Virustatika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Einnahme von Virustatika gehört zu den lebensverlängernden Maßnahmen bei einer HIV-Infektion und erfolgt in der Regel über Jahre hinweg. Virustatika können in Form von Tabletten, Cremes, Salben und Injektionen verabreicht werden. Man kennt allerdings nicht für jedes Virus ein geeignetes Virustatikum, deswegen lässt sich nicht jeder virale Infekt mit Virustatika behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Virustatika?

Virusstatika, Virostatikum oder Virustatikum bezeichnet Wirkstoffe, die eine Vermehrung von Viren verhindern. Virustatika werden häufig bei Infekionskrankheiten verabreicht.

Die Behandlung viraler Infektionen ist schwieriger als die Behandlung bakterieller Infektionen. Virustatika sind die einzigen Medikamente, die sich direkt gegen Viren richten, und auch sie töten die Krankheitserreger nicht ab. Wie beschrieben verhindern Virustatika lediglich die Vermehrung der Viren. Arzneien, die Viren abtöten, gibt es bisher nicht.

Medizinische Anwendung

Virustatika können Viren auf unterschiedliche Weise angreifen. Die sogenannten Entry-Inhibitoren verhindern das Andocken eines Virus an die menschliche Wirtszelle. Penetrations-Inhibitoren verhindern das Eindringen der Viren in menschliche Zellen. Ein Virustatikum mit solcher Wirkung ist zum Beispiel das gegen Grippeviren gerichtete Amantadin.

Andere Virustatika hemmen die Herstellung neuer Viruspartikel, indem sie zum Beispiel die Synthese viraler Proteine oder die Synthese der viralen Nukleinsäuren verhindern. Solche Virustatika gehören unter anderem zu den Gruppen der DNA/RNA-Polymerase-Inhibitoren oder den Reverse-Trankriptase-Hemmern. Das Virustatikum Aciclovir ist ein DNA-Polymerase-Hemmer, der sich gegen Herpesviren richtet und deshalb oft bei Lippenherpes oder Herpes genitalis eingesetzt wird.

Auch Windpocken und Gürtelrose werden durch ein Herpesvirus ausgelöst und können mit Aciclovir behandelt werden. Aciclovir wird unter verschiedenen Handelsnamen vertrieben, in Deutschland beispielsweise als ACERPES®, Acic®, Aciclostad®, DYNEXAN®, Supraviran®, Virupos®, Virzin®, Zoliparin® und Zovirax®. Dazu kommen noch andere Handelsnamen in Österreich und Schweiz und zahlreiche Generika. Die Darreichungsform ist in der Regel als Creme oder Tablette.

Andere Virustatika verhindern, dass sich die viralen Bausteine zu neuen Viren zusammensetzen. Wieder andere Virustatika verhindern, dass die neuen Viren aus ihrer menschlichen Wirtszelle freigesetzt werden und sich im Körper verbreiten. Die Freisetzung der Viren wird durch Neuraminidase-Hemmer verhindert. Zu dieser Klasse gehören zum Beispiel die Grippe-Medikamente Relenza® (Zanamivir) und Tamiflu® (Oseltamivir).

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Die Alternativen zu Virustatika sind Mittel, die das körpereigene Immunsystem stärken und eine körpereigene Immunreaktion gegen die krankmachenden Viren auslösen. Zu diesen Mitteln zählen alpha- und beta-Interferone. Gegen einige Virenarten können auch monoklonale Antikörper verabreicht werden.

Zusätzlich lassen sich virale Infektionen symptomatisch behandeln, um die Beschwerden des Patienten zu lindern. Dies kann durch schmerzstillende oder fiebersenkende Medikamente geschehen, die sowohl pflanzlichen als auch pharmazeutischen Ursprungs sein können. Häufig bieten sich auch Hausmittel an. Beispielsweise können Dampfbäder, warme und kalte Umschläge, Kräutertees und ausreichend Ruhe bzw. Schlaf dabei helfen, eine Grippe zu überstehen. Grundsätzlich kann die symptomatische Behandlung in Kombination mit Virustatika erfolgen.


Risiken und Nebenwirkungen

Einige Virustatika haben unerwünschte Nebenwirkungen, daher muss bei dem dauerhaften Einsatz von Virustatika (wie etwa bei HIV-Erkrankungen) ein sorgfältiges Nebenwirkungsmanagement erfolgen.

Das größte Risiko bei dem Einsatz von Virustatika ist die mögliche Entwicklung von Resistenzen. Deshalb sollte auf einen großflächigen Einsatz von Virustatika verzichtet werden. Auch sollte ein Patient diese Medikamente nicht über einen längeren Zeitraum nehmen.

Falls die langfristige Anwendung unumgänglich ist (also zum Beispiel im Fall von HIV), werden verschiedene Kombinationen von Virustatika verabreicht. Man spricht auch von der HIV-Kombinationstherapie. Dadurch soll die Bildung von resistenten Keimen verhindert oder wenigstens hinausgezögert werden.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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