Stottern

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Stottern (Balbuties) ist eine Sprachstörung, die auch als Redeflussstörung bezeichnet wird. Die genauen Gründe sind wissenschaftlich nicht vollends erforscht. Experten gehen jedoch von genetischen, emotionalen oder kognitiven Ursachen aus. Die Symptome können durch gezielte Sprachtherapien (Logopädie) gemindert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Stottern?

Stottern ist eine Sprachstörung, die viele Ursachen haben kann. Sprechtherapien helfen dem Betroffenen kontrolliert zu sprechen, indem das Sprechtempo reduziert und die Aufmerksamkeit auf mögliche Fehler erhöht wird.

Stottern ist eine Störung des normalen Redeflusses. Es beinhaltet das Wiederholen oder Hinauszögern von Wörtern, Silben oder Satzteilen. Betroffene stoppen auch während des Sprechens und verstummen für kurze Zeit, bevor der Redefluss weiterläuft.

Menschen die stottern, wissen zwar, was sie sagen wollen, doch sie haben Probleme damit, die Worte über die Lippen zu bringen. Bei jüngeren Kindern ist Stottern verbreitet und Teil der sprachlichen Entwicklung. Manchmal jedoch werden die Probleme chronisch und setzen sich bis in das Erwachsenenleben fort.

Diese Ausformung des Stotterns kann negative Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein und die Kommunikation mit anderen Menschen haben. Kinder und Erwachsene, die unter dieser Störung leiden, profitieren womöglich von Behandlungen wie einer Sprachtherapie, psychologischer Betreuung oder Benutzung von elektronischen Lernhilfen.

Ursachen

Ursachen für das Stottern sind vielzählig. Häufig treten sie in Kombination auf. Mögliche Ursachen sind:

Normale Sprachliche Entwicklung: In diesem Fall steht die sprachliche Entwicklung dem hinterher, was das Kind sagen will. Mit dem vierten Lebensjahr wird diese Phase normalerweise überwunden.

Angeborene Hirnstörungen: In einigen Familien tritt Stottern vermehrt auf. Abnorme Strukturen im Sprachzentrum können weitergegeben werden und die Störung hervorrufen.

Schlaganfall oder Kopfverletzung: Stottern kann hervorgerufen werden durch einen Schlaganfall, eine Kopfverletzung oder einem anderen Trauma.

Mentale Störungen: In seltenen Fällen können auch emotionale Traumata zum Stottern führen. Dieses wurde früher für die Hauptursache des Stotterns gehalten. Heute weiß man, es ist die Ausnahme. Forscher suchen immer noch nach zugrundeliegenden Ursachen für das Stottern. So ist nicht klar, warum stotternde Menschen häufig keine Probleme mit der Artikulation haben, wenn sie mit sich selbst sprechen oder singen.

Wann zum Arzt?

Beim Stottern muss in der Regel kein Arzt aufgesucht werden. Es handelt sich bei diesem Symptom nicht um ein Symptom, welches lebensbedrohlich ist und zwingend behandelt werden müsste. Allerdings kann das Stottern zu vielen psychischen Problemen führen, bei welchen der Besuch eines Psychiaters notwendig sein kann.

In der Regel sind vor allem Kinder vom Stottern betroffen. Aufgrund der jugendlichen Verhaltensweisen führt das Stottern oft zur sozialen Ausgrenzung und damit zu einem aggressiven Verhalten. Weitere Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen können ebenso auftreten. Falls die psychischen Probleme aufgrund des Stotterns den Patienten stark belasten, muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Es gibt keine allgemeine Heilung beim Stottern. Der Erfolg hängt stark vom Zustand des Betroffenen und von der Ausprägung des Stotterns ab. Falls das Stottern seit Geburt vorherrscht, ist kaum eine Heilung möglich. Bei Menschen, die zweisprachig aufwachsen kommt das Stottern relativ oft vor und stellt ein gewöhnliches Symptom dar. Diesem kann durch häufiges Sprechen und Vorlesen entgegengewirkt werden.

Ein Arzt sollte vor allem dann aufgesucht werden, wenn das Stottern sehr plötzlich auftritt und vorher nie aufgetreten ist. Hier kann es sich um ein Trauma handeln, welches auf jeden Fall behandelt werden muss.

Diagnose und Verlauf

Eltern eines stotternden Kindes werden von ihrem Arzt oder einem Sprechtherapeuten zum Sprechverhalten ihres Kindes befragt. Zur Diagnose Stottern werden genaue Daten zur Krankengeschichte benötigt, sowie der zeitliche Startpunkt des Stotterns und eine Einschätzung davon, in welchen Situationen das Kind am meisten stottert.

Anschließend wird das Kind dazu aufgefordert laut vorzulesen, um bestimmte Muster im Sprachfluss auszumachen. Der Arzt oder Sprachtherapeut achtet dabei auf zwei Faktoren. Zum einen auf das Wiederholen oder unkorrekte Aussprechen von Wörtern, Silben und Satzteilen. Dies ist normal für Kinder in einem bestimmten Alter.

