Sprachzentrum

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Gehirn des Menschen ist sehr komplex. Auch das Verstehen und Sprechen ist ein äußerst aufwendiger Prozess, weshalb das Sprachzentrum im Gehirn auch viel Fläche benötigt. Genauer liegen diese Areale auf der Hirnrinde und sind für die Sprachproduktion und deren Verarbeitung zuständig.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Durch Bildgebungsverfahren wurden Bilder erzeugt, um die Gebiete und deren Aktivität der Sprachbildung im Gehirn nachzuweisen. Besonders Ausfallerscheinungen waren für die Forschung interessant, die bei Schädigungen der Großhirnrinde auftraten. Die Sprachverarbeitung und deren Gebiete konnten so besser lokalisiert werden.

Eine breit verteilte Fläche dient dabei diesem Prozess. Neue Ergebnisse der Forschung wiesen auf, dass auch der Bereich unterhalb der Großhirnrinde beteiligt ist, so die Gebiete des „Nucleus caudatus“ und ein Teil der „Grauen Hirnsubstanz“. Ebenfalls sind einige prämotorische Areale involviert.

Allgemein sind neben den bekannten Arealen zur auditorischen Verarbeitung verschiedene Strukturen mit einbezogen, die z. B. semantische oder syntaktische Informationen verarbeiten oder als Arbeitsgedächtnis dienen.

Auch ist das Sprachzentrum davon beeinflusst, ob der Mensch Rechts- oder Linkshänder ist. Bei Rechtshändern ist die linke Gehirnhemisphäre betroffen, bei Linkshändern sowohl die rechte als auch die linke.

Das Sprachzentrum nimmt einen großen Bereich im Gehirn ein.

Anatomie

Das menschliche Sprachzentrum wird in zwei Areale eingeteilt. Das sind das Broca-Areal und das Wernicke-Areal. Beide sind die Hauptkomponenten für die Prozesse, wobei das Broca-Areal für die motorische Funktion zuständig ist, das Wernicke-Areal für die auditorischen Impulse. Gemeinsam verarbeiten beide Regionen die verschieden zusammenwirkenden Assoziationsfelder in der Großhirnrinde und die Prozesse der Sprachperzeption und Produktion.

Das Broca-Zentrum liegt in der unteren Stirnwindung und dient der Kontrolle und Steuerung beim Sprechen, einschließlich der dazu notwendigen Muskelbewegungen von Zunge, Lippen, Atemmuskeln und Kehlkopfbewegung. Das sensorische Wernicke-Zentrum wiederum, das auch das Spracherinnerungszentrum ist, liegt im Schläfenlappen und ermöglicht die Aufnahme und das Erkennen des akustischen Sprachverständnisses, kann also gehörte Wörter und Klänge zuordnen, verarbeiten und verstehen.

Die Region des Broca-Areal wurde von dem Chirurgen Paul Broca entdeckt. Dieser beschrieb die Störungen der Sprachproduktion seines Patienten „Monsieur Tan“, während das Sprachverständnis dabei nicht betroffen war. Broca unternahm nach dessen Tod eine Autopsie und fand eine Läsion im Cortex-Areal.

Afferente Eingänge führen vom Broca-Areal zum Wernicke-Sprachzentrum. Dort werden Sinneseindrücke verarbeitet. Die sich im Broca-Zentrum befindenden Neuronennetze sollen für die grammatikalischen Aspekte der Sprache zuständig sein. Hier bilden z. B. Kinder ihre Sprache, während das Lernen einer zweiten Sprache später in benachbarten Regionen des Gehirns stattfindet und gespeichert wird.

Funktion

In erster Linie ist das Broca-Areal für die Lautbildung, die Sprachmotorik, die Artikulation, die Bildung abstrakter Worte und die Lautanalyse verantwortlich, während das Wernicke-Areal für die auditive Sensorik und die logische Sprachverarbeitung zuständig ist. Beide Gebiete sind durch Nervenfasern verbunden, die als „Fasciculus arcuatus“ bezeichnet werden.

Das Wernicke-Areal wurde nach dem Neurologen Carl Wernicke benannt. Es liegt innerhalb des Temporallappens, auch in einigen Teilen des Parietallappens. Hier findet die semantische Verarbeitung der Sprache statt.

Auditorische Impulse werden hier rational integriert und es finden Prozesse statt, die Sprache verständlich machen. Auf der gegenüberliegenden Gehirnhälfte werden dann die nicht-rationalen Vorgänge des Gehörten gedeutet und verarbeitet, so z. B. Assoziationen, die beim Hören von Musik aufkommen.

Im Wernicke-Areal werden kortikale Assoziationsfelder projiziert, in denen das Vernommene eine weitere Verarbeitung durchläuft. Verbindungen sind immer zum Broca-Areal vorhanden und untrennbar verbunden.


Erkrankungen

  • Motorische Aphasie
  • Sensorische Aphasie

Fällt der Bereich des Broca-Areals aus, kommt es zu einer motorischen Aphasie. Die erworbene Sprache ist auf einmal gestört, das Sprachverständnis noch vorhanden. Dem Betroffenen ist es allerdings nicht mehr möglich, selbst zu artikulieren. Solche Bedingungen treten z. B. bei einem Schlaganfall, bei Tumoren, Intoxikationen oder bei einem Schädelhirntrauma auf.

Auch Gehirnblutungen können zum Verlust der Sprache führen, die unterschiedliche Schädigungsgrade aufweisen und Verstehen und Sprechen, aber auch Schreiben und Lesen verschieden stark stören. Sätze können z. B. bei einer Störung des Broca-Zentrums noch gebildet werden, allerdings nicht mehr vollständig, eher verkürzt. Die dazu benötigten Muskeln für die Organe zur Sprachbildung sind nicht gelähmt, dennoch kommt es zu schweren Störungen.

Liegt eine Schädigung des Wernicke-Sprachzentrums vor, kommt es zur sensorischen Aphasie. Symptome sind Störungen im Verständnis der Sprache, die je nach Schädigung geringfügig oder verstärkt auftreten. Sprachlaute sind z. B. noch möglich, können begrenzt nachgeahmt werden. Der Betroffene ist allerdings nicht mehr in der Lage, das Gehörte oder Gesagte zu begreifen. Heraus kommt ein unverständliches Geplapper, das weder dem Betroffenen verständlich ist, noch denen, die es hören.

Auch sind Menschen, bei denen das Wernicke-Areal geschädigt ist, nicht in der Lage, auditorische Eindrücke mit der Geräuschherkunft zu kombinieren. Sie hören ein Geräusch, sehen die damit einhergehende Ursache, können aber das Geräusch nicht der Ursache zuordnen. Gerade mündliche und schriftliche Kommunikation verläuft über das Wernicke-Areal. Auch diese sind bei einer Schädigung stark betroffen und gestört.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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