Achenbach-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Achenbach-Syndrom beschreibt die Ausbildung eines Hämatoms an Hand oder Fingern und in sehr seltenen Fällen auch im Bereich von Füßen und Zehen. Das Achenbach-Syndrom entsteht in der Regel ohne ersichtlichen Grund und tritt mitunter auch sehr plötzlich auf. Mediziner sprechen bei dieser Erscheinung auch von einem paroxysmalen Handhämatom, einem paroxysmalen Fingerhämatom oder einer Fingerapoplexie. Die Ursache für das Achenbach-Syndrom ist dabei der Riss eines Blutgefäßes an der Innenfläche der Hand oder im Finger.
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Was ist ein Achenbach-Syndrom?
Seinen Namen erhielt das Achenbach-Syndrom von seinem Entdecker, dem Kölner Internisten Dr. Walter Achenbach. Die Erkrankung stellt sich als benigne, also gutartige und selbst limitierende Erscheinung dar, welche erstmals im Jahr 1958 beschrieben wurde.
Typisch für das Achenbach-Syndrom sind Hämatome, die sich an Händen oder Fingern bilden. Statistiken zufolge sind Frauen vom Achenbach-Syndrom häufiger als Männer betroffen. Unter den betroffenen Patientinnen sind es vor allem Frauen mittleren und älteren Alters.
In sehr seltenen Fällen sind außerdem auch die Füße oder Zehen von der Hämatombildung betroffen. Ungewöhnlich für das Achenbach-Syndrom ist dabei, dass die Hämatome ohne einen ersichtlichen Grund und zudem sehr plötzlich auftauchen. Äußere Einwirkungen, wie sie bei natürlichen Hämatomen vorliegen, treten nicht auf. Beim Achenbach-Syndrom gibt es für die deutlich sicht- und spürbaren Symptome also keine nachvollziehbare Ursache. Aus diesem Grund sprechen Mediziner auch von einem paroxysmalen – also spontanen – Hämatom.
Ursachen
Gerade bei Frauen sind die Ursachen wohl Schwankungen des Hormonhaushalts, denn vor allem in den Wechseljahren leiden viele Frauen unter den typischen Problemen des Achenbach-Syndroms. Meist ist das Auftreten der Hämatome nicht nur einmalig, in vielen Fällen treten sie auch immer an den gleichen Stellen auf. Hier scheinen vor allem schwache Gefäße oder geschädigte Gefäßwände sowie verengte Gefäße die Ursache zu sein. Bereits leichte Stöße können in diesen Fällen dazu führen, dass ein spontanes Hämatom entsteht. Typischerweise entsteht ein Hämatom im Zusammenhang mit dem Achenbach-Syndrom zum Beispiel beim Tragen einer Einkaufstasche.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome des Achenbach-Syndroms:
Die charakteristischen Symptome des Achenbach-Syndroms sind Blutergüsse an Fingern sowie Handinnenflächen oder gelegentlich auch an den Füßen und Zehen. Begleitet werden diese Blutergüsse von einem stechenden Schmerz. Bemerkbar macht sich das Achenbach-Syndrom meist auch durch leichte Druckschmerzen und eine dezente Verfärbung der Haut an der betroffenen Stelle. In der Folge kommt es in aller Regel zu einer Schwellung bis hin zu einer bläulichen Färbung, wie es auch bei natürlichen Hämatomen der Fall ist.
Einige Patienten klagen auch über Beschwerden wie ein Gefühl der Kälte sowie Schmerzen bei Bewegungen. Nach einigen Tagen lassen die Schmerzen, die das Achenbach-Syndrom auslöst, nach. Etwa ein bis zwei Wochen später bilden sich auch die Hämatome wieder zurück. Das Achenbach-Syndrom ist eine harmlose Erscheinung, die schlimmer aussieht, als sie tatsächlich ist. Aufgrund der Schwellungen und damit verbundenen Schmerzen wird das Achenbach-Syndrom jedoch oft als unangenehm empfunden. Sobald sich das Hämatom jedoch vom Finger auf den Handteller ausdehnt, kommt es am betroffenen Finger zu einer Druckentlastung und damit einer Verbesserung der Beschwerden.
