Trisomie E
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Trisomie E (Trisomie 18) ist eine schwere Entwicklungsstörung infolge einer Genommutation. Die Erkrankung tritt mit einer Häufigkeit von 1:3600 bis 1:8500 Lebendgeburten auf.
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Was ist eine Trisomie E?
Trisomie E ist ein schweres Fehlbildungssyndrom (auch Edwards-Syndrom), das mit einer ausgeprägten Entwicklungsstörung sowie eingeschränkten Lebenserwartung einhergeht. Bei den betroffenen Kindern liegt das Chromosom 18 vollständig oder partiell drei- statt zweifach vor. Zumeist betrifft diese Chromosomenstörung sämtliche Körperzellen. In seltenen Fällen ist lediglich das Erbgut vereinzelter Körperzellen betroffen. Die betroffenen Kinder sind bei der Geburt untergewichtig und weisen ausgeprägte Fehlbildungen auf.
Ursachen
Etwa 94 Prozent der Betroffenen weisen in jeder Körperzelle ein drittes Chromosom 18 auf (freie Trisomie), etwa 5 Prozent ein chromosomales Mosaik aus Zellen mit Trisomie 18 und normalem Chromosomensatz und etwa 1 Prozent eine partielle Trisomie aufgrund einer chromosomalen Translokation. Die freie Trisomie 18 entsteht, wenn sich die Ursprungszelle während der Meiose nicht korrekt teilt. Das Chromosomenpaar 18 trennt sich während der Teilung nicht und geht komplett in eine der Keimzellen über, während die zweite unbesetzt bleibt.
Nach der Befruchtung liegt entsprechend eine Trisomie 18 vor, die zum Edwards-Syndrom führt. Die fehlerhafte Verteilung des Chromosomenmaterials tritt zufällig auf, wobei in 75 % der Fälle der mütterliche Chromosomensatz betroffen ist. Bei der Translokationstrisomie 18 sind Teilabschnitte des Chromosoms 18 in den Zellen verdreifacht. Die betroffenen Abschnitte haben sich vom Chromosom gelöst und einem anderen Chromosom angeheftet. Dies hat keine Auswirkungen auf die betroffene Person, da der Zelle die Erbinformation vollständig erhalten bleibt (balancierte Translokation).
Während der Meiose können aber Keimzellen entstehen, die Teilabschnitte des Chromosoms 18 doppelt enthalten und nach der Befruchtung zu einer Trisomie (unbalancierte Translokation) führen. Bei der Mosaiktrisomie 18 sind nicht alle Körperzellen betroffen. Erst nach der Befruchtung bleiben einige der Chromosomenpaare während der Mitose in einigen Zellen zusammen, während sich andere normal verteilen. Es entstehen trisome und disome Körperzellen. In Abhängigkeit vom Gesamtanteil der trisomen Körperzellen manifestieren sich die für die Erkrankung charakteristischen Symptome.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der Trisomie E:
- Wachstumsverzögerung
- niedriges Geburtsgewicht
- Mikrozephalie
- kurze Lidspalten
Die betroffenen Kinder weisen bereits bei der Geburt eine äußerst variable Kombination aus ausgeprägten äußeren Fehlbildungen und Organdysmorphien auf. Neben der typischen intrauterinen Wachstumsverzögerung mit stark erniedrigtem Geburtsgewicht zeigen sich zumeist eine lange Kopfform bei kleinem Gesichtsschädel (Mikro- und Dolichozephalie), Kinn und Mund sowie kurze Lidspalten (Blepharophimose) und nach hinten ausgezogene Ohrmuscheln.
Zudem können spezifische Fingerüberlagerungen wie Klein- über Ringfinger oder Zeige- über Mittelfinger, eine vorstehende Fersenregion und ein flaches Fußgewölbe beobachtet werden. Insbesondere Nieren, Herz, Gehirn und Magen-Darm-Trakt weisen Organfehlbildungen auf. Bei betroffenen Jungen zeigt sich ein Hodenhochstand. Die Prognose ist bei einer Trisomie 18 äußerst ungünstig.
Die mittlere Überlebenszeit liegt bei 7 bis 10 Tagen. Zumeist sterben die betroffenen Kinder während der Schwangerschaft (90 %). Lediglich etwa 3 Prozent der betroffenen Kinder überleben das erste Lebensjahr, Mädchen (55 %) häufiger als Jungen (10 %). Eine Mosaiktrisomie 18 geht mit einer deutlich besseren Prognose einher und in vereinzelten Ausnahmefällen ist eine annähernd normale Entwicklung möglich.
Diagnose
Eine Trisomie E zeigt sich zunächst anhand charakteristischer Zeichen wie Wachstumsverzögerung und verminderte Kindsbewegung im Ultraschall. Die Verdachtsdiagnose kann durch eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) oder Chorionzottenbiopsie (Gewebeentnahme aus der Plazenta) erhärtet werden. Hierbei werden die entnommenen kindlichen bzw. mütterlichen Zellen labortechnisch vermehrt und genetisch untersucht. Differentialdiagnostisch abzugrenzen ist die Trisomie 18 von anderen Fehlbildungssyndromen wie der VATER-Assoziation oder das Pena-Shokeir-Syndrom.
Behandlung und Therapie
Bislang existiert keine kausale Therapie für Trisomie E. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das betroffene Kind zu fördern und gegebenenfalls vorliegende Dysmorphien (Fehlbildungen) chirurgisch zu behandeln. Abhängig sind die einzelnen Therapiemöglichkeiten von der Schwere der Symptome. So ist die Entwicklungsstörung bei einer Mosaiktrisomie 18 zumeist weniger stark ausgeprägt. Hier kann eine Therapie unter Einschluss operativer Eingriffe sinnvoll sein, um die Lebensqualität des betroffenen Kindes zu verbessern. Bei der freien und in aller Regel schnell tödlich verlaufenden Variante ist eine Therapie kaum möglich.
Hinsichtlich weiterer Schwangerschaften sollten die Eltern eine humangenetische Beratung erhalten. Bei bereits vorliegender freier Trisomie 18 ist die Wahrscheinlichkeit für eine erneut auftretende Trisomie 18 erhöht. Das Risiko steigt zudem mit zunehmendem Alter der Mutter. Liegt eine Translokationstrisomie 18 vor, empfiehlt sich eine Untersuchung beider Elternteile auf eine balancierte Translokation. Träger einer balancierten Translokation sind selbst gesund, können diese aber unbalanciert an das Kind weitergeben. Träger der Mosaik-Variante mit wenig ausgeprägter Symptomatik können das klinische Vollbild an die Kinder weitergeben.
Vorbeugung
Einer Trisomie E kann nach heutigem Kenntnisstand nicht vorgebeugt werden, da die Ursachen für die fehlerhafte Verteilung des Chromosomensatzes während der Zellteilungsprozesse nicht abgeklärt sind.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
- Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
- Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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