Varikose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Januar 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Etwa 32 Millionen Deutsche weisen leichte Venenbeschwerden auf, wobei Krampfadern (Varikosen, Varizen) die am häufigsten beobachtet werden können. Zudem sind Frauen aufgrund des schwächeren Bindegewebes häufiger von einer Varikose betroffenen als Männer.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Varikose?

Bei der Varikose handelt es sich nicht nur um ein ästhetisches Problem, sondern stellt ein Krankheitsbild dar.

Als Varikose wird die ausgedehnte Manifestierung von sackartigen bzw. zylindrischen Venenerweiterungen (Varizen bzw. Krampfadern) bezeichnet, die in aller Regel mit einer Knäuelbildung und unregelmäßigen Schlängelung der varikös veränderten Venen einhergeht.

In Abhängigkeit vom klinischen Bild wird zwischen Stammvarikosen (Erweiterungen der Hauptvenen des oberflächlichen venösen Systems wie der Vena saphena magna oder Vena saphena parva), Seitenastvarikosen (Erweiterungen der Stammvenenseitenäste), retikulären Varikosen (netzförmig angeordnete Erweiterungen kleiner Hautvenen), Varikosen der Perforansvenen (Verbindungsvenen zwischen den oberflächlichen und tieferen Venen) sowie Besenreiservarikosen (fächerartige Erweiterungen kleinster Hautvenen) differenziert.

Ursachen

Varikosen können mit unterschiedlichen Ursachen korrelieren. Primäre Varikosen sind in den meisten Fällen auf eine erworbene oder angeborene Venenwandschwäche zurückführbar.

Darüber hinaus kann eine Prädisposition zu einer Bindgewebsschwäche mit der Entwicklung von Varikosen bzw. Varizen assoziiert werden. Infolge des geschwächten Bindegewebes ist der Verschluss der Venenklappen beeinträchtigt, so dass das Blut in den oberflächlichen Venen versackt und die Volumenbelastung zu einer Erweiterung dieser Venen führt.

Zunehmendes Lebensalter, angeborene Venenklappenveränderungen (u.a. Klippel-Trénaunay-Syndrom), mangelnde Bewegung, Adipositas (Fettleibigkeit) und Übergewicht sowie berufliche Tätigkeiten, die langes Stehen oder Sitzen erfordern, gelten als begünstigende Faktoren für Varikosen.

Zudem erhöht sich während einer Schwangerschaft aufgrund der hormonell bedingten Schwächung des Binde- und Muskelgewebes das Risiko für Varikosen. Sekundäre Varikosen können in aller Regel auf venöse Erkrankungen bzw. ein postthrombotisches Syndrom wie eine Phlebothrombose (Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen) zurückgeführt werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome von Varikose:

  • bläulich-schimmernde, hervorgetretende, schlängelförmige Venen
  • Druck- und Spannungsempfinden in den Beinen
  • längeres Sitzen und Stehen können Beschwerden verschlimmern

Symptomatisch manifestiert sich eine Varikose anhand eines Spannungs- und Schweregefühls im Beinbereich, einer erhöhten Neigung zu Ödemen im Knöchelbereich (v.a. abends), einer Zunahme der Beschwerden bei Wärme sowie längerem Sitzen oder Stehen sowie anhand von nächtlichen Krämpfen im Wadenbereich.

Im Anfangsstadium führt die erhöhte Volumenbelastung in den oberflächlichen Venen zu Verformungen und Erweiterungen. Im späteren Verlauf sind darüber hinaus die Perforansvenen und schließlich die Tiefenvenen betroffen, was zu chronischen Schwellungen im Beinbereich führen kann. Langfristig können sich zudem Gewebeschädigungen wie ein Ulcus cruris entwickeln.

Besteht zusätzlich eine Entzündung innerhalb des varikös veränderten Venenabschnitts (Varikophlebitis), bildet sich in diesem Bereich oftmals ein Blutgerinnsel, das eine Gefäßokklusion bedingen kann. Dehnt sich das Blutgerinnsel in die tiefe Venenstrombahn aus, liegt ein erhöhtes Risiko für eine Lungenembolie vor.

Diagnose

Eine Varikose wird in erster Linie anhand des klinischen Bildes diagnostiziert. Die komparative Untersuchung sowie Palpation beider Beine am stehenden und liegenden Betroffenen ermöglicht eine Beurteilung der Ausprägung der jeweils vorliegenden Varikose.

