Hyperämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von einer Hyperämie spricht der Mediziner dann, wenn sich an einer Körperstelle unnatürlich viel Blut sammelt. Hier entsteht eine gerötete Schwellung. In erster Linie sind vor allem bestimmte Organe oder auch Gewebepartien von dem Überangebot der Durchblutung betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hyperämie?

Die Hyperämie ist das Gegenteil der Ischämie. Während bei einer Ischämie oder auch bei Morbus Raynaud ein Unterangebot von Blut besteht, ist die Hyperämie durch das Überangebot gekennzeichnet.

In diesem Zusammenhang treten oft Schwellungen durch eine Reizung, nach einer Entzündung eines Blutgefäßes oder auch nach einem Insektenstich auf. Es besteht auch eine Möglichkeit der künstlichen Hyperämie, die eine Behandlungsbasis darstellt.

Ursachen

Die Hauptursachen einer Hyperämie sind entweder eine Reizung oder eine Entzündung. Auch im Rahmen einer Infektion ist eine Hyperämie, auf Grund des großen Blutandrangs an der betroffenen Stelle, möglich. Liegt die Ursache der Hyperämie im Körper selbst, spricht der Mediziner von der endogenen Hyperämie. Weitere Ursachen sind unter anderem Probleme im Blutkreislauf oder auch Anomalien. Es gibt aber auch exogene sowie äußere Umstände, welche eine Hyperämie auslösen.

Eine gefäßerweiternde sowie durchblutungsfördernde Salbe kann mitunter ebenfalls ein Überangebot von Blut begünstigen. Auch sogenannte PDE-5-Hemmer, wie beispielsweise Viagra, wirken begünstigend für eine Hyperämie. Ebenfalls können Salben, die gegen Insektenstiche helfen sowie auch Chilischoten einen derartigen Zustand auslösen. Selbst Salben, die zur Behandlung eines Hexenschusses verwendet werden, sind mitunter ein Auslöser für eine auftretende Hyperämie. Es gibt auch die reaktive Hyperämie. Die reaktive Hyperämie entsteht dann, wenn im Zuge des Blutdruckmessens der Blutfluss mit Hilfe der Manschette gestaut wird. Selbst nach Kälteeinwirkungen ist eine reaktive Hyperämie möglich.

Auch die Krankheit Morbus Raynaud kann mitunter eine Hyperämie auslösen. Hier entleeren sich beispielsweise die Zehen oder auch die Finger von Blut. Das Phänomen der blutleeren wirkenden Finger sowie Zehen ist eine der Hauptanzeichen für Morbus Raynaud und gleichzeitig eine Ursache für eine Hyperämie. Sodann treten schmerzhafte Blutschübe in den Gliedmaßen auf, welche eine weitere Ursache bzw. sogar ein Symptom von einer Hyperämie darstellen.

Wann zum Arzt?

Taucht eine Hyperämie ohne sichtbaren Grund auf und geht nach einigen Stunden nicht zurück, ist eine ärztliche Diagnostik sinnvoll. Ein Blutandrang verläuft zwar meist beschwerdefrei, es kann allerdings auch zu schweren Komplikationen kommen. Bleibt die Hyperämie unbehandelt, tritt im Extremfall ein Herzinfarkt auf. Es empfiehlt sich deshalb, mit Rötungen zum Arzt zu gehen – vor allem, wenn keine eindeutige Ursache ersichtlich ist. Sollte nach dem Sport oder in Folge eines Insektenstichs ein Blutandrang bemerkt werden, gilt: die Hautveränderung im Blick behalten und einen Mediziner zurate ziehen, wenn sie sich nach spätestens 48 Stunden nicht zurückgebildet hat.

Patienten mit Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Thrombosen, Leberzirrhose oder einer anderen Erkrankung sollten mit einer Hyperämie sofort zum Arzt gehen. Bei einer frühzeitigen Abklärung und Behandlung sind weitere Komplikationen unwahrscheinlich. Im schlimmsten Fall wird der Arzt eine der genannten Erkrankungen als Ursache für die Hyperämie ausmachen. Anschließend können weitere Therapiemaßnahmen eingeleitet und ein schwerer Verlauf der Erkrankung vermieden werden.

Symptome und Verlauf

Das einzige Symptom einer Hyperämie ist das Überangebot von Blut im Gewebe oder in den Organen. Hier spricht der Mediziner auch von einer Mehrdurchblutung. Entsteht ein Überangebot der Blutversorgung ohne sichtbaren Grund (das bedeutet, dass weder ein durchblutungsförderndes Medikament, noch ein Insektenstich oder auch eine Therapie sowie Grunderkrankung vorliegt), ist wohl eine Entzündung der Auslöser der Hyperämie.

