Hormontherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Rahmen einer Hormontherapie kommen körpereigene Hormone zum Einsatz. Sie dienen zur Behandlung unterschiedlicher Beschwerdebilder. Wechseljahresbeschwerden, Funktionsstörungen der Schilddrüse und Krebs zählen zu den wichtigsten Anwendungsgebieten von Hormontherapien.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Hormontherapie bei ausbleibendem Kinderwunsch: Die Verabreichung von Hormonen (hier Selbstinjektion) erhöht die Chancen einer Schwangerschaft.

Die Hormontherapie wird von verschiedenen medizinischen Fachbereichen genutzt. Dabei erhalten die Patienten entweder Hormone oder antihormonelle Substanzen in Form von Medikamenten. Durch dieses Vorgehen lassen sich die Körperzellen stimulieren. Zu den wichtigsten Anwendungsgebieten der Hormontherapie zählen Beschwerden in den Wechseljahren, die Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse), Fruchtbarkeitsbehandlungen, die das Entstehen von Schwangerschaften begünstigen, sowie Krebstherapien.

Funktion, Anwendung und Ziele

Die Hormontherapien haben miteinander gemeinsam, dass sie durch hormonelle oder antihormonelle Arzneistoffe wirken. Dabei wird die Herstellung von speziellen Hormonen, die der Körper produziert, verzögert oder sogar blockiert, um eine medizinische Wirkung zu erzielen. Welche hormonellen Wirkstoffe zu diesem Zweck zur Anwendung gelangen, richtet sich nach dem jeweiligen Krankheitsbild.

Verabreichen lassen sich sowohl synthetische Hormone, deren Herstellung künstlich erfolgt, als auch natürliche oder naturidentische Hormone. Die Ziele der einzelnen Hormonbehandlungen hängen von den individuellen Beschwerden ab, die es zu behandeln gilt.

Wechseljahresbeschwerden

Ein häufig genutztes Einsatzfeld stellt die Therapie von Wechseljahresbeschwerden von Frauen im Klimakterium dar. Dieses Verfahren ist auch als Hormonersatztherapie bekannt. Aufgrund des starken Absinkens des Östrogenspiegels der Frau im Verlauf der Wechseljahre wird dem Körper das Geschlechtshormon Östrogen zugeführt. Auf diese Weise lassen sich typische Wechseljahresbeschwerden wie ausgeprägte Haut- und Haartrockenheit oder brüchige Nägel behandeln. Zusätzlich können die Hormone Progesteron und Gestagen verabreicht werden.

Antibabypille

Ebenfalls unter die Kategorie Hormontherapie fällt die Einnahme der Antibabypille. Sie wird zur Verhütung von ungewollten Schwangerschaften eingesetzt. Außerdem kann sie gegen Menstruationsbeschwerden helfen.

Fehlfunktion der Schilddrüse

Ebenfalls zu den Indikationen einer Hormontherapie zählen Fehlfunktionen der Schilddrüse wie eine Schilddrüsenunterfunktion. Die Hypothyreose führt oft zu einer unzureichenden Herstellung wichtiger Schilddrüsenhormone, die für diverse Stoffwechselvorgänge von Bedeutung sind. Ebenso kann im Falle einer Schilddrüsenvergrößerung einem weiteren Stimulieren der Drüse entgegengewirkt werden.

Krebstherapie

Von Bedeutung ist die Hormontherapie außerdem zur Behandlung unterschiedlicher Krebsleiden. Dabei eignet sie sich insbesondere bei Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs oder Prostatakrebs. So verringert sie die Herstellung von Östrogen oder Testosteron.

Kinderwunsch

Besteht ein ausgeprägter Kinderwunsch, erhöht die Gabe von Hormonen die Aussichten für eine Schwangerschaft. So gilt sie als hilfreich bei Zyklusunregelmäßigkeiten, fehlendem Eisprung, einer Gelbkörperschwäche, einem polyzistischem Ovarsyndrom oder einem Überschuss an männlichen Hormonen.

Welche Darreichungsformen gibt es?

Bei einer Hormontherapie können die Hormone auf unterschiedliche Weise dargereicht werden. In den meisten Fällen erfolgt die Gabe der Hormone in Form von Tabletten. Bei einer Hormonersatztherapie zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden lassen sich Östrogene aber auch als Nasenspray, Vaginalkapseln, Cremes, Gele oder Pflaster anwenden, während Gestagene zusätzlich als Vaginalkapseln eingenommen werden.

