Hyalomma-Zecke - Wie gefährlich ist die tropische Zeckenart

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Januar 2019
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hyalomma-Zecke zählt zu den Schildzecken. Die tropische Zeckenart ist normalerweise in Südeuropa, Afrika oder Asien beheimatet, kommt mittlerweile aber auch vereinzelt in Mitteleuropa und Deutschland vor. Sie überträgt Infektionen wie das Fleckfieber und das Krim-Kongo-Fieber. Der Mensch gehört zu ihren potentiellen Wirten.

Inhaltsverzeichnis

Hyalomma-Zecke: Beschreibung

Die Hyalomma-Zecke gehört zur Gattung der Schildzecken.

Die Hyalomma-Zecke setzt sich aus verschiedenen Unterarten zusammen. Zu den wichtigsten zählen Hyalomma marginatum sowie Hyalomma rufipes. Die Spinnentiere gehören zur Familie der Schildzecken (Ixodidae). Ihre Beine weisen eine hellere Färbung auf als ihr Schild und sind oft geringelt. Neben den erwachsenen Hyalomma-Zecken gibt es auch kleinere Larven und Nymphen. Die Parasiten zählen zu den Überträgern von Krankheiten.

Zecke geht auf Jagd

Die Hyalomma-Zecken haben im Unterschied zu den heimischen Zecken wie Auwaldzecke oder der Gemeine Holzbock die Eigenschaft, selbstständig auf die Jagd zu gehen. In kleinen Erdlöchern harren sie aus und lauern auf Beute. Kommt es im Erdboden zu Erschütterungen, laufen sie in schnellem Tempo auf ihre Opfer zu, um deren Blut zu saugen. Dabei können sie bis zu einhundert Meter zurücklegen. Als Wirte bevorzugen die Spinnentiere vor allem Pferde, Schafe, Ziegen und Rinder. Der Mensch zählt ebenfalls zu ihren potentiellen Opfern. Von Larven und Nymphen werden in erster Linie Vögel und kleinere Säugetiere befallen.

Vorkommen

Normalerweise sind die Hyalomma-Zecken in den Trocken- und Halbtrockengebieten von Südeuropa, Asien und Afrika ansässig. In Mittel- und Nordeuropa kamen sie bislang nicht vor.

Von heimischen Zeckenarten wie dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) sind sie leicht zu unterscheiden. So erreichen sie eine Länge von maximal zwei Zentimetern.

Dabei ist die Hyalomma-Zecke fünf Mal so groß wie der Gemeine Holzbock. Außerdem sind ihre Beine, mit denen sie schnell laufen kann, auffällig gestreift. Nicht selten werden die Hyalomma-Zecken mit Spinnen verwechselt.

Seit 2015 wurden die Hyalomma-Zecken auch vereinzelt in Deutschland entdeckt. Dabei kamen die meisten Exemplare an Pferden vor. Deren Besitzer bemerkten die Spinnentiere beim Striegeln. Die Experten stehen seitdem vor der Frage, ob die Hyalomma-Zecken eingeschleppt wurden oder bereits in Deutschland ansässig sind.

Wie kommen die Zecken nach Deutschland?

Nach Deutschland werden die Hyalomma-Zecken zumeist durch Zugvögel gebracht, an denen sie sich festsaugen. Beim zweiten Häuten fällt die Zecke vom Vogel ab. Da es normalerweise in Deutschland nicht warm genug für die Parasiten ist, sterben sie schnell. Die heißen Sommer der letzten Jahre wirkten sich jedoch positiv auf die tropischen Parasiten aus, sodass sie sich leichter in Mitteleuropa etablieren könnten. Daher wird eine Zunahme der Hyalomma-Zecke befürchtet.

Gelingt es den Hyalomma-Zecken zu überleben, können sie sich neue Opfer suchen. Manchmal werden die Zecken aber auch durch Reisende nach Deutschland eingeschleppt, die Urlaub in Spanien oder der Türkei machen. Aufgrund der Klimaerwärmung befürchten einige Experten, dass sich die Hyalomma-Zecke in Deutschland und Mitteleuropa dauerhaft ansiedelt, weil sie sich bei hohen Temperaturen, verbunden mit einer geringen Luftfeuchtigkeit, überaus wohlfühlt.

