Computerspielsucht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Computerspielsucht

Als Computerspielsucht bezeichnet man die Abhängigkeit von Spielen, die man an Computern, Konsolen oder mobilen Geräten spielen kann. Personen, die an Computerspielsucht leiden, fühlen den Zwang, immer mehr Zeit in der virtuellen Welt zu verbringen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Computerspielsucht?

Eine Computerspielsucht macht sich durch ständiges Spielen am Computer oder an anderen Konsolen bemerkbar. Betroffene verlieren zunehmen den Bezug zur Realität.

Computerspielsucht ist das Verlangen danach, möglichst viel Zeit mit dem Spielen eines Computer- oder Videospiels zu verbringen. In den häufigsten Fällen handelt es sich dabei um Spieletitel, die über das Internet mit anderen Menschen gespielt werden, wie etwa Rollenspiele.

In den Medien wird als Beispiel häufig „World Of Warcraft“ vom Entwickler Blizzard Entertainment genannt, wobei dieses Spiel nur eines von vielen so genannten „Massively Multiplayer Online Role-Playing Games“ (MMORPG) ist, die die Computerspielsucht auslösen können. Die Merkmale der Computerspielsucht ähneln denen anderer Suchtformen, wie etwa der nach Alkohol oder Drogen.

Ursachen

Die einzige Ursache, mit der eine Person der Computerspielsucht verfallen kann, ist das Spielen eines Video- oder Computerspiels selbst. Um die dauerhafte Motivation bei den Spielern aufrechtzuerhalten, ist jedes gute Spiel mit Mechaniken ausgestattet, die die Nutzer immer wieder zurückkehren lassen. Dazu zählen beispielsweise Punkteranglisten, Erfolge oder die Möglichkeit, gegen menschliche Gegner über das Internet zu spielen.

Zudem beginnt ein suchtgefährdeter Spieler, sich immer mehr mit seiner Spielfigur und der virtuellen Welt zu identifizieren und taucht regelrecht in sie ein. Das macht es umso schwieriger, sich von ihr zu lösen, und motiviert ihn ebenfalls, regelmäßig das Spiel zu starten. Mit zunehmender Spieldauer prägt sich so eine Computerspielsucht aus.

Wann zum Arzt?

Bei einer Computerspielsucht ist es notwendig, einen Arzt aufzusuchen. Die Ausprägung dieses Symptoms kann unterschiedlich stark auftreten, sollte allerdings schon von Grund auf behandelt und eingeschränkt werden. Ein Psychologe ist dann notwendig, wenn der Betroffene beim Verbot oder Entzug von Computerspielen eine aggressive Grundhaltung gegenüber anderen Personen und vor allem den Eltern zeigt. Auch sollte ein Arzt dann eingreifen, wenn der Patient die Zeit nicht mehr richtig wahrnimmt und den kompletten Tag am Computerspiel spielt.

Es kommt in der Regel auch dazu, dass der Kontakt mit Freunden stark eingeschränkt wird. Außerdem wirkt sich die Computerspielsucht auch negativ auf die Hygiene des Patienten aus. Sollte sich diese stark verringern, muss ein Arzt aufgesucht werden. In vielen Fällen treten bei der Computerspielsucht auch physische Folgen auf. Dazu können Übergewicht und eine allgemein ungesunde Ernährung gehören. Auch hier ist es ratsam, einen Arzt zu kontaktieren. Falls sich der Betroffene gegen den Arztbesuch wehrt und die Existenz der Krankheit leugnet, kann der Patient auch in einer speziellen Klinik untergebracht werden.

Symptome und Verlauf

Die Computerspielsucht wird bislang noch nicht in den gängigen medizinischen Klassifikationssystemen aufgeführt. Vergleichbar sind ihre Symptome daher am ehesten mit denen des pathologischen Spielens und somit mit einer Störung der Impulskontrolle. Diese zeigt sich unter anderem durch das regelmäßige Scheitern am Versuch, die Sucht zu durchbrechen, durch das Verheimlichen der Sucht vor Verwandten und Freunden sowie durch immer längere Phasen des Spielens.

Vom Verlauf her startet die Computerspielsucht mit gelegentlichem Spielen, das durch Erfolge zu positiven Erlebnissen führt. Der Mechanik des Spiels folgend, werden die zu bewältigenden Aufgaben immer zeitintensiver, was zu längeren Spielzeiten führt. Die Computerspielsucht zeigt sich daran, dass der Spieler nicht mehr in der Lage ist, für einen längeren Zeitraum auf das Spiel zu verzichten.

Diagnose

Eine Computerspielsucht lässt sich diagnostizieren, wenn es dem Spieler nicht mehr möglich ist, ein Leben ohne das Spiel zu führen, nach dem er süchtig ist. Das zeigt sich nicht nur in der großen Menge an Zeit, die er in das Spielen investiert, sondern auch in seinem Denken, das sich nur noch um das Spiel dreht.

