Rot-Grün-Schwäche
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Rot-Grün-Schwäche (Protanomalie, Deuteranomalie) ist eine besondere und angeborene Form einer Farbsehstörung. Unter den Farbsehstörungen ist die Rot-Grün-Schwäche mit Abstand die häufigste Form.
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Was ist Rot-Grün-Schwäche?
Eine Rot-Grün-Schwäche, oft auch als Rot-Grün-Blindheit bezeichnet, tritt als sogenannte Dichromasie auf, das bedeutet, dass die Betroffenen zwei Farbtöne, nämlich rot und grün entweder gar nicht oder nicht richtig unterscheiden können.
Die Wahrnehmung der beiden Farben rot und grün kann also entweder nur geschwächt sein oder fehlt ganz. Das tatsächliche Ausmaß kann nur im Rahmen einer ophthalmologischen Untersuchung geklärt werden. Bei der reinen Grünschwäche sprechen Ärzte auch von Deuteranomalie. Die Rot-Grün-Schwäche tritt als häufige angeborene Farbsehstörung bei Männern wesentlich häufiger auf, als bei Frauen.
Ursachen
Dieses Gen ist bei allen Formen und Ausprägungsgraden der Rot-Grün-Schwäche defekt. Die Krankheit tritt bei Männern einfach deshalb häufiger auf, weil das Y-Chromosom grundsätzlich genarm ist und keine Anlage für das Farbensehen aufweist. Frauen haben 2 X-Chromosomen und nur dann, wenn beide das defekte Gen tragen, führt dies im Phänotyp dazu, dass Rot und Grün tatsächlich nicht unterschieden werden können.
Die Rot-Grün-Schwäche unterscheidet 4 verschiedene Formen. Bei der Protanomalie, Rotsehschwäche, sind die sogenannten Rot-Zapfen degeneriert, bei der Protanopi, Rot-Blindheit, fehlen die Rot-Zapfen völlig, bei der Deuteranomalie, Grünschwäche, sind die Grün-Zapfen degeneriert und bei der Deuteranopie, Grün-Blindheit, fehlen die Grün-Zapfen.
Symptome und Verlauf
Leitsymptom einer Rot-Grün-Schwäche ist, dass die Farben Rot und Grün gar nicht oder nicht so intensiv wahrgenommen werden, wie bei einem Normalsichtigen. Rote und grüne Farbtöne werden von den Betroffenen als Abstufungen in verschiedenen Grautönen wahrgenommen. Rot-grüne Impressionen werden oft auch als zusammenhängende graue Flächen geschildert. Die Farbsehschwäche tritt auf, weil die entsprechenden farbempfindlichen Zellen auf der Netzhaut fehlen.
Bei sehr leichten Formen der Rot-Grün-Schwäche können sogar noch einzelne rot-grüne-Farbtöne unterschieden werden, bei einer Rot-Grün-Blindheit fehlt diese Fähigkeit völlig. Normalerweise sind die Betroffenen in ihrem Sehvermögen nicht wesentlich eingeschränkt und auch scheinbar gefährliche Situationen wie das Erkennen von Farben einer Verkehrsampel können bei Kenntnis der Erkrankung gut gemeistert werden.
Nur wenn eine totale Farbenblindheit, Achromasie, bezogen auf die Farben rot und grün besteht, können die Betroffenen lediglich noch Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. Ist eine Rot-Grün-Schwäche nicht angeboren, sondern erworben, dann sind die Auswirkungen durch Symptome wie Lichtempfindlichkeit, reduzierte Sehschärfe oder eine Gesichtsfeldverkleinerung weitaus dramatischer.
Diagnose
Die Diagnose einer jeden Form der Farbfehlsichtigkeit, also auch einer Rot-Grün-Schwäche, erfolgt beim Augenarzt. Die deutsche ophthalmologische Gesellschaft hat standardisierte Farbsehtests zum Ermitteln einer Rot-Grün-Schwäche herausgegeben. Einige dieser Farbtafeln können auch zuhause in eigener Regie angesehen werden, es sind aber immer noch weiterere Untersuchungen des Auges erforderlich, die nur in der Augenarztpraxis vorgenommen werden können.
Zur Simulation und zur Feststellung des Ausprägungsgrades einer Farbsehschwäche verwendet der Augenarzt ein sogenanntes Anomaloskop. Zur erweiterten Diagnostik bei Farbsehstörungen gehören ebenfalls die Messung des Augeninnendrucks sowie die Auswertung des Augenhintergrundes.
Behandlung und Therapie
Es ist zu erwarten, dass sich eine angeborene Rot-Grün-Schwäche im Laufe des weiteren Lebens nicht verschlechtert. Auch andere Augenfunktionen, wie etwa die Sehschärfe, werden durch eine Rot-Grün-Schwäche nicht beeinflusst. Treten andere Augenkrankheiten auf, wie beispielsweise Fehlsichtigkeiten oder grauer Star, so hängen diese nach heutigem Erkenntnisstand ebenfalls nicht mit einer Rot-Grün-Schwäche zusammen.
Anders verhält es sich bei Rot-Grün-Schwächen, die erst im Laufe des Lebens erworben wurden. Hier muss zunächst die Grundkrankheit therapiert werden. Bei allen angeborenen Farbsehstörungen, also auch bei der Rot-Grün-Schwäche, ist bis heute keine kausale Therapie möglich. Denn es handelt sich um einen vererbbaren Gendefekt, der zeitlebens nicht behoben werden kann. Technische Hilfsmittel zum Überwinden oder zur Korrektur einer Rot-Grün-Schwäche sind bis heute ebenfalls nicht bekannt.
Vorbeugung
Die meisten Formen einer Sehschwäche sind angeboren, sodass diese nicht verhindert werden können, ein direkte Prophylaxe ist also nicht möglich. Wichtig ist es jedoch, eine Rot-Grün-Schwäche so früh wie möglich bereits im Kleinkindalter zu erkennen. Daher sollten Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren zusätzlich zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt auch einem Augenarzt vorgestellt werden. Dies gilt besonders dann, wenn ein Elternteil Brillenträger ist oder bereits unter einer angeborenen Sehschwäche leidet.
Quellen
- Grehn F.: Augenheilkunde. Springer Verlag. 30. Auflage 2008
- Lang, G.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
- Wutta, H.P., Brucker, K.: Theorie und Praxis der Augen-Akupunktur. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2014
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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