Nesselsucht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nesselsucht, in der medizinischen Fachsprache auch als Urtikaria bezeichnet, gehört zu einer der weltweit am häufigsten auftretenden Hauterkrankungen. Ihren Namen verdankt diese Erkrankung der Brennnessel; ähnlich wie nach dem Berühren der Nesselblätter nämlich reagiert die Haut bei der Nesselsucht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Nesselsucht (Urtikaria)?

Juckende Quaddeln sind typische Symptome einer Nesselsucht.

Die Nesselsucht (Urtikaria) ist eine weit verbreitete Erkrankung der Haut, welche aufgrund einer Überempfindlichkeit (z.B. als allergische Reaktion) entsteht.

Etwa 800.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an der Nesselsucht; damit zählt diese zu den häufigsten Hautkrankheiten.

Unterschieden werden die chronische und die akute Nesselsucht. Von einer akuten Nesselsucht sind hauptsächlich Jugendliche betroffen, während Frauen mittleren Alters besonders häufig an einer chronischen Nesselsucht leiden.

Von einer chronischen Nesselsucht spricht man immer dann, wenn die Symptome länger als sechs Wochen anhalten. Grundsätzlich aber kann diese Erkrankung in jedem Lebensalter auftreten.

Ursachen

Die Ursachen für eine Nesselsucht (Urtikaria) sind äußerst vielfältig. Bestimmte Medikamente (z.B. Acetylsalicylsäure, Paracetamol) können diese Symptomatik ebenso auslösen wie Insektenstiche (Wespen- bzw. Bienenstich). Zudem können bestimmte Nahrungsmittel wie Nüsse, Milchprodukte oder Eier, aber auch Obst und Gemüse eine Nesselsucht hervorrufen.

Sogar extreme Umwelteinflüsse, wie Kälte Sonnenlicht, Wasser oder auch Hitze kann eine Nesselsucht auslösen. Je nach Ursache verläuft eine Nesselsucht akut oder chronisch, wobei die akute Form etwa 90 Prozent der Patienten betrifft.

Aufgrund der Vielzahl an Ursachen ist es häufig schwierig, den genauen Auslöser ausfindig zu machen. In seltenen Fällen sogar ist die Ursache trotz eingehender Untersuchungen nicht erkennbar; in diesem Fall spricht man von einer idiopathischen Nesselsucht.

Wann zum Arzt?

Eine Nesselsucht ist in der Regel harmlos. In vielen Fällen bildet sich eine leichte Urtikaria (akute Nesselsucht) innerhalb einiger Stunden ohne Therapie von alleine wieder zurück. Allerdings können die Symptome - insbesondere der starke Juckreiz - für den Betroffenen sehr belastend sein. Gerade Kinder leiden meist extrem unter dem juckenden Hautausschlag. Dann ist es sinnvoll, bei den ersten Symptomen (Quaddeln, Juckreiz) einen Arzt zu konsultieren, um den Juckreiz zeitnah zu lindern.

In den allermeisten Fällen tritt die Urtikaria kurz und einmalig auf. Bleiben die Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen oder kehrt die Hauterkrankung häufig wieder (chronische Urtikaria) sollte man einen Arzt aufsuchen, um den Auslöser der Nesselsucht zu lokalisieren und um weitere Komplikationen zu vermeiden.

Treten Sensibilitätstörungen oder starke, geschwürähnliche Schwellungen im Gesicht oder anderen sensiblen Körperstellen auf sollte ebenfalls der ein Arzt aufgesucht werden.

Die Diagnose und Behandlung einer leichten Nesselsucht kann durch den Hausarzt erfolgen. Dabei kommt es meist nicht zu Komplikationen und die Erkrankung kann relativ gut behandelt werden.

Symptome wie Atemnot, Schweißausbrüche, Schwindel, Erbrechen oder Bewusstlosigkeit sind Hinweise auf einen allergischen Schock einhergehend mit einem lebensbedrohlichem Kreislaufkollaps. In diesem Fall muss unverzüglich ein Notarzt gerufen werden!

Symptome und Verlauf

Die Nesselsucht ist zwar nicht ansteckend, jedoch sind ihre Symptome für den Betroffenen sehr unangenehm. In den meisten Fällen jedoch verschwinden die Symptome genauso rasch wieder, wie sie aufgetreten sind - meist schon nach 24 Stunden.

Das Symptom, welches am häufigsten auftritt, ist ein juckender Hautausschlag, der meist von unschönen Quaddeln begleitet wird. Somit ist die Nesselsucht auch gleichzeitig ein kosmetisches Problem.

Dieser Hautausschlag ist rötlich und deutlich von der gesunden Haut zu unterscheiden - auf Druck verfärbt sich die betroffene Hautstelle weiß. In vielen Fällen ist zudem das Unterhautgewebe unschön geschwollen - in diesem Fall spricht der Mediziner von einem Angioödem.

Diese vorgenannten Symptome sind sicher recht unangenehm, aber nicht gefährlich. Allerdings können auch Schleimhäute im Bereich von Zunge und Kehlkopf betroffen sein. Wenn diese anschwellen, kann es zu Schockzuständen und im schlimmsten Fall zu einem Herz-/Kreislaufstillstand kommen.

