Rachitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Rachitis (umgangssprachlich auch "Knochenerweichung" genannt) ist eine Erkrankung, die in Deutschland nahezu ausgestorben ist. Der Begriff "Rachitis" stammt aus dem Griechischen und bedeutet Wirbelsäule (griechisch "rhachis“). Die Krankheit beginnt zwar im Kindesalter, die Folgen der Krankheit haben aber Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter hinein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Rachitis?

Von einer Rachitis können die Beine betroffen sein. Eine mangelnde Verkalkung der Knochen führt zur Verformung der Oberschenkelknochen.

Die Rachitis war vor der industriellen Revolution eine häufige Erkrankung in Europa. Mangelndes Sonnenlicht begünstigt das Ausbrechen der Rachitis. Daher waren Kinder, die als billige Arbeitskräfte in Bergwerken und Fabriken ausgenutzt wurden, sehr stark gefährdet. Dazu kam noch, dass durch die Fabriken die Luft in den Städten sehr stickig war die Menschen kaum das Sonnenlicht sahen.

Die Rachitis ist eine Stoffwechselerkrankung. Ursache ist Vitamin D-Mangel. Vitamin D sorgt dafür, dass Phosphat und Kalzium mit dem Blutstrom zu den Knochen transportiert wird. Kalzium und Phosphat brauchen die Knochen für die Stabilität. Fehlt dem Körper Vitamin D, dann ist eine mangelnde Verkalkung der Knochen die Folge. In der Konsequenz bleiben die Knochen weich und verformen sich bei Belastung. Vor allem die Wirbelsäule und die Beine sind von der Knochenverformung betroffen.

Ursachen

Hauptgrund für eine Rachitis ist der Mangel an Vitamin D. Ein Vitamin D-Mangel kann verschiedene Ursachen haben. Ein Mangel an Eiweiß oder zu wenig Sonnenbestrahlung kann Vitamin D-Mangel hervorrufen. Aber auch eine fehlerhafte Nährstoffaufnahme im Magen und Darm sorgen für einen Vitamin D-Mangel.

Der menschliche Körper braucht Kalzium und Phosphat dringend für den Knochenbau. Die Einlagerung dieser Mineralien ist aber nur dann möglich, wenn Vitamin D in ausreichender Menge vorhanden ist. Um Kalzium und Phosphat aus dem Verdauungstrakt (speziell aus dem Darm) und den Nieren zurückzugewinnen, braucht der Körper ebenfalls Vitamin D.

Fehlt dem Körper Vitamin D, werden die Knochen weich. Sie verformen sich. Der menschliche Körper kann Vitamin D zwar selbst herstellen, dazu braucht er aber unbedingt die UV-Strahlung des Sonnenlichts. Darum ist mangelnde Sonnenbestrahlung auch die Hauptursache der Rachitis. Einen kleinen Teil des benötigten Vitamin D nimmt der Mensch auch mit der Nahrung auf.

Symptome und Verlauf

Die ersten Symptome einer Rachitis zeigen schon ganz junge Säuglinge. Große Unruhe, Muskelkrämpfe, starkes Schwitzen vor allem am Kopf und ein stark juckender Hautausschlag sind die ersten Anzeichen einer Rachitis. Sie zeigen sich schon im zweiten oder dritten Lebensmonat. Weitere Symptome sind eine schlaffe Bauchdecke und Veränderungen am Knochenskelett.

Die noch offenen Schädelnähte schließen sich nur sehr langsam und verzögert, die Knochen am Schädel werden weich. Der Schädel verformt sich. An den Rippen zeigt sich eine ganz typische Veränderung der Rachitis: Es kommt zu Auftreibungen an der Knochen-Knorpel-Grenze der Rippen, die wie eine Perlenschnur aussehen. Der Arzt spricht vom „rhachitischen Rosenkranz“.

Aufgrund der Verformung der Oberschenkelknochen, sind ausgeprägte O-Beine oft typisch. Zudem lassen die ersten Zähne lange auf sich warten, die Bildung des Zahnschmelzes ist gestört und die Kinder sind stark kariesgefährdet.

Behandlung und Therapie

Früher war Lebertran das Mittel der Wahl bei der Behandlung der Rachitis. Lebertran enthält Vitamin D. Heute müssen Kinder mit Rachitis drei Wochen lang Vitamin D in einer Dosierung von 100-200 IE pro Tag in Tablettenform einnehmen. Stellt der Arzt auch einen Kalziummangel fest, bekommt das Kind auch Kalzium in hohen Mengen. Danach wird die Vitamin D-Zufuhr reduziert für weitere drei Wochen.

Natürlich müssen die Kinder viel an das Sonnenlicht, auch eine Bestrahlung mit Höhensonne gehört zur Therapie. Nach Abschluss der Behandlung mit Vitamin D und Kalzium, sollte das Kind auf jeden Fall mit einer kalziumreichen Kost ernährt werden. Regelmäßige natürliche Sonnenstrahlen sind ebenfalls sehr wichtig.

Fehlt dem Kind Phosphat, bekommt es ebenfalls Phosphat in Form von Medikamenten. Die Knochenverformungen infolge einer Rachitis heilen normalerweise mit der medikamentösen Behandlung und dem Sonnenlicht aus. Bei sehr schweren Deformierungen an den Oberschenkeln verschreibt der Arzt aber gegebenenfalls auch Schienen zur Behandlung der Knochenverformungen.


Vorbeugung

In Deutschland erhalten Neugeborene und Säuglinge heute vom ersten Lebenstag an vorbeugend eine Vitamin D-Tablette mit 500 IE pro Tag. Diese Prophylaxe gilt für das erste Lebensjahr. Muttermilch oder auch Kuhmilch enthält nicht genügend Vitamin D, um den Bedarf eines Säuglings zu decken.

Industriell hergestellte Säuglingsmilch enthält heute meist ausreichend Vitamin D, so dass Kinder, die diese Milch erhalten eigentlich weniger Vitamin D in Tablettenform benötigen. Aber auch diese Kinder bekommen die gleiche Vitamin D-Prophylaxe wie gestillte Kinder. So können Schwankungen des Vitamin D-Gehalts in der Milch aufgefangen werden.

Die Vitamin D-Prophylaxe erfolgt meist zusammen mit der Kariesvorsorge in einem Kombipräparat. Die Tabletten können schon kleinen Säuglingen und auch Neugeborenen mit der Milch oder aufgelöst in Tee problemlos gegeben werden.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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