Kommt es im Zusammenhang mit den Beschwerden zu massiven Einschränkungen in der Bewegung, zu einer Überwärmung von Hand, Finger, Fuß oder auch Zeh, zu Schüttelfrost oder aber Fieber, müssen Patienten schnellstmöglich ihren Arzt aufsuchen. Derartige Beschwerden sind für das an sich harmlose Achenbach-Syndrom nicht charakteristisch und bedürfen deshalb einer medizinischen Abklärung.
Diagnose
Die Diagnose des Achenbach-Syndroms stellt der Arzt – in der Regel ein Internist – anhand der Anamnese und einer ausgiebigen Untersuchung der betroffenen Stelle. In den meisten Fällen ist die Blickdiagnose ausreichend. Treten die für das Achenbach-Syndrom typischen Beschwerden zum ersten Mal auf, wird der Facharzt unter Umständen weitergehende Untersuchungen durchführen, um festzustellen, ob der Patient möglicherweise unter einer Gefäßschwäche, verengten Gefäßen oder einer Schwäche der Gefäßwände leidet.
Hierzu wird im Rahmen der Diagnose auch Blut abgenommen, welches dann im Labor auf die normale Blutgerinnung und die normale Thrombozytenzahl sowie deren Funktion hin untersucht wird. Zum Ausschluss einer Ischämie (Minderdurchblutung im Rahmen einer Durchblutungsstörung) des Fingers bei einer sehr deutlich ausgeprägten Schwellung ist eine differenzierte angiologische Untersuchung mit Ausmessung der Arterien (Doppler- oder Duplex-Sonographie und Oszillographie) sinnvoll.
Komplikationen
Die Komplikationen durch das Achenbach-Syndrom treten vor allem durch das plötzliche Auftreten des Syndroms auf. In der Regel gibt es keine Warnzeichen oder Beschwerden, die vor dem Eintritt der Symptome auftauchen. Die Fehlbildungen an den Fingern können das Leben des Patienten erschweren und einschränken. Dabei kommt es meist zu starken Schmerzen an den Fingern und Blutergüssen. Durch die Schmerzen ist es für den Patienten nicht mehr möglich, alltägliche Arbeiten und Aktivitäten durchzuführen, wodurch dieser extrem einschränkt ist. Am betroffenen Finger kommt es auch zu einer Schwellung und zu einer blauen Verfärbung aufgrund der Blutergüsse. Auch sportliche Aktivitäten sind nur noch eingeschränkt für den Betroffenen möglich. Die Behandlung selbst zielt in erster Linie auf die Bekämpfung der Symptome ab. Dabei können die Schmerzen und Schwellungen mit Hilfe von Kälte eingeschränkt werden, sodass für den Patienten ein gewöhnlicher Alltag wieder möglich ist. Dabei treten keine weiteren Komplikationen auf. Allerdings muss der Betroffene während der Heilung Anstrengungen und Belastungen vermeiden, damit die Schmerzen durch das Achenbach-Syndrom nicht wieder auftreten. Die Lebenserwartung wird durch das Achenbach-Syndrom nicht verringert.
Behandlung und Therapie
Das Prinzip der Behandlung des Achenbach-Syndroms beruht auf den gleichen Behandlungsansätzen, wie bei natürlichen Hämatomen auch. Die Rückbildung des Achenbach-Syndroms und der damit verbundenen Hämatome wird durch Kühlung, Salben sowie eine konsequente Schonung des betroffenen Bereichs erzielt. Während der akuten Phase ist auch eine Kompression der betroffenen Stelle empfehlenswert.
Starke Belastungen des betroffenen Bereichs an Fingern, Handflächen, Zehen oder Fuß sollten während der gesamten Heilungsphase vermieden werden, im besten Fall erfolgt eine Ruhigstellung von Hand oder auch Fuß. Gerade bei schwachen oder geschädigten Gefäßen ist Schonung von großer Bedeutung. Kommt es zu verfrühten Belastungen oder Überanstrengungen, kann sich die Heilung deutlich länger hinziehen. Unter Umständen können sich dadurch auch die Symptome des Achenbach-Syndroms verschlimmern.
Vorbeugung
Bereits bei ersten Symptomen sollte die betroffene Hand, der betroffene Finger oder auch die betroffenen Stellen am Fuß gekühlt werden. Außerdem empfiehlt sich in diesem Zusammenhang schon in der Anfangsphase der Erkrankung eine Ruhigstellung.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
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