Fieberkrämpfe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Fieberkrämpfen handelt es sich um Krampfanfälle, die kleine Kinder im Rahmen von fiebrigen Infektionen erleiden. In den meisten Fällen enden die Anfälle von selbst oder können mit einem krampflösenden Mittel gestoppt werden.
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Was sind Fieberkrämpfe?
Fieberkrämpfe bezeichnen Krampfanfälle bei Babys oder Kleinkindern, die an einem fiebrigen Infekt erkrankt sind. Die Anfälle entstehen in der Regel ab einer Körpertemperatur von 38 Grad Celsius und sind nicht durch eine Entzündung im Bereich des Zentralnervensystems verursacht.
Zwei Typen von Fieberkrämpfen sind zu unterscheiden: die einfache Form mit einer Anfallsdauer unter 15 Minuten und einer Beteiligung des ganzen Körpers sowie die komplexe und damit kontrollbedürftige Form, die oft länger als 15 Minuten dauert, nur Körperteile erfasst und eine Wiederholungstendenz aufweist.
Betroffene Kinder erleiden ihre Fieberkrämpfe am häufigsten im zweiten Lebensjahr. Einfache Fieberkrämpfe sind in der Regel harmlos, bei komplizierten Formen oder erhöhter Krampfneigung wird in vielen Fällen im Rahmen einer weiterführenden Diagnostik nach einer eventuellen Ursache der Fieberkrämpfe gesucht.
Ursachen
Eine familiäre Disposition, also bereits erfolgte Fieberkrämpfe bei anderen Familienmitgliedern, wird ebenfalls als Entstehungsursache diskutiert. In einem von drei Fällen erleidet ein Kind später einen weiteren Anfall. Untersuchungen zeigten, dass es für die Wiederholung von Fieberkrämpfen bestimmte Faktoren gibt.
Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn ein Kind oft, aber eher über einen kurzen Zeitraum Fieber hat oder beim initialen Krampfanfall noch keine 18 Monate alt war. Auch mehrere Anfälle beim ersten auslösenden Fieber sowie bereits bestehende Störungen im Bereich des Zentralnervensystems können auf eine erhöhte Anfallsbereitschaft im Hinblick auf Fieberkrämpfe hinweisen.
Krankheiten
- Atemwegsinfektion
Wann zum Arzt?
Bei Fieberkrämpfen im Erwachsenenalter ist grundsätzlich ein Arzt aufzusuchen. Häufig stellen sich weitere Symptome, wie Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit oder Magen- und Darmprobleme ein. Meist sind Bakterien und Viren für die Beschwerden verantwortlich, die unbehandelt ansteckend sind und sich darüber hinaus im Organismus weiter ausbreiten.
Kinder in einem Alter von ungefähr 2 Jahren leiden unter einfachen Fieberkrämpfen, die für ungefähr 15 Minuten anhalten. Dies gilt als ein Bestandteil der Entwicklung des Immun- und Nervensystems des Kindes. Ein Arzt muss in diesen Fällen nicht aufgesucht werden. Halten die Fieberkrämpfe jedoch länger an, ist ein Arztbesuch notwendig. Es liegt eine andere Erkrankung vor, die abgeklärt werden muss.
Als eine weitere Kinderkrankheit ist das Dreitagefieber bekannt. Dieses ist verbunden mit zusätzlichen Symptomen wie Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall. Im Normalfall muss kein Arzt aufgesucht werden. Haben die Eltern jedoch starke Befürchtungen oder sorgen sich um das Kind, sollten sie zur weiteren Abklärung mit einem Arzt sprechen.
Bei besonders starkem Fieber, wiederholenden sowie langanhaltenden Fieberkrämpfen, ist ein Arzt zu konsultieren. Entzündungen im Gehirn sind möglich und können unbehandelt zu irreparablen Schäden führen. Stellen sich weitere Beschwerden wie Störungen des Bewusstseins, Dehydration oder Schmerzen ein, ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen.
Diagnose und Verlauf
Da Fieberkrämpfe beim Erscheinen des Arztes oft schon vorüber sind, wird die Diagnose meist anhand der Anfallsschilderung durch die Eltern gestellt. Bei einem einfachen Krampfanfall schließt sich oft nur die Diagnose und Behandlung der Grunderkrankung, die das Fieber ausgelöst hat, an. Der Verdacht auf komplizierte Fieberkrämpfe kann durch die Messung der Gehirnaktivität im Rahmen eines Elektroenzephalogramms (EEG), das nach dem Anfall durchgeführt wird, widerlegt oder bestätigt werden.
Bei auffälligem EEG – in der Regel auch bei einem Krampfanfall im ersten Lebensjahr – schließen sich Blutuntersuchungen und in vielen Fällen auch eine Lumbalpunktion an, um das Nervenwasser des Kindes auf Erreger, beispielsweise einer Gehirnhautentzündung, zu untersuchen. Fieberkrämpfe verlaufen in dem meisten Fällen harmlos und beenden sich ohne medizinische Intervention selbst.
