Synästhesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Synästhesie ist die harmlose Kopplung von zwei oder mehr Bereichen der Wahrnehmung. Sie hat keinen Krankheitswert, sondern bedingt lediglich, dass der Betroffene zwei getrennte Arten der Wahrnehmung gleichzeitig erlebt, beispielsweise Farbensehen und Schmecken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Synästhesie?

Menschen, die von einer Synästhesie betroffen sind, gelten keinesfalls als krank. Sie koppeln in ihrer Wahrnehmung zwei Bereiche, wenn sie bestimmte Reize empfangen, die normalerweise zur zu einer Art der Wahrnehmung fühlen würden. Die meisten Synästhesien sind angeborene Wahrnehmungen, sie können jedoch auch vorübergehend durch Einnahme halluzinogener Substanzen aufkommen.

Auch nach Ausschaltung eines Sinnes können Synästhesien erstmalig auftreten, beispielsweise nach der Erblindung. Eine Synästhesie bezeichnet beispielsweise die Verbindung einer bestimmten Farbe mit einer Temperatur oder die gleichzeitige Wahrnehmung eines Geschmacks bei Erkennung von Gerüchen. Synästhesien treten familiär gehäuft auf und sind daher vermutlich vererbbar. Vorsicht ist bei Synästhesien lediglich geboten, wenn sie neu und ohne erkennbaren Auslöser auftreten.

Ursachen

Die meisten normalen und unbedenklichen Synästhesien sind angeborene Wahrnehmungsveränderungen. Diese treten familiär gehäuft auf, sodass es nicht unwahrscheinlich ist, dass auch die eigenen Kinder eine Synästhesie entwickeln können, wenn man diese als Elternteil ebenfalls hat. Viele hochbegabte Menschen leben mit mindestens einer Synästhesie, sie kommt auch bei Erkrankungen wie dem Autismus vor.

Eine Synästhesie tritt unabhängig von genetischen Ursachen auch aus Erfahrung heraus auf. So lösen bestimmte Lebensmittel durch ihren Anblick oder ihren charakteristischen Geruch gleichzeitig eine geschmackliche Empfindung aus. Oder aber Schüler, denen das Alphabet mit farbigen Buchstaben beigebracht wurde, erinnern sich bei einzelnen Buchstaben an eine Farbe. Die Synästhesie tritt auch nach Ausschaltung von einzelnen Sinnen auf:

Taube erinnern sich beim Anblick einer Geräuschquelle an den Klang des Geräusches, ohne es wahrnehmen zu können. Blinde können sich vorstellen, wie ein Gegenstand aussieht, ohne dass sie ihn sehen. Weiterhin entwickeln sich nach Einnahme halluzinogener Substanzen vorübergehende Synästhesien, die jedoch andere Ausmaße als die natürliche Form der Synästhesie annehmen.

Symptome und Verlauf

Eine Synästhesie ist von Geburt an vorhanden oder tritt nach Verlust eines Sinnes auf, sodass Betroffene die Synästhesie als normal empfinden. Dass andere Menschen nicht die gleiche gekoppelte Wahrnehmung haben, erfahren viele Betroffene erst im Jugend- und Erwachsenenalter durch Austausch mit anderen. Da die Synästhesie schon von Geburt an erlebt wird, gibt es keinen Verlauf, denn sie verändert sich im Laufe des Lebens meistens nicht mehr. Die Ausnahme davon bilden Synästhesien, die erlernt werden: diese entstehen im Rahmen des Lernprozesses und können ein Leben lang erhalten bleiben, wenn sie nicht durch einen anderen Lerneffekt überlagert werden.

Bei Synästhesien durch halluzinogene Substanzen gibt es einen wellenförmigen Verlauf: sie treten ab einer gewissen Konzentration der Substanz auf und ebben nach Minuten oder Stunden wieder ab, der Betroffene kehrt zur normalen Wahrnehmung zurück.

Diagnose

Da eine Synästhesie keine Erkrankung ist, gibt es dafür außer der Anamnese des Betroffenen kein Diagnoseverfahren. Meistens kommen Betroffene im Gespräch mit anderen Menschen von selbst darauf, dass sie eine Synästhesie erleben. Falls ein Patient sich damit an einen Arzt wendet, wird dieser meist lediglich die Art der Synästhesie erfragen und den Patienten entlassen, wenn darüber hinaus keine körperlichen Auffälligkeiten vorliegen. Lediglich bei bekannten seelischen Erkrankungen oder Krankheiten und medikamentösen Therapien, die sich auf den Geisteszustand auswirken können, sollte eine neu aufgetretene Synästhesie untersucht werden.

Behandlung und Therapie

Da die Synästhesie keinen Krankheitswert hat, gibt es für sie keine Behandlung oder Therapie. Sie geht normalerweise auch nicht mit Leidensdruck oder Beschwerden einher, sondern wird vom Patienten als normal empfunden. Die Ausnahme sind drogeninduzierte oder neu aufgetretene Synästhesien, die der Patient als störend empfindet. In diesen Fällen muss die Ursache ermittelt werden, da sie erst dann behandelbar sind.

Gelegentlich kommen Synästhesien etwa als Begleiterscheinung oder Anzeichen von Gehirntumoren zustande, die sich nach der Entfernung aber bessern. Gegebenenfalls schafft eine Entzugstherapie und eine Entgiftung Abhilfe, wenn halluzinogene Substanzen Auslöser der Synästhesie sind. Bei bekannten psychischen Erkrankungen können Veränderungen einer bestehenden Synästhesie darauf hindeuten, dass die Medikamente neu eingestellt werden müssen. Einige natürliche Synästhesien dagegen sind in ihrem Auftreten sogar wünschenswert und werden als besondere Begabung gehandhabt, etwa das absolute Gehör bei Musikern. Ihr Verschwinden wäre für den Betroffenen ein großer Verlust.


Vorbeugung

Dem Auftreten einer Synästhesie kann man nicht vorbeugen. Nahezu immer, wenn der Reiz auf den Betroffenen einwirkt, entsteht zur gleichen Zeit die synästhetische Wahrnehmung.

Da der Patient sie bei einer gesunden, normalen Synästhesie jedoch als normal empfindet, nimmt er keinen Leidensdruck wahr und ist nicht daran interessiert, der Wahrnehmung vorzubeugen. Induzierter Synästhesie beugt man dagegen am besten vor, indem man Drogenkonsum und –missbrauch vermeidet.

Synästhesien treten ohnehin fast nur bei Substanzen auf, die illegal sind, die Gesundheit massiv gefährden und abhängig machen können, sodass es empfehlenswert ist, ihr Auftreten durch Meiden solcher Substanzen zu verhindern.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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