Fluorose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Fluorose wird durch eine übermäßige Zufuhr von Fluorid ausgelöst und äußert sich in Gelenks- und Knochenschmerzen und einer Verfärbung der Zähne. Die sichere Diagnose erfolgt über Röntgenbilder und die Behandlung gestaltet sich als relativ unproblematisch.
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Was ist Fluorose?
Laut Definition werden mit dem Begriff Fluorose alle Krankheitsbilder bezeichnet, die durch eine übermäßige Zufuhr an Fluoriden hervorgerufen werden. Fluoride regen die Osteoblasten, die knochenbildenden Zellen des Körpers, an, was einerseits zu einer höheren Knochendichte, andererseits zur Verkalkung der Längsbänder führt.
Außerdem lagern sich die Fluoride in den Knochen ab, wodurch die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Knochen gesteigert wird. Dies wird in der Medizin oft als positive Eigenschaft der Fluorose genutzt.
Ursachen
Wird versehentlich eine große Menge an Fluorid-Tabletten auf einmal geschluckt, spricht man von akuter Fluorose oder Fluorid-Vergiftung. Außerdem wurde ein Auftreten der Krankheit bei Personen registriert, die in der elektrolytischen Gewinnung von Aluminium arbeiten. Beim Schmelzen von Kryolith, einem seltenen Mineral, aus dem Aluminium hergestellt wird, entsteht Fluorwasserstoff, der über die Atem- oder Verdauungswege in den Körper gelangen kann.
Fluorose kann allerdings nicht nur Krankheit, sondern auch Therapie sein. So wird zum Beispiel bei Osteopathie-Patienten durch künstliche Gabe von Natriumflorid eine leichte Fluorose herbeigeführt, um die Knochendichte zu verbessern und den Knochenschwund zu verlangsamen. Die Knochenfluorose äußert sich durch zunehmende Versteifung der Knochen, vermindertes Wachstum, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme bis hin zur Kachexie (BMI unter 18). Schmerzen entstehen vor allem entlang der Wirbelsäule und an den Sprunggelenken. In fortgeschrittenem Stadium ist eine Anämie (Blutarmut) möglich, da durch die Fluorose das Knochenmark verdrängt wird.
Wann zum Arzt?
Eine Fluorose tritt gehäuft bei Kindern auf. Diese wird in den meisten Fällen vom Zahnarzt während der Routinekontrolle entdeckt. Zeigt sich die Fluorose lediglich durch weiße Verfärbungen der Zähne, besteht kein akuter Handlungsbedarf. In Absprache mit Zahn- oder Kinderarzt sollte die Einnahme von Fluortabletten bzw. die verwendete Zahncreme überprüft werden. Durch Reduzierung der Fluorgabe kann der Fluorose entgegengewirkt werden.
Sind die Zähne jedoch bereits massiv geschädigt, bis hin zu gelblich-braunen Verfärbungen, hat sich bereits eine größere Menge an Fluor im Körper angelagert. Das Ziehen betroffener Zähne ist oft nötig, um die Ausbreitung von Karies zu verhindern. Eine Vergiftung mit Fluor kann – vor allem bei Kindern – lebensbedrohlich sein und bedarf einer sofortigen ärztlichen Behandlung. Mit Hilfe von Röntgenuntersuchungen kann die Einlagerung im Knochen dargestellt werden.
Kam es zu einer größeren oralen Einnahme von Fluor (Konsum von großen Mengen Zahnpasta), sollte umgehend der Magen im Krankenhaus ausgepumpt und gespült werden. Eine Fluorose zeigt diffuse Beschwerden und ist nicht immer einfach abzugrenzen. Ebenso ist eine ärztliche Konsultation angeraten, wenn über Gelenk- und Knochenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall geklagt wird. Dies betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene. Zumeist erfolgt der erste Hinweis beim Zahnarzt. Wird eine gezielte Fluorid-Therapie im Zuge einer Osteoporose-Behandlung durchgeführt, sollten sich die Betroffenen beim Auftreten benannter Symptome an den behandelnden Facharzt wenden.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der Fluorose:
Symptome der um ein Vielfaches häufiger auftretenden Zahnfluorose sind schneeweiße oder gelblich-braune Verfärbungen auf dem Zahnschmelz, die in Form von Streifen und Flecken auftreten. Eine extreme Form der Dentalfluorose wird als „Texas Teeth“ bezeichnet. Dabei erscheinen die Zähne in mattem, an Kreide erinnerndem Weiß und sind mit braunen Flecken bedeckt. Die Verfärbungen auf den Zähnen, die durch die Fluorose hervorgerufen werden, sind nicht nur unschön anzusehen, sondern vermindern auch die Abwehrkräfte der Zähne gegen Karies.
Die akute Fluorose führt zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Der erst Verdacht auf Fluorose entsteht meist beim Zahnarzt, dem die ersten minimalen Verfärbungen der Zähne auffallen, die durch die Einlagerung von Fluorid im Zahnschmelz entstanden sind. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Zähne kreideweiß oder bräunlich verfärbt.