Die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung beträgt etwa 30 Prozent. Bei komplizierten Fieberkrämpfen müssen eine erhöhte Krampfneigung sowie eine (bei etwa vier Prozent der Patienten im späteren Verlauf auftretende) Epilepsie in Betracht gezogen werden.
Komplikationen
Obwohl Fieberkrämpfe nur bei einer kleinen Anzahl von Kindern vorkommen und bereits eine Komplikation einer Infektion darstellen, ist ihr Verlauf meist unkompliziert. Allerdings besteht auch bei einem unkomplizierten Fieberkrampf ein gering erhöhtes Risiko für das Kind, später an einer Epilepsie zu leiden. Neben dem unkomplizierten Fieberkrampf gibt es jedoch noch einen sogenannten atypischen oder komplizierten Fieberkrampf.
Während bei der unkomplizierten Form sofort ein Bewusstseinsverlust und ein nur wenige Minuten dauernder einmaliger Krampf auftritt, verläuft der atypische Fieberkrampf herdförmig. Herdförmig bedeutet, dass das Bewusstsein während des Krampfes nicht sofort ausgeschaltet wird. Der Krampf dauert außerdem länger als 15 Minuten und die Anfälle wiederholen sich innerhalb von 24 Stunden mehrmals. Deutlich wirkt sich der Unterschied der beiden Verlaufsformen in der Prognose aus.
Normalerweise ist die Prognose eines Fieberkrampfes gut. Es kommt zu keiner Schädigungen des Nervensystems oder Verzögerung der geistigen Entwicklung. Lediglich das Risiko für eine später auftretende Epilepsie ist besonders bei der atypischen Form der Fieberkrämpfe erhöht. Bei einem Drittel der Kinder besteht die Gefahr eines Rezidivs, also die Wiederholung des Fieberkrampfes bis zum fünften Lebensjahr. Das Risiko eines Rezidivs ist umso höher, je jünger das Kind beim ersten Anfall war. Fieberkrämpfe ähneln bestimmten Krampfanfällen, die bei Hirnhautentzündungen oder Hirnentzündungen auftreten können. Diese müssen daher differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden.
Behandlung und Therapie
Vor allem harmlose Fieberkrämpfe terminieren sich nach kurzer Zeit selbst, sodass die Erste Hilfe im Wesentlichen darin besteht, das Kind zu beruhigen und während des Krampfanfalls vor Verletzungen zu schützen – jedoch ohne es massiv festzuhalten. Im Anschluss erfolgen klassische Therapien gegen das Fieber wie Zäpfchen oder Wadenwickel sowie das Zuführen von Flüssigkeit.
Werden als Ursache für einen Krampfanfall eine Gehirnhautentzündung oder eine andere Krankheit festgestellt, richtet sich die Behandlung auf die Beseitigung beziehungsweise Linderung der Grunderkrankung. Ergibt sich im Laufe der Kontrollen nach komplizierten Fieberkrämpfen eine Epilepsie als auslösende Ursache, wird ebenfalls eine entsprechende Therapie eingeleitet – zum einen, um die Epilepsie frühzeitig zu behandeln, zum anderen, um bei fieberhaften Infektionen die Wahrscheinlichkeit von weiteren Fieberkämpfen bestmöglich zu reduzieren.
Aussicht und Prognose
Da zwischen unkomplizierten und komplizierten Fieberkrämpfen unterschieden wird, ergeben sich daraus auch unterschiedliche Prognosen. Zudem spielen noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Im Allgemeinen ist die Prognose bei Fieberkrämpfen jedoch sehr gut. Einfach verlaufende Fieberkrämpfe stellen zwar eine Komplikation einer Infektionskrankheit dar, führen jedoch zu keiner besonderen Beeinträchtigung in der weiteren geistigen und körperlichen Entwicklung des Kindes. Auch eine erhöhte Sterblichkeit besteht nicht.
Bei etwa 30 Prozent der Kinder treten Fieberkrämpfe bis zum fünften Lebensjahr wiederholt auf. Dennoch stellen sie ein leicht erhöhtes Risiko dar. So erkranken etwa ein bis zwei Prozent der Betroffenen im späteren Verlauf an einer Epilepsie. Bei komplizierten Fieberkrämpfen kann die Prognose unter Umständen ungünstiger ausfallen. Hier spielen weitere Faktoren eine Rolle. Sind bereits Fälle von Epilepsie in der Familie bekannt oder hat das Kind bereits vorher neurologische Auffälligkeiten gezeigt, steigt das Risiko. In diesen Fällen steigt die Wahrscheinlichkeit an einer Epilepsie zu erkranken auf 30-35 Prozent.
Vorbeugung
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Thomas, C. et al.: Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 8. Oktober 2024
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