Zum anderen achtet er auf Verzögerungen des Redeflusses und deren Aufkommen. An dieser Stelle der Diagnose versucht der Arzt andere Ursachen auszuschließen, wie zum Beispiel das Tic und Tourette-Syndrom. Erwachsenen werden zusätzliche Fragen dazu gestellt, wie das Stottern sie im Alltag beeinträchtigt. Anschließend kann die beste Therapieform gefunden werden.

Komplikationen

Stottern führt häufig zu sozialen Komplikationen wie Hänseln oder Mobbing bei Kindern. Oft sind stotternde Personen schüchtern und es fällt ihnen schwer, neue Freundschaften zu schließen. Sprachstörungen erwecken bei vielen Menschen fälschlicherweise den Eindruck, die stotternde Person sei minder intelligent. Dadurch entstehen häufig Vorurteile, unter denen der Betroffene zusätzlich leiden kann.

Mögliche psychische Folgen sind Minderwertigkeitsgefühle, soziale Abgrenzung, Depressionen und Ängste. Ängste und negative Stimmungen können das Stottern auch zusätzlich verstärken. Stottern kann mit anderen Sprachstörungen einhergehen. Darüber hinaus leiden Menschen mit einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung bzw. Autismus überdurchschnittlich häufig unter Stottern.

Eine weitere mögliche Komplikation ist der selektive Mutismus. Dabei spricht die betroffene Person in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Menschen nicht. Selektiver Mutismus kann sich infolge des Stotterns entwickeln – es ist jedoch auch möglich, dass der Mutismus dem Stottern vorausgeht oder gleichzeitig auftritt. Bei stotternden Kindergarten- und Vorschulkindern besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie im Schulalter unter Legasthenie leiden.

Die Lese-Rechtschreibschwäche ist (wie das Stottern an sich) unabhängig von Intelligenz und Beschulung. Eltern von Kindern, die stottern, sollten deshalb die sprachliche Entwicklung ihres Kindes besonders sorgfältig beobachten, um frühzeitig eingreifen zu können. Überhöhter Leistungsdruck und ein Übermaß an Kontrolle kann sich jedoch negativ auf das Stottern und die gesamte psychische Gesundheit auswirken.

Behandlung und Therapie

Es existieren verschiedene Methoden zur Behandlung des Stotterns von Erwachsenen und Kindern. Diese Methoden können zu Hause angewandt werden, mit einem Sprachtherapeuten oder als Teil eines Intensivprogramms. Häufig involviert die Behandlung verschiedene Methoden.

Dazu zählen: Kontrolliertes Sprechen: Diese Form der Sprechtherapie lehrt den Betroffenen sein Sprechtempo zu verlangsamen und dadurch aufmerksamer auf die Fehler im Redefluss zu werden. Je weiter das Training voranschreitet, desto mehr legt das Tempo und die Sicherheit zu.

Durch elektronische Geräte: Diese Geräte basieren auf unterschiedlichen Prinzipien der Therapie. Oft werden sie als Inear-Kopfhörer getragen, verbunden mit einer kleinen Box. Wenn Sprechfehler geschehen, werden Signale über den Kopfhörer abgegeben, auf die der Tragende reagieren muss.

Kognitive Verhaltenstherapie: Diese Therapie zielt vor allem darauf ab, Denkmuster zu erkennen, die zum Stottern führen. Ein neuer Umgang mit diesen Denkmustern kann das Stottern beseitigen.

Elterliche Einbeziehung: Hier werden den Eltern Tipps und Lehrmethoden beigebracht, die ihren Kindern im Alltag dabei helfen, ihr Stottern zu kontrollieren.

Zu den gezielteren Therapien gegen Stottern bei Erwachsenen zählen: Behandlung in klinischen Einrichtungen: Diese Therapiesitzungen dauern 1 bis 4 Stunden pro Woche über mehrere Monate, in denen festgesetzte Fehler im Sprechfluss korrigiert werden.

Intensivprogramme: Diese Form ist mit einem Intensivsprachkurs zu vergleichen. Die Patienten verbringen 2 bis 4 Wochen in einem speziellen Therapiezentrum und nehmen an bis zu 100 Therapiestunden teil.


Vorbeugung

Stottern kann nicht effektiv vorgebeugt werden. Das Stolpern über Silben, Wörter und Satzfragmente gehört zur normalen sprachlichen Entwicklung. Auch wenn sich Forscher und Sprachtherapeuten schon lange mit diesem Thema beschäftigen, wurden keine Mittel gefunden, durch die Stottern im Vorhinein vermieden werden kann.

Dies liegt vor allem daran, dass die Ursachen des Stotterns sowohl genetisch, emotional als auch kognitiv sein können. Falls Stottern in der eigenen Familie vorkommt, sollte bei der Entwicklung eines Kindes besonders auf solche Fehlentwicklungen geachtet werden.

Im Allgemeinen: Falls symptomatische Sprachfehler nach dem 4. Lebensjahr bestehen bleiben, muss ein Experte zu Rate gezogen werden.

Quellen

  • Remschmidt, H.: Kinder- und Jugendpsychiatrie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Reitemeier B.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme Verlag. 1. Auflage 2006
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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