Ist der Spieler dazu gezwungen, auf das Spielen zu verzichten, sind an ihm die typischen Syndrome von Entzugserscheinungen zu beobachten. Vor allem zeigt sich dies in einem Zustand der Unruhe sowie in Zittern und Schwitzen. Weiterhin vernachlässigt eine Person, die der Computerspielsucht verfallen ist, ihr soziales Leben. Das Spiel beherrscht ihren Alltag, was sich auch darin zeigt, dass sie mit wenigen Stunden Schlaf auskommt und ihre Mahlzeiten, die häufig aus Fast Food bestehen, während des Spielens zu sich nimmt. So kann die Computerspielsucht auch negative gesundheitliche Folgen haben.

Komplikationen

Eins der größten Probleme der modernen Computergesellschaft stellt die Computerspielsucht dar. Davon sind vor allem Jugendliche betroffen. Computerspielsüchtige neigen zur Prokrastination, dem Aufschieben anderer wichtiger Aufgaben des Lebens. Sie können die Aufgaben nicht mehr bewältigen, da sie zu viel Zeit auf Computerspiele verwenden. Besonders problematisch ist das regelmäßige Spielen während der Nacht, mitunter unter Einfluss von Aufputschmitteln, was den Schlafrhythmus ruinieren kann.

Ein weiteres Problem stellt die Verrohung dar, speziell wenn es sich um gewaltverherrlichende oder rassistische Spiele handelt oder um Kriegsspiele, speziell um sogenannte Ego-Shooter mit Feuerwaffen. Experten machen diese Ego-Shooter verantwortlich für Verrohung und psychische Krankheiten. Übermäßiger Gebrauch von Ego-Shootern soll bereits zu Amokläufen geführt haben.

Auch schulische Leistungen und das kommunikative Verhalten können in Mitleidenschaft gezogen werden. Manchmal eignen sich Computerspielsüchtige den Wortschatz, das Outfit, das Verhalten oder gar die Identität der Protagonisten der Computerspiele an und leben mitunter in einer Scheinwelt. Gerade während der Pubertät kann es zu Entwicklungsstörungen und Identitätsproblemen kommen, sogar ganze Subkulturen können neu entstehen.

Des Weiteren ist der Schritt zur Internetkriminalität nicht weit, da häufig mit Raubkopien gehandelt wird. Auch kostenpflichtige Internetspiele, Internetglücksspiel und Internetwetten etc. können Jugendliche schnell in den Ruin treiben. Schlussendlich können sowohl Realitätsverlust und kognitive Probleme langfristige Folgen einer Computerspielsucht sein.

Behandlung und Therapie

Noch immer wird die Computerspielsucht nicht allerorts als Krankheit wahrgenommen. Erst recht zögerlich entstehen Institute und Hilfsangebote, die sich der Computerspielsucht widmen. Dazu zählen vor allem psychotherapeutische Behandlungsmethoden wie Gruppen- oder Einzelgespräche sowie Beratungen, die den Partner oder die Familie mit einbeziehen.

Durch die Zugehörigkeit zu Selbsthilfegruppen kann sich der Erkrankte mit Gleichgesinnten austauschen. Durch die regelmäßige Teilnahme an Sitzungen und Gesprächen erhält der Alltag des Computerspielsüchtigen eine notwendige Struktur, die ihn zudem aus seiner Isolation befreit. In besonders schweren Fällen gehört die Gabe von Psychopharmaka zur Therapie einer Person, die an einer Computerspielsucht leidet. Angebote zur Bekämpfung der Computerspielsucht gibt es unter anderem an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und an der Christoph-Dornier-Klinik in Münster.


Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen Computerspielsucht ist die, ganz auf Video- und Computerspiele zu verzichten. Das gilt zumindest für solche Spiele, die im Verdacht stehen, aufgrund ihrer Mechaniken eine Computerspielsucht auslösen zu können. Zudem sollten Personen, die auch in anderen Lebensbereichen eine Suchtgefahr an sich erkennen, bei der Nutzung von Computerspielen vorsichtig sein.

Da Videospiele durchaus auch positive Effekte haben und im Prinzip nichts gegen dieses Hobby einzuwenden ist, sollte man neben dem Spielen ein funktionierendes Sozialleben aufrechterhalten. Dazu gehören der regelmäßige Kontakt zu Familie und Freunden sowie Aktivitäten in der „richtigen Welt“. Das Vernachlässigen dieser Tätigkeiten kann den Verwandten und Bekannten als erstes Signal für eine Computerspielsucht dienen.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Computerspielsucht

Das könnte Sie auch interessieren