Diagnose
Zur sicheren Diagnose erfolgt eine Röntgenaufnahme, auf der der von Fluorose betroffene Knochen aufgrund des vielen neuen Knochenmaterials schneeweiß zu sehen ist. Bei fortgeschrittener Fluorose können auch bereits die Bänder, Sehnen und Gelenkkapseln verknöchert sein. Auch ein erhöhter BSG-Wert im Blut kann auf eine Fluorose hinweisen, allerdings ist die erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit ein Symptom von Entzündungen im Körper und daher relativ unspezifisch.
Komplikationen
Bei der Fluorose kommt es in der Regel zu verschiedenen Beschwerden. Diese hängen dabei stark von der Ausprägung der Krankheit ab. An den Zähnen kann sich die Fluorose dabei durch verschiedene Flecken oder Verfärbungen sichtbar machen. Dabei entstehen in den meisten Fällen weiße oder braune Flecken auf den Zähnen. Mit diesen Flecken fühlen sich die meisten Betroffenen unwohl und leiden damit an einem verringerten Selbstwertgefühl und weiterhin möglicherweise an Minderwertigkeitskomplexen.
Ebenso kann sich die Fluorose negativ auf die Knochen des Betroffenen auswirken, sodass zu einer Versteifung und Verdickung der Knochen kommt. Damit sinkt die Belastbarkeit des Patienten deutlich ab und es kommt nicht selten zu Knochenbrüchen und zu Einschränkungen in der Bewegung.
Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Fluorose deutlich verringert und eingeschränkt. Weiterhin leiden die Patienten auch an Bauchschmerzen, Durchfall oder sogar an Erbrechen. Sollte die Zufuhr an Fluor nicht gestoppt werden, so kann es im schlimmsten Falle auch zum Tode des Patienten kommen. Die Behandlung der Fluorose richtet sich dabei nach ihrer Ursache und ist in der Regel nicht mit Komplikationen verbunden. Die Beschwerden an den Zähnen können durch einen Zahnarzt behoben werden. Bei einer frühzeitigen Behandlung wird die Lebenserwartung des Betroffenen nicht verringert.
Behandlung und Therapie
Der erste Schritt zur Behandlung einer Fluorose ist, die übermäßige Zufuhr der Fluoride zu stoppen und damit die Ursache der Krankheit zu beseitigen. Bereits durch diese einfache Maßnahme können die Symptome abklingen und sich die veränderten Knochen wieder zurückbilden. Welche zusätzlichen Maßnahmen zur Behandlung der Fluorose eingesetzt werden, ist stark von den Schäden abhängig, die im Körper durch die Krankheit bereits entstanden sind.
Bei der Dentalfluorose geht es in den meisten Fällen in erster Linie darum, die erkrankten Zähne zu erhalten. Bei starker Beschädigung kann es notwendig sein, diese zu entfernen und durch künstliche Zähne zu ersetzen. Die akute Fluorose kann bei unzureichender Behandlung vor allem bei Kindern sogar lebensbedrohlich sein. Wie bei anderen Arten von Vergiftungen ist eine sofortige notfallmedizinische Versorgung nötig, im Zuge derer durch gezieltes Erbrechen der Magen so rasch wie möglich geleert werden sollte.
Ein Gang zum Arzt ist unbedingt nötig, in den meisten Fällen muss auch der Magen ausgespült werden, idealerweise in den ersten zwei Stunden nach der Einnahme der Überdosis an Fluorid. Allerdings ist eine mögliche toxische Wirkung von Fluorid erst ab einer Einnahme von 5mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht zu beobachten, was bei einer erwachsenen Person mit 70kg an die drei bis vier Zahnpasta-Tuben entspricht. Vorsicht ist allerdings bei Kleinkindern geboten, wo schon eine Tube ausreicht, die oftmals aufgrund von Erdbeergeschmack für Leckermäuler verlockend sein kann.
Vorbeugung
Ist aus medizinischen Gründen eine Einnahme darüber hinaus erforderlich, müssen die Risiken der Therapie mit Fluorid und den möglichen Nebenwirkungen gegeneinander entsprechend abgewogen und imdividuell entschieden werden.
Konzentrierte Fluorid-Gels und Tabletten sollten sicherheitshalber für Kinder unerreichbar und entsprechend sicher aufbewahrt werden. Zweimal jährliche Kontrolltermine beim Zahnarzt helfen in diesem Zusammenhang ebenso, das Risiko, an Fluorose zu erkranken, zu minimieren.
Quellen
- Gängler P. et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme Verlag. 3. Auflage 2010
- Reitemeier B.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme Verlag. 1. Auflage 2006
- Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2009
- Kramer E. Prophylaxefibel, Grundlagen der Zahngesundheit; Deutscher Zahnärzte Verlag (2009)
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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