Spinalanästhesie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. November 2020Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Spinalanästhesie wird eine Methode der Regionalanästhesie bezeichnet. Dabei kommt es zur Betäubung der Rückenmarksnerven. Anders als bei einer Vollnarkose verliert der Patient durch die Spinalanästhesie nicht sein Bewusstsein. Zusätzlich kann er ein Beruhigungsmittel erhalten.
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Was ist eine Spinalanästhesie?
Unter einer Spinalanästhesie verstehen Mediziner eine Form der Regionalanästhesie. Sie ist auch als Lumbalanästhesie bekannt. Das Verfahren gehört der Gruppe der Leitungsanästhesien an. Um bestimmte Nervensegmente zu betäuben, verabreicht der Narkosearzt per Spritze ein lokal wirkendes Anästhetikum in den Spinalkanal (Wirbelkörperkanal).
Innerhalb des Spinalkanals sind das Rückenmark sowie die Nervenfasern, die von ihm abgehen, angesiedelt. Das Ende des Rückenmarks befindet sich normalerweise zwischen erstem und zweitem Lendenwirbelkörper. Aus diesem Grund wird das Anästhetikum vom Arzt meist zwischen drittem und viertem Lendenwirbel injiziert. Dadurch soll einer Verletzung des Rückenmarks entgegengewirkt werden. Die Nervenfasern, deren Verlauf auf dieser Höhe entlangführt, sind in der Lage, der Injektionsnadel auszuweichen.
Anwendungsgebiete
Die Lumbalanästhesie verfügt über den Vorteil, dass sie weniger Belastungen für den Organismus hervorruft als eine Vollnarkose. Daher eignet sie sich gut für Patienten, die unter Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden. Es ist aber auch möglich, die Spinalanästhesie ergänzend zu einer Vollnarkose einzusetzen, um die Dosis an Schmerzmitteln zu verringern, wodurch sich der Patient rascher erholen kann.
Ein häufiges Einsatzgebiet der Spinalanästhesie stellt zudem die Geburtshilfe dar. So lassen sich mit der Methode sowohl Schmerzen bei einer natürlichen Geburt als auch bei einem Kaiserschnitt lindern. Für das ungeborene Kind bedeutet das schnell wirkende Anästhesieverfahren keinerlei Gefahr. Als weitere Anwendungsgebiete für eine Lumbalanästhesie kommen die Entfernung des Blinddarms (Appendektomie), Operationen an den Nieren oder am Hüftgelenk sowie die Amputation des Unterschenkels infrage.
Welche Methoden und Verfahren gibt es?
Im Rahmen der Spinalanästhesie differenzieren die Ärzte zwischen vier unterschiedlichen Formen. Dabei handelt es sich um Ausdehnungstypen wie den hohen Block bei Operationen am Oberbauch, den Sattelblock, der bei Eingriffen am äußeren After- und Genitalbereich zur Anwendung gelangt und bei dem die Wirbelsäulensegmente S1 bis S5 blockiert werden, sowie den mittleren Block, der bei Operationen am Unterbauch wie Blaseneingriffen oder bei einem Leistenbruch vorgenommen wird. Von einem tiefen Spinalblock ist die Rede bei chirurgischen Eingriffen an Bein und Fuß.
Die Ausdehnung der Spinalanästhesie richtet sich nach dem Körperbereich, den es zu operieren gilt. So findet der hohe Block zum Beispiel bei einem Kaiserschnitt statt.
Was muss der Patient beachten?
Vor der Durchführung einer Spinalanästhesie befasst sich der behandelnde Mediziner mit der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. Dabei benötigt er Informationen, ob dieser womöglich allergisch auf bestimmte Medikamente wie Lokalanästhetika reagiert oder ob er unter Vorerkrankungen wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Beschwerden leidet, die Komplikationen bei der Operation auslösen könnten. Außerdem erfolgen eine körperliche Untersuchung der betroffenen Person sowie das Ermitteln der Laborwerte. Schließlich wird der Patient über das Verfahren aufgeklärt und erhält angstlösende Arzneimittel.
Im Anschluss an eine Spinalanästhesie muss der Patient für 24 Stunden auf das Steuern eines Autos verzichten. Stattdessen wird empfohlen, sich mit erhöhtem Oberkörper ins Bett zu legen und nicht ohne Hilfe aufzustehen, damit es nicht zu einem Sturz kommt. Leidet der Patient nach der Behandlung unter Übelkeit, Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen, ist der Arzt darüber in Kenntnis zu setzen, um diese Nebenwirkungen entsprechend zu therapieren.
Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?
Erster Schritt der Spinalanästhesie ist das Desinfizieren der Einstichstelle, die sich am Rücken befindet. Dann greift der Arzt auf eine dünne Nadel zurück, mit der er in die Lendenwirbelsäulenregion einsticht. Bei diesem Vorgang wird die Nadel in die vordere Richtung geschoben, wobei sie mehrere Wirbelsäulenbänder durchdringt.
Im weiteren Verlauf kommt es zum Durchstoß der Dura mater (harte Rückenmarkshaut), wodurch sich der Raum erreichen lässt, der mit Liquor (Hirnwasser) gefüllt ist. Gelangt das Hirnwasser in die Spritze, ist dies für den Arzt der Hinweis, dass er die Nadel richtig positioniert hat, sodass nun das Anästhetikum injiziert werden kann. Alternativ ist auch das Einführen eines kleinen Katheters möglich, mit dem Medikamente über längere Zeit verabreicht werden.
Auf welche Höhe das Betäubungsmittel zur Wirkung gelangt, richtet sich nach Dosis und Beschaffenheit des Medikaments. Die Injektion findet prinzipiell im Lendenwirbelsäulenbereich statt. Der Patient sitzt während des Einspritzens oder positioniert sich in Seitenlage.
Beim Einführen der Nadel verspürt er in der Regel keine Schmerzen. So wird die Injektionsstelle im Vorfeld lokal betäubt. In manchen Fällen kann sich jedoch ein unangenehmes Druckgefühl bemerkbar machen.
Es dauert nur wenige Minuten, bis die Spinalanästhesie ihre betäubende Wirkung entfaltet. Beim Patienten macht sich dies durch ein Kribbelgefühl und Wärme in den entsprechenden Körperbereichen bemerkbar. Ihre volle Wirkung entfaltet die Lumbalanästhesie nach ca. 15 Minuten. Der Patient ist nun für die Operation bereit.
Die Betäubung der Spinalanästhesie umfasst normalerweise den kompletten unteren Körperabschnitt. Je nachdem, welche Menge und welcher Wirkstoff verwendet werden, dauert der betäubende Effekt 1,5 bis 6 Stunden.
Wer übernimmt die Kosten?
Die Übernahme der Kosten für eine Spinalanästhesie erfolgt durch die gesetzlichen Krankenkassen. So stellt die regionale Betäubung eine medizinische Notwendigkeit dar.
Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen
Mit der Gabe von speziellen Arzneimitteln wirkt der Arzt diesen Nebeneffekten jedoch entgegen.
Die Gefahr von schweren Komplikationen besteht, wenn das Betäubungsmittel aus Versehen in ein Blutgefäß injiziert wird oder die verabreichte Dosis zu hoch ausfällt. Dadurch kann sich das Anästhetikum im gesamten Blutkreislauf verteilen und schlimmstenfalls sogar eine lebensbedrohliche Atemlähmung oder einen Herzstillstand herbeiführen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Nervenverletzungen, Blutungen sowie Infektionen an der Injektionsstelle.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. November 2020
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