Eine weitere Möglichkeit ist die Darreichung von Kombinationspräparaten aus Gestagen und Östrogen. Sie werden als Tabletten oder Pflaster angeboten. Das Pflaster lässt sich auch beim Baden und Duschen verwenden, sofern es korrekt angelegt wird. Ein bis zwei Mal in der Woche ist das Pflaster auszutauschen.

Gele verfügen über die Eigenschaft, die Haut nicht zu reizen. Ihre Darreichung erfolgt einmal täglich. Das Nasenspray lässt sich einmal am Tag in die Nasenlöcher geben. Zur Behandlung von lokalen Beschwerden eignen sich Zäpfchen und Cremes. Sie gelten vor allem bei einer Trockenheit der Vagina als hilfreich. Außerdem können sie das Thromboserisiko absenken.

Bei einer Hormontherapie, die das Entstehen einer Schwangerschaft fördern soll, lassen sich die Hormone auch per Spritze unter die Haut injizieren. Die Injektionen werden alle vier Wochen in den Oberarm- oder Gesäßmuskel verabreicht, um einen Hormonvorrat anzulegen.


Arztgespräch

Bevor eine Hormontherapie stattfindet, muss unbedingt ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Dabei informiert der Mediziner die Patienten über die Vorteile der Behandlung, aber auch über deren mögliche Risiken und Nebenwirkungen. Eine gründliche Abwägung zwischen Nutzen und Risiken der Hormontherapie ist ratsam.

Wie läuft die Behandlung ab?

Eine Hormontherapie in den Wechseljahren erstreckt sich meist über mehrere Jahre. Dabei nimmt die Patientin regelmäßig unterschiedliche Hormonpräparate ein. Leidet die Patientin unter Beschwerden an ihrer Scheide, erhält sie örtlich wirkende Östrogene in Form eines Vaginalrings oder einer Vaginalkapsel. Bestehen dagegen systemische Beschwerden wie zum Beispiel Hitzewallungen, bedarf es der Gabe von Tabletten, Hormongelen oder speziellen Hormonpflastern. Dabei können sich die Östrogene im gesamten Körper verteilen.

Soll die Hormontherapie eine Schwangerschaft begünstigen, startet sie normalerweise am dritten Tag der Monatsblutung. Die Darreichung erfolgt in Tablettenform oder Injektionen in den Oberschenkel. Schmerzen sind dabei kaum zu befürchten. Es ist sogar möglich, das Injizieren der Hormone selbst zu erlernen. Ab dem achten Zyklustag überprüft der Arzt die Eireife per Ultraschalluntersuchung. Die Dosis der Hormongabe lässt sich dann anpassen. Haben die Follikel eine ausreichende Größe erreicht, wird durch das Hormon Choriongonadotropin der Eisprung ausgelöst, sodass die Befruchtung erfolgen kann.

Bei rund 30 Prozent aller Frauen, bei denen eine Hormontherapie durchgeführt wird, tritt anschließend eine Schwangerschaft ein. Die Erfolgsaussichten richten sich aber auch dem Ausmaß der Hormonstörung.

Wer übernimmt die Kosten?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Erstattung der Kosten für eine Hormontherapie, die aus medizinischen Gründen vorgenommen wird.

Risiken, Gefahren und Nebenwirkungen

Die Hormontherapie ist nicht frei von Risiken. Daher sollte ihr Einsatz vor der Durchführung gut überlegt werden. Allerdings fällt die Verträglichkeit der Hormone individuell höchst unterschiedlich aus.

Werden im Rahmen einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren Östrogene oder Gestagene verabreicht, besteht die Gefahr von depressiven Verstimmungen, Zunahme an Gewicht, Spannungsgefühlen in den Brüsten, Kopfschmerzen, Übelkeit, Blutungen der Gebärmutterschleimhaut, Wassereinlagerungen oder eines Blutdruckanstiegs.

Weitere denkbare unerwünschte Nebenwirkungen sind Erkrankungen der Leber, Gallenwegserkrankungen, Thrombosen oder Embolien. Im schlimmsten Fall besteht das Risiko, an Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.

Eine Hormontherapie eignet sich nicht für jeden Menschen. So darf sie nicht zur Anwendung kommen nach einem Herzinfarkt, bei Entzündungen der Venen, einer Endometriose, Fettstoffwechselstörungen oder Tabakkonsum. Gleiches gilt bei bestimmten Krebsarten wie Gebärmutterschleimhautkrebs oder Brustkrebs. Ob eine Hormontherapie individuell Sinn macht oder nicht, ist grundsätzlich vor der Durchführung mit einem Arzt zu besprechen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Verlag, Berlin 2010
  • Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 20. Dezember 2018

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