Bei derartigen Symptomen ist es wichtig, dass der Mediziner das Überangebot der Durchblutung behandelt und auch die Ursache - mittels einer Diagnose - feststellt. Je nach Entstehung der Hyperämie, beginnt der Arzt mit der Behandlung. Die Diagnose der Hyperämie sowie der Verlauf und die Behandlung erhalten eine unterschiedliche Bewertung. Eine künstliche Hyperämie hat oftmals einen therapeutischen Nutzen und wird nicht behandelt; im Gegenteil - die künstliche Hyperämie ist sogar die Behandlung. Diese wendet der Mediziner oft bei einer Hydro- sowie Elektro- oder auch Reizstromtherapie an. Selbst bei Muskelzerrungen wird oftmals eine künstliche Hyperämie erzeugt.

Diagnose

Der Mediziner stellt die Diagnose einer Hyperämie auf Grund der Anamnese. Bei therapeutischen Maßnahmen zur Erzeugung einer Hyperämie, bleibt die Diagnose aus, da die Hyperämie zur Behandlung gehört. Oftmals sind Insektenstiche oder auch Entzündungen eine Ursache, weshalb eine spontane Hyperämie - ohne therapeutischen Hintergrund - auftritt. Der Arzt untersucht die gerötete Schwellung und stellt die Hyperämie fest. Im Regelfall verschwindet die Hyperämie oftmals wieder von selbst und kann unbehandelt bleiben.

Komplikationen

In der Regel leiden die Betroffenen bei einer Hyperämie an einer deutlich erhöhten Ansammlung von Blut an einer bestimmten Körperstelle. Dabei sind die Komplikationen und der weitere Verlauf dieser Beschwerde stark von der Ursache abhängig, sodass nicht in jedem Falle eine Behandlung durchgeführt ist. Oft tritt die Hyperämie nach einem Insektenstich auf. Hierbei kommt es allerdings nicht zu besonderen Komplikationen oder zu anderen Beschwerden und die Ansammlung von Blut verschwindet meist wieder nach einer kurzen Zeit.

Auch Potenzmittel können zu einer Hyperämie führen, wobei die Wirkung ebenfalls nach einem kurzen Zeitraum wieder verschwindet. Sollte die Hyperämie über einen längeren Zeitraum auftreten, so kann es eventuell zu Beschädigungen an den Organen oder am Gewebe kommen. Hier ist eine ärztliche Untersuchung auf jeden Fall notwendig. Auch ein Bluthochdruck kann durch die Hyperämie auftreten und sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Bei der Behandlung der Erkrankung kommt es in der Regel nicht zu besonderen Komplikationen. Allerdings hängt diese stark von der zugrundeliegenden Krankheit ab, sodass darüber keine allgemeine Aussage getroffen werden kann.

Behandlung und Therapie

Durch die Tatsache, dass die Hyperämie relativ schnell wieder verschwindet, ist in vielen Fällen keine Behandlung erforderlich. Nach einem intensiven Krafttraining, einer Überanstrengung oder auch einen Saunagang ist immer wieder eine Hyperämie möglich. Diese Hyperämie hat jedoch keinen Krankheitswert und verschwindet in der Regel relativ schnell wieder von selbst.

Wird die Hyperämie durch einen Insektenstich ausgelöst, empfiehlt der Mediziner die Kühlung der betroffenen Stelle. Bei einer Entzündung ist eine Salbe aufzutragen. Selbst bei einer von Viagra ausgelösten Hyperämie, ist eine Behandlung nicht erforderlich. Behandlungsbedürftig ist nur die Hyperämie, welche auf Grund einer Entzündung entstanden ist. Die Therapie richtet sich nach dem Grad der Entzündung. Hier unterscheidet der behandelnde Arzt zwischen einer in der Tiefe stattfindenden oder einer oberflächigen Entzündung.

Bei einer oberflächigen Entzündung wird die Stelle gekühlt. Ebenfalls verordnet der Mediziner eine entzündungshemmende Salbe. Bei der, in der Tiefe liegenden Entzündung, verordnet der Mediziner oft Medikamente. Leidet der Patient unter einer passiven Hyperämie (das sind etwa Thrombosen oder Blutstauungen, die bei einer Leberzirrhose oder einer Herzinsuffizienz auftreten können), behandelt der Mediziner die Hyperämie als Begleiterscheinung. Wichtig ist jedoch, dass die Ursache der Hyperämie behandelt wird.


Vorbeugung

Eine direkte Vorbeugung zur Verhinderung einer Hyperämie gibt es im Endeffekt nicht. Ein starkes Immunsystem, eine gesunde Ernährung sowie auch Sport und Bewegung sind - wie bei fast jeder Krankheit - die beste Vorbeugung.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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