Ergänzend können mit Hilfe apparativer Diagnosemethoden die individuelle Pathophysiologie sowie das genaue Ausmaß der beeinträchtigten venösen Hämodynamik abgeklärt werden.

So können im Rahmen einer farbkodierten Duplexsonographie, die eine Abbildung des betroffenen Gefäßes bei gleichzeitiger Erfassung des Blutstroms ermöglicht, Beeinträchtigungen der Blutzirkulation sowie Funktionsstörungen der Venenklappen dargestellt werden.

Mithilfe einer CT- bzw. MRT-Phlebographie können darüber hinaus angeborene Fehlbildungen der Gefäße sowie Venenthrombosen im Beckenbereich festgestellt werden. Anhand einer Lichtreflexionsrheographie können Beeinträchtigungen der venösen Pumpfunktion diagnostiziert werden, während eine Plethysmographie Aussagen zum Fassungsvermögen und Abstrom der betroffenen Vene zulässt.

Behandlung und Therapie

Die Therapie umfasst in Abhängigkeit von Form und Ausprägung der jeweils vorliegenden Varikose sowie der begleitenden Symptomatik konservative Maßnahmen, unterschiedliche Verödungstechniken sowie thermische und operative Maßnahmen.

Im Rahmen einer konservativ-physikalischen Therapie werden in erster Linie apparative (Überdruckmanschetten) bzw. manuelle Beinmassagen, Kneippanwendungen (Wassertreten, kalte Unterschenkelgüsse) sowie durchblutungsfördernde Maßnahmen (Venengymnastik, Walking) empfohlen.

Zur Verödung der Krampfadern werden Venenmittel in die winzigen Äderchen gespritzt.

Begleitend können abschwellend wirkende Substanzen wie Rostkastanienextrakte, Rotes Weinlaub, Arnika oder Mäusedorn in Form von Gels, Salben und/oder Sprays appliziert werden.

Bei sämtlichen Venenfunktionsbeeinträchtigungen wird zudem zur Unterstützung der Venenklappen- und Muskelpumpenfunktion eine Kompressionstherapie (Kompressionsstrümpfe) empfohlen.

Ist eine Entfernung bzw. Ausschaltung insuffizienter Venen angezeigt, kann unter anderem eine Sklerotherapie, bei welcher die betroffenen Venenabschnitte mithilfe von Sklerosierungsmitteln verödet werden, zum Einsatz kommen.

Leichte Stammvarikosen können im Rahmen thermischer Verfahren wie Laser- oder Radiowellentherapie ausgeschaltet werden.

Zur Normalisierung und Stabilisierung gesunder Venenabschnitte kann eine operative Entfernung der pathologisch veränderten Venensegmente (Stripping bzw. Teilstripping nach Hach) über eine bis zur Varize vorgeschobene Sonde oder mithilfe einer Kältesonde (Kryomethode) indiziert sein.

Hierbei lassen sich Seitenastvarizen und Varizen der Perforansvenen in größerer Anzahl innerhalb eines einzelnen Eingriffs entfernen.

Im Rahmen einer Miniphlebektomie können Seitenastvarizen über kleine Hautinzisionen gezogen werden, während bei der CHIVA-Methode die betroffenen Venenabschnitte unter sonographischer Kontrolle abgebunden werden. Leicht ausgeprägte Stammvarikosen können darüber hinaus innerhalb einer externen Valvuloplastie (EVP), bei welcher die varikös veränderten Venen verengt und entsprechend die Funktionsfähigkeit der Venenklappen stabilisiert wird, therapiert werden.


Vorbeugung

Varikosen kann bereits im Anfangsstadium einer Venenschwäche durch entsprechende Gegenmaßnahmen wie eine Kompressionstherapie entgegengewirkt werden. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie helfen bei der Vermeidung von Komplikationen wie Thrombosenbildung, Überlastung tiefer gelegener Venen und Gewebeveränderungen.

Darüber hinaus sollte bei bestehender Disposition zur Manifestierung von Varizen eine Exposition gegenüber ausgeprägter Wärme oder Kälte, hohes Schuhwerk, beengende Kleidung sowie langes Stehen oder Sitzen vermieden werden. Wechselduschen, Ausdauersportarten sowie eine ballaststoffreiche Ernährung und Venengymnastik fördern die Blutzirkulation und Gefäßgesundheit und reduzieren somit das Risiko für Varikosen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Januar 2022

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