Lymphödem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Lymphödem ist eine von außen gut sichtbare und tastbare Schwellung aufgrund angestauter Lymphflüssigkeit (Lymphstau). Die Lymphbahnen können aufgrund einer Fehlfunktion die Flüssigkeit (Lymphe) nicht mehr ausreichend schnell abtransportieren, was zu einem Anschwellen des betroffenen Körperteils führt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Lymphödem?

Lymphsystem und Lymphknoten

Das Lymphsystem ist ein wesentlicher Baustein unseres Immunsystems. Wie ein Netzwerk durchziehen Lymphgefäße bzw. Lymphbahnen unseren Körper. Über dieses lymphatische System werden lebenswichtige Nährstoffe (Proteine) befördert, aber auch gefährliche Schadstoffe (Bakterien, Keime) über die Lymphknoten abtransportiert. Die Lymphflüssigkeit ist neben dem Blut das wichtigste Transportmittel für Nähr- und Abfallstoffe im menschlichen Körper.

Unter einem Lymphödem versteht man eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit in den Zwischenzellräumen des Körpergewebes, die eine meist schmerzfreie Schwellung des betroffenen Körperteils hervorruft.

Die Lymphbahnen verlaufen durch den ganzen Körper, deshalb ist ein Lymphödem prinzipiell überall am Körper möglich. Es tritt jedoch meist einseitig an den Extremitäten, wie Armen und Beinen auf.

Ursachen

Beim Lymphödem ist der regelgerechte Fluss der Lymphe durch die Lymphbahnen gestört. Die Ursachen sind vielfältig. Meist sind eine oder mehrere Lymphbahnen verschlossen und der Druck in den Lymphgefäßen nimmt zu. Daraufhin tritt Lymphflüssigkeit aus den Gefäßen aus und gelangt in das umliegende Gewebe, in die Zellzwischenräume. Das betroffene Gewebe schwillt an.

Außerdem kann eine Änderung in der Zusammensetzung der Lymphflüssigkeit ein Lymphödem verursachen.

Daneben sind auch Allgemeinerkrankungen mit Stauungen im venösen Blutsystem sowie Erbschäden Ursachen von Lymphödemen.

Der Arzt unterscheidet primäre und sekundäre Lymphödeme. Primäre Lymphödeme sind angeborene Lymphödeme, unter sekundären Lymphödemen versteht der Arzt erworbene Lymphödeme. Hier können Verletzungen, Hautentzündungen, Insektenstiche oder chirurgische Eingriffe ursächlich sein. Auch treten Lymphödeme nicht selten nach einer Bestrahlung auf.

Wann zum Arzt?

Schwellungen am Körper sind Anzeichen einer gesundheitlichen Störung. Treten sie im Bereich der Lymphe auf, ist eine Abklärung der Ursache notwendig. Spannungsgefühle, Schmerzen und ein unangenehmes Druckempfinden sind untersuchen zu lassen. Veränderungen des Hautbildes, Rötungen oder Wucherungen gelten als besorgniserregend. Halten die Beschwerden an oder nehmen sie an Umfang und Intensität zu, wird ein Arzt benötigt.

Im Normalfall sind Lymphödeme anfänglich schmerzfrei. Treten plötzliche Schmerzen auf, ist unverzüglich ein Arztbesuch erforderlich, da sich die Erkrankung in diesem Fall bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Zeigen sich Störungen der Durchblutung oder Unregelmäßigkeiten der Nerventätigkeit, wird ein Arzt benötigt.

Bei einer Wundrose besteht akuter Handlungsbedarf, da sich bereits Komplikationen entwickeln, die schnellstmöglich behandelt werden müssen. Einschränkungen der Mobilität, Auffälligkeiten der Bewegungsabläufe oder Verformungen des Körperbaus sind weitere Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Ein Arztbesuch ist erforderlich, da das Risiko eines Lymphstaus besteht.

Kommt es zu einem Abfall der gewohnten Leistungsfähigkeit, allgemeinen Einschränkungen bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben oder einem diffusen Unwohlsein, wird ein Arzt benötigt. Wassereinlagerungen, eine nicht nachvollziehbare Zunahme des Gewichts und Abgeschlagenheit gehören ebenfalls zu den Beschwerden, die ärztlich abgeklärt werden sollten. Sie geben einen Hinweis auf das Vorhandensein eines Lymphödems und müssen behandelt werden.

Symptome und Verlauf

Ein Lymphödem ist immer gekennzeichnet von einer starken Schwellung des betroffenen Körperteils. Die Haut fühlt sich oft teigig an und ist sichtbar mit Flüssigkeit gefüllt.

Im Allgemeinen hat der Patient keine Schmerzen im betroffenen Körperteil, allerdings kann es zu einem Spannungs- und Schweregefühl kommen.

Primäre Lymphödeme sind meist aufsteigend, z. B. von den Zehen über den Fußrücken zu den Oberschenkeln. Typisches Symptom sind weiterhin die Kastenzehen. Bei Druck auf die Zehen nehmen diese eine rechteckige Form an.

Weiteres Symptom eines primären Lymphödems ist das so genannte Stemmerzeichen. Dies bezeichnet die Tatsache, dass sich die Haut über dem betroffenen Körperteil nicht faltig abheben lässt.