Diagnose

Gehen Patienten mit Beschwerden zum Arzt, die Nesselsucht vermuten lassen, fragt der Arzt im Gespräch nach Einzelheiten. Er will wissen, wie lange die Beschwerden bestehen, ob Quaddeln schon früher sichtbar waren und ob jemals eine Schwellung des Gesichtes bestand. Zudem erkundigt er sich nach bekannten Allergien sowie nach inneren, chronischen oder akuten Erkrankungen. Des Weiteren will er wissen, welche Medikament aktuell eingenommen werden. Im Anschluss an das informative Gespräch nimmt der Arzt die Haut des Betroffenen in Augenschein.

Liegt eine akute Nesselsucht vor, sind meistens keine weiteren Untersuchungen notwendig. Führen die Angaben des Patienten jedoch zur Vermutung, dass eine Allergie vorliegen könnte, führt der Arzt Blutuntersuchungen und allergologische Tests durch.

Hat der Patient eine chronische Nesselsucht, lässt der Arzt über das Blutbild Entzündungswerte bestimmen. Gleichzeitig wird untersucht, ob Antikörper vorliegen, die gegen bestimmte Bakterien oder Viren gerichtet sind. Zur weiteren Abklärung überweist der Arzt den Patienten gegebenenfalls zu einem Zahnarzt und/oder zum Hals-Nasen-Ohren Arzt. Zudem untersucht er über den Stuhl, ob der Magen mit bestimmten Bakterien infiziert ist.

Liegt die Vermutung auf eine Intoleranzurtikaria nahe, verordnet der Arzt eine spezielle Diät, bei der Betroffene Zusatzstoffe in Lebensmitteln meiden. Bessert sich in dieser Zeit die Nesselsucht, liegt eine Unverträglichkeit vor.

Komplikationen

Zu den häufigsten Komplikationen einer Nesselsucht (Urtikaria) gehört das Quincke-Ödem. Diese Komplikation kann lebensbedrohlich werden. Unter anderem sorgen die begleitend auftretenden Schwellungen im Gesichtsbereich dafür. Diese können so ausgeprägt sein, dass neben den Lippen auch das Gesicht und das Innere des Mundes und Rachens angeschwollen sind. Das Quincke-Ödem kann in der Folge zu massiven Atemproblemen führen. Es erfordert eine notärztliche Behandlung.

Bei Angioödemen im Gesichts- und Halsbereich sind umgehend Notfallmaßnahmen einzuleiten. Für solche Komplikationen steht ein Notfallset mit schnell wirksamen Flüssigpräparaten zur Verfügung. Andere Begleiterscheinungen, die bei einer Urtikaria auftreten können, gelten hingegen nicht als Komplikation. Wenn es zu Abgeschlagenheit, Gelenk- oder Kopfschmerzen und Durchfall kommt, können diese Symptome medikamentös bedingte oder normale Begleiterscheinungen eines überschießenden Immunsystems sein.

Eine Komplikation, bei der die Nesselsucht als Begleiterscheinung eines allergischen Schocks auftritt, ist Anlass, sofort Notfallmaßnahmen einzuleiten. Das Leben des Patienten ist in Gefahr. In der Regel wissen die Betroffenen, dass sie auf bestimmte Substanzen so allergisch reagieren, dass sie einen anaphylaktischen Schock erleiden können. Vielfach können solche Komplikationen mit einer geeigneten Notfallmaßnahme behoben werden.

Oftmals haben Menschen, die allergisch auf Wespenstiche oder anderes reagieren, die entsprechenden Hilfsmittel dabei. Die Urtikaria ist in diesem Fall eine der harmloseren Begleiterscheinungen eines anaphylaktischen Schocks.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Nesselsucht richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache - wichtig ist es also zunächst, diese herauszufinden. Neben eingehenden Befragungen des Patienten werden unter Umständen auch Laboruntersuchungen nötig, um andere Grunderkrankungen auszuschließen.

Die eigentliche Behandlung der Nesselsucht schließlich besteht aus drei Säulen: zunächst gilt es, die Auslöser, etwa bestimmte Lebensmittel, weitestgehend zu vermeiden. Um den Juckreiz einzudämmen, werden dagegen meist Medikamente mit entzündungshemmenden Wirkstoffen verschrieben.

Auch der Wirkstoff Ciclosporin jedoch hat sich bereits mehrfach bewährt, denn dieser wirkt regulierend auf das Immunsystem und verringert die Ausschüttung des Entzündungsstoffes Histamin - dieser ist maßgeblich für die Entstehung der Nesselsucht verantwortlich.

Vorsichtig sollten Schwangere sein, denn bei ihnen ist der Einsatz der Medikamente gegen die Nesselsucht noch weitestgehend unerforscht. Bei einer Nesselsucht, welche durch Licht ausgelöst wird, empfiehlt sich als Therapie zusätzlich zu den Medikamenten die sogenannte Lichttherapie.


Vorbeugung

Der Nesselsucht vorbeugen, kann man am besten, wenn man die Ursachen weitestgehend vermeidet. Dies sind in der Regel bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente - natürlich müssen diese dann als Auslöser der Nesselsucht bekannt sein. Weitere Maßnahmen der Vorbeugung sind nicht bekannt - die Wahrscheinlichkeit, dass man mindestens einmal im Leben an der Nesselsucht erkrankt, liegt bei 20 Prozent.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
  • Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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