf. Eine Diagnose ist in den meisten Fällen aufgrund eines forcierten Gesprächs zu stellen.

Diese Fragen stellt der Arzt unter anderem seinem Patienten:

  • Wie lange fühlen Sie sich krank, leiden Sie an den Symptomen wie Erbrechen und/oder Durchfall?
  • Wie häufig müssen Sie zur Toilette?
  • Wie ist die Konsistenz des Stuhls, ist Blut dabei?
  • Haben Sie Fieber, wie hoch ist es und seit wann?
  • Wie sah Ihre Ernährung am gestrigen Tag aus?
  • Befanden Sie sich erst vor Kurzem auf einer Auslandsreise?
  • Welche Medikamente nehmen Sie ein?
  • Leiden Sie an Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

Mit den Antworten des Patienten erschließt sich dem Arzt die Symptomatik und er kommt zu einer Diagnose.

Bei einer gleichzeitigen Erkrankung mehrerer Personen, die miteinander zu tun haben, sei es beim Mittagstisch, einer Reisegruppe und im Kindergarten oder der Schule kann dies ein Indiz für eine Erkrankung durch verdorbene Lebensmittel oder Trinkwasser sein. Verursacher sind häufig E. coli Bakterien, Noroviren oder Salmonellen.

Die körperliche Untersuchung, die nach dem Anamnesegespräch stattfindet, weist bei der Abtastung und dem Abklopfen des Bauches möglicherweise auf eine Verhärtung hin, oder ob sich Luft im Bauch angesammelt hat. Zudem werden mit dem Stethoskop störende Bauchgeräusche ermittelt.

Der Arzt diagnostiziert eine vorliegende Dehydrierung des Körpers. Ein Austrocknen hat eine besonders negative Auswirkung bei Kindern. Um dies zu beurteilen, wird das Kind entkleidet und gewogen. Das Gewicht vor der Erkrankung wird dem ermittelten Gewicht verglichen, so kann der Grad einer Austrocknung bestimmt werden. Die Beschaffenheit der Haut und der Schleimhäute liefert ebenso einen Hinweis auf Dehydrierung.

Komplikationen

Das Auftreten von Komplikation hängt vom Immunsystem oder von chronischen Erkrankungen eines Menschen ab. Ist der Patient körperlich geschwächt, spielt dies eine große Rolle beim Verlauf des Magen-Darm-Infekts. Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet. In der Hälfte der Fälle verursachen Viren den Infekt.

Am häufigsten sind das Noro- oder Rotaviren. Komplikationen kann eine verstärkte Exsikkose hervorrufen. Häufiges Erbrechen und heftiger Durchfall fördern die Ausscheidung von Flüssigkeit und damit von Elektrolyten wie Kalium oder Natrium. Dauert dieser Zustand über längere Zeit an, kann dies zu bedrohlichen Folgen wie Unterzuckerung, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen, Kreislaufversagen und Nervenschäden führen. Im tragischsten Fall kann die Erkrankung tödlich enden.

Bei einer Infektion mit Bakterien besteht die mögliche Komplikation in der Entzündung und starken Erweiterung des Dickdarms (toxisches Megakolon). In den meisten Fällen schafft hier nur ein operativer Eingriff Besserung. Neben einem Megakolon können Toxine Nierenprobleme und Nierenversagen bewirken. Wird der Magen-Darm-Trakt von Parasiten befallen, ist die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung signifikant eingeschränkt. Diese Komplikation führt zu einer sichtbaren Mangelernährung.

Behandlung und Therapie

Der mit dieser Erkrankung verbundene Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ist schnellstmöglich auszugleichen. Für ältere und geschwächte Menschen, sowie für Säuglinge und Kleinkinder ist die Rehydration außerordentlich wichtig. Ein zu hoher Flüssigkeitsverlust kann sich bedrohlich auswirken.

Bei schwerwiegender Austrocknung des Körpers werden Infusionen mit sogenannten Reyhdrationslösungen gegeben, um den Verlust an Flüssigkeit, Mineralstoffen, Spurenelementen und Salzen auszugleichen. Babys und Kleinkinder erhalten die lebenswichtigen Stoffe in gelöster Form zum Trinken und seltener als Infusion.

Nicht geeignet sind Säfte und Cola oder gesüßter Tee. Der hohe Zuckergehalt kann nicht verstoffwechselt werden und dadurch den Durchfall verschlimmern. Oberste Priorität ist es, Flüssigkeitsverlust vermeiden: mit Getränken, wie stilles Wasser, dünnem Kräutertee oder einer Elektrolytlösungen, die die Apotheke anbietet.


Aussicht und Prognose

Eine Gastroenteritis ist meist nach wenigen Tagen ausgestanden. Der Verlauf ist damit selbstlimitierend.

Nach der deutlichen Besserung der Symptome kann mit einer Schonkost begonnen werden. Eine ärztliche und/oder medikamentöse Behandlung ist vielfach nicht notwendig. Der Körper benötigt zur Selbstheilung ausschließlich Ruhe und Erholung.

In akuten Fällen ist es sinnvoll Medikament wie Aktivkohle gegen den Durchfall einzunehmen. Helfen diese Arzneien nicht, so ist die Konsultation eines Arztes angebracht.

Eine Ernährungsweise mit leichter Kost und viel Trinken besänftigt den Magen, der Körper kann sich regenerieren.

Vorbeugung

Der beste Schutz sind täglich konsequent durchgeführte hygienische Maßnahmen. Das heißt regelmäßig die Hände gründlich mit Seife und lauwarmen Wasser waschen. Das ist vor dem Kochen, dem Essen und immer nach jedem Toilettengang angezeigt.

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen einhalten:

  • Distanz zu kranken Personen halten, das WC mit geschlossenem Deckel spülen. Diese und alle anderen Flächen wie Spülkasten, Wasserhähne, Türklinken, Lichtschalter vor Benutzung mit einem Desinfektionsmittel reinigen.
  • In der Küche alle Flächen und Küchengeräte absolut sauber halten und stets gründlich reinigen.
  • Wäsche mit einer Temperatur von 60 Grad waschen.
  • Empfindliche Personen sollten zur Vorsicht einen Mundschutz tragen, da sich Keime auch in der Luft befinden können.
  • Bei der Zubereitung von Mahlzeiten ist der hygienisch Umgang mit Lebensmittel wie Eiern, Geflügel, Fisch und Meeresfrüchten zu beachten. Bakterien werden beim Kochen abgetötet.
  • Gründliches Waschen von Obst und Gemüse wirkt vorbeugend gegen schädliche Keime.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 4. September 2018

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