In schweren Fällen kann es gerade an den Beinen zur sogenannten Elephantiasis kommen, einer extremen Anschwellung der Beine aufgrund des gestörten Lymphabflusses. Sind die Füße betroffen, zeigen sich hier oft einschneidende Querfalten. Die Infektionsgefahr ist erhöht.

Sekundäre Lymphödeme betreffen öfter die oberen Extremitäten und verlaufen absteigend von der Achsel zur Hand oder – falls das Bein betroffen ist – von der Leiste zum Fuß.

Der Verlauf deines Lymphödems hängt von der Ursache und der Behandlung ab. Ein erworbenes, also sekundäres Lymphödem kann völlig ausheilen, wenn die Grunderkrankung rechtzeitig und erfolgreich behandelt wird. Ein primäres Lymphödem allerdings ist schwieriger zu behandeln und eine vollständige Heilung ist eher selten.

Diagnose

Treten bei der körperlichen Untersuchung die typischen Symptome zutage: große und erhabene Hautschwellungen (Ödeme); tieffaltige und verfärbte Hautpartien; Kastenzehen; Stemmerzeichen – sind dies für einen Arzt meist eindeutige Anzeichen für ein fortgeschrittenes Lymphödem.

Hinter einem Lymphödem kann sich eine Vielzahl verschiedener Ursachen bzw. Grunderkrankungen verbergen. Wichtig bei der erfolgreichen Behandlung ist der Fakt, wie weit das Lymphödem bereits fortgeschritten ist. Dazu ist es wichtig, dass sie dem Arzt Auskunft über etwaige Vorerkrankungen, Verletzungen oder operative Eingriffe geben.

Zur genaueren Diagnose kann eine Analyse verschiedener Blutwerte (Proteingehalt) sowie der Einsatz von Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen helfen.

Komplikationen

Ein Lymphödem kann verschiedene Komplikationen hervorrufen. Eine typische Folgeerkrankung ist die Wundrose. Dabei kommt es zu Magen-Darm-Beschwerden, Schwellungen und brennenden Schmerzen. Ernste Komplikationen der Wundrose sind Entzündungen und die Entstehung von Narben. Außerdem kann es zu hohem Fieber und Bewusstseinsstörungen kommen. Nimmt das Lymphödem an Größe zu, können sich Lymphzysten bilden. Diese können sich öffnen und zu einer sogenannten Lymphorrhoe führen.

Manchmal ruft das schmerzhafte Ödem auch eine Fistel hervor, durch die Flüssigkeit in andere Gewebeschichten gelangt. In der Folge können Entzündungen und weitere Ödeme auftreten. Der starke Gewebedruck begünstigt die Entstehung von gutartigen Hauttumoren. Diese Wucherungen treten vor allem an den Zehen auf und rufen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Durchblutungsstörungen hervor.

In seltenen Fällen können sie sich zu bösartigen Tumoren entwickeln. Zuletzt kann ein Lymphödem die Entstehung von Pilzerkrankungen begünstigen. Dadurch kann es zu Hauteinrissen, Entzündungen und Wundrosen kommen. Bei der Behandlung eines Lymphödems treten, abgesehen von Nebenwirkungen durch die eingesetzten Medikamente, keine größeren Komplikationen auf. Bei unsachgemäßer Behandlung können allerdings Narben zurückbleiben.

Behandlung und Therapie

Die erfolgreiche Therapie ist stark abhängig vom Entwicklungsstadium des Lymphödems. Im Anfangsstadium lässt sich das Ödem gut behandeln und vollständig zurückbilden.

Bei chronischen Lymphödemen im Endstadium (meist durch stark vergrößerte Körperteile gekennzeichnet), lassen sich durch intensive Maßnahmen zwar Therapieerfolge verzeichnen, allerdings ist eine vollständige Ausschwemmung bzw. Rückbildung der Schwellungen nicht mehr möglich.

Oberstes Ziel der Behandlung bei einem Lymphödem ist es, die Lymphgänge wieder durchflussfähig zu machen. In einem frühen Stadium können die Extremitäten hochgelagert werden. Der Patient sollte auf einschnürende Kleidung verzichten.

Zeigen Körperregionen zusätzlich zur Schwellung Entzündungszeichen wie: Rötungen oder stark erwärmte Hautstellen, dann sollten diese kontinuierlich mit antibiotischen Medikamenten behandelt werden.

Die Behandlung eines sekundären Lymphödems bedarf selbstverständlich auch der Behandlung der Grunderkrankung.

Bei schwereren Lymphödemen ist eine Lymphdrainage angezeigt, bei der Abfluss der Lymphe verbessert werden soll. Auch eine Kompressionstherapie mittels Kompressionsstrümpfen oder Kompressionsbandagen ist häufig sinnvoll.


Vorbeugung

Für das primäre, angeborene Lymphödem gibt es leider keine vorbeugenden Maßnahmen.

Für das sekundäre Lymphödem gilt allerdings, dass vor allem Übergewicht ein sehr wichtiger Risikofaktor ist. Ein Patient, der unter einem sekundären Lymphödem leidet, sollte daher sein Körpergewicht unter Kontrolle halten und dafür sorgen, dass der BMI nicht über 25 liegt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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