Bandscheibe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bandscheiben befinden sich zwischen je zwei Wirbeln der Wirbelsäule. Sie üben eine umfangreiche Schutz- und Pufferfunktion aus, die den knöchernen Strukturen und als Konsequenz auch den im Wirbelkanal verlaufenden empfindlichen Nerven zugutekommt. Die häufigsten Erkrankungen sind die Vorwölbung und der Vorfall der Bandscheibe.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Bandscheiben befinden sich zwischen zwei Wirbeln und entlasten die Wirbelsäule.

Die Bandscheibe heißt im Lateinischen „Discus intervertebralis“, was soviel wie „Scheibe zwischen den Wirbeln“ bedeutet. Der Mensch verfügt über insgesamt 23 Bandscheiben, die sich zwischen je zwei Wirbeln der Hals,-Brust- und Lendenwirbelsäule sowie dem Übergang der LWS zum Kreuzbein befinden. Lediglich zwischen den ersten beiden Halswirbeln befindet sich keine Bandscheibe. Aufgrund ihrer Lage werden sie auch als Zwischenwirbelscheiben bezeichnet.

Anatomie

Anatomisch wird die Bandscheibe in zwei Anteile untergliedert: Die äußere Hülle wird von einem faserknorpeligen Ring, dem Anulus fibrosus, gebildet. Dieser Faserring besteht aus sehr festen, aber durchaus elastischen Zellfasern. Hierbei handelt es sich in der überwiegenden Mehrzahl aus Bindegewebsfasern aus Kollagenbestandteilen, die wie ein Flechtwerk ineinandergreifen und so ein überaus robustes und strapazierfähiges Gewebe ergeben.

Über diesen aus Fasern bestehenden Ring ist die Bandscheibe auch fest mit den Deckplatten der über oder unter ihr befindlichen Wirbel verbunden. Ein Herausrutschen der Bandscheibe aus ihrem Raum zwischen den Wirbeln ist also bei Gesundheit von Wirbelsäule und Bandscheiben nicht möglich.

Der Anulus fibrosus ist die schützende Ummantelung für das Innere der Bandscheibe, den Nucleus pulposus. Hierbei handelt es sich um einen gallertartigen, sehr weichen Kern. Die Ausdehnung seiner Flüssigkeit ist es letztendlich, die der Bandscheibe ihre Höhe von bis zu fünf Millimetern gibt und entsprechend des Füllungszustands zur Länge der Wirbelsäule und damit auch der Körpergröße des Menschen beiträgt.

Das zellarme Material des Gelkerns kann durch Druck aus der Bandscheibe herausgepresst werden, sodass der Mensch im Laufe des Tages bis zu drei Zentimetern an Größe verliert und durch das Wiederauffüllen des Flüssigkeitsgehalts während des Schlafens in der Horizontalen wieder auf das ursprüngliche Maß zurückkommt.

Funktion

Die Wirbelsäule ist den ganzen Tag einer Vielzahl von Beuge-, Streck- und Drehbewegungen ausgesetzt und muss auch das jeweilige Gewicht des Menschen tragen. Zur Entlastung tragen – neben der federnden Funktion der physiologischen Krümmungen der Wirbelsäule – vor allem die Bandscheiben bei.

Zum einen sorgen sie – wie beispielsweise auch die zahlreichen Schleimbeutel im Körper – dafür, dass keine zwei knöchernen Körperteile aufeinanderstoßen. Sie verhindern so einen frühzeitigen Verschleiß der Wirbelkörper. Zum anderen kommt den Zwischenwirbelscheiben bei allen Bewegungen eine umfangreiche Pufferfunktion zu, die vor allem durch das weiche Gelkissen im Inneren der Bandscheibe verwirklicht wird.

Durch seinen hohen Wassergehalt kann der flexible Gallertkern nahezu alle Bewegungen effektiv ausgleichen und so Druckspitzen vermeiden. Letztendlich ist es erst den Bandscheiben zu verdanken, dass die Wirbelsäule kein starres System ist, sondern eine bewegliche Verbindung. Auch bei Stößen und Erschütterungen übernehmen die elastischen Bandscheiben eine wichtige Funktion: Die Kombination aus strapazierfähigem Faserring und weichem Gelkern ist ideal für das Dämpfen von stauchenden Belastungen und wirkt deshalb für die empfindliche Wirbelsäule wie ein Stoßdämpfer.

Doch auch bei den vielen statischen Haltungen im Alltag greift die Pufferwirkung der Bandscheiben: Beispielweise beim langen Stehen oder Sitzen, die über ein Hohlkreuz beziehungsweise einen gekrümmten Rücken eine ungünstige Belastungsverteilung auf bestimmte Wirbelkörper auslösen können, tragen die Bandscheiben zu einem physiologischen Ausgleich des einwirkenden Drucks bei.


Erkrankungen

  • Bandscheibenvorwölbung

Die häufigsten Bandscheibenprobleme kommen durch eine Vorwölbung oder einen Vorfall zustande. Bei der Bandscheibenvorwölbung (Protusio) ragt die Zwischenwirbelscheibe über ihr normales Maß hinaus entweder seitlich oder in Richtung der Nervenwurzel aus ihren natürlichen Grenzen vor.

Beim Bandscheibenvorfall ist der faserknorpelige Ring in mehr oder weniger starkem Ausmaß gerissen, sodass der Gallertkern austreten kann. Diese Vorgänge können völlig schmerzfrei geschehen, was sich in der Tatsache äußert, dass eine Menge Bandscheibenerkrankungen als Zufallsbefund entdeckt werden.

Doch können die Protusio und vor allem der Prolaps über die Einengung der Nervenwurzel auch massive Beschwerden verursachen. Neben starken, oft ins Bein hinunter einschießenden Schmerzen sind auch Empfindungsstörungen („Kribbeln“) und Taubheitsgefühle in der vom entsprechenden Nerv normalerweise versorgten Körperregion möglich. In schweren Fällen ist eine Lähmung sowie der Verlust der Kontrolle über die Blasen- und Darmentleerungsfunktion zu beobachten.

Neben diesen klassischen Bandscheibenproblemen kann die Zwischenwirbelscheibe, zum Beispiel durch einen Sportunfall oder einen unglücklichen Sturz, auch verletzt werden. Eine typische Verschleißerkrankung ist dagegen die Osteochondrose, bei der sowohl die Wirbelkörper als auch die Bandscheiben zunehmend degenerieren. Die dadurch entstehende Höhenminderung der Bandscheiben bewirkt dann häufig eine Arthrose der kleinen Wirbelgelenke.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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