Ob sich die Hyalomma-Zecke wirklich in Deutschland etablieren kann, ist allerdings noch ungewiss. So gehen die meisten Experten davon aus, dass der Parasit mit Eintritt der kühlen Temperaturen abstirbt. Um festzustellen, ob es der Hyalomma-Zecke gelingt, sich tatsächlich in Deutschland zu etablieren, sind noch einige Jahre Forschungsarbeit nötig.

Welche Krankheiten überträgt die Zecke?

Ebenso wie andere Zeckenarten können auch die Hyalomma-Zecken gefährliche Infektionserkrankungen transportieren und durch einen Biss übertragen. Dazu gehören in erster Linie das Krim-Kongo-Fieber, das Fleckfieber sowie das Arabisch Hämorrhagische Fieber.

Krim-Kongo-Fieber

Das Krim-Kongo-Fieber (CCHFV) wird eigentlich vom Krim-Kongo-Virus verursacht. Die Übertragung des Virus erfolgt durch den Speichel der Zecken oder den Kontakt mit Fleisch oder Blut von befallenen Tieren. Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit vergehen in der Regel 1 bis 13 Tage. Dann setzten abrupt die Symptome ein. Die Betroffenen leiden u. a. unter Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Im weiteren Verlauf setzen größere Blutungen an den Gliedmaßen ein. Im schlimmsten Fall ist sogar eine tödliche Verlaufsform des Krim-Kongo-Fiebers durch innere Blutungen möglich. So gab es in der Türkei und Spanien schon einige Todesfälle.

Fleckfieber

Das Fleckfieber entsteht wiederum durch Rickettsien-Bakterien, deren Übertragung teilweise durch Hyalomma-Zecken stattfindet. Nach einer Inkubationszeit von 10 bis 14 Tagen zeigen sich hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen sowie Trübungen des Bewusstseins. Darüber hinaus treten auf der Haut rote Flecken auf.

Arabisch Hämorrhagisches Fieber

Eine weitere Erkrankung, die von den Hyalomma-Zecken übertragen werden kann, ist das Arabisch Hämorrhagische Fieber, das vom Alkhurma-Virus verursacht wird. Aber auch durch einheimische Zeckenarten ist eine Übertragung von Krankheiten möglich. Dazu gehört in erster Linie die Borreliose, deren Verursacher Bakterien sind, bei denen eine Verwandtschaft zum Syphilis-Erreger besteht. Über die Zecke in der Haut dringen die Keime in den Körper des Menschen vor und schädigen Gelenke, Nervensystem oder Herz.

Behandlung - Was tun nach einem Hyalomma-Zeckenstich?

Unmittelbar nach einem Zeckenstich ist es noch möglich, den Ausbruch des Krim-Kongo-Fiebers zu verhindern, wenn eine medikamentöse Behandlung erfolgt. Aus diesem Grund sollte der Patient so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Brechen die Blutungen aus, sinken die Überlebenschancen dramatisch. Eine Impfung gegen das Krim-Kongo-Fieber, das bislang nur in Südeuropa, Afrika und Asien auftrat, gibt es nicht. Bei jedem zweiten Patienten nimmt das Fieber einen tödlichen Verlauf. Um die Krankheit zu behandeln, erfolgt meist die Gabe des Virostatikums Riboflavin.

Gegen Infektionen mit Rickettsien wie beim Fleckfieber besteht die Standardtherapie aus einer Gabe mit dem Antibiotikum Doxycyclin, das zur Arzneimittelgruppe der Tetrazykline gehört. Um den Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen, sollte die antibiotische Behandlung möglichst früh beginnen. In der Regel kommt es dann zu einer folgenlosen Abheilung des Fleckfiebers. Ohne eine Behandlung kann die Erkrankung, die vor allem in subtropischen und tropischen Regionen verbreitet ist, unter Umständen sogar einen tödlichen Verlauf nehmen.

Des Weiteren sind Impfungen gegen das Fleckfieber möglich, deren Wirkung allerdings begrenzt ist.


Prävention ist der beste Schutz

Damit es gar nicht erst zu einem Zeckenstich kommt, sollten einige vorbeugende Maßnahmen beachtet werden. Als bester Schutz vor einem Zeckenstich gilt generell das Tragen von langer Kleidung, die die Haut vollständig bedeckt. Um einen kompletten Schutz zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die Hosenbeine in die Socken zu stecken.

Ein weiteres bewährtes Präventionsmittel ist der Einsatz von Repellentien. Ein Repellent ist ein Wirkstoff, der von der Zecke über deren Geruchssinn wahrgenommen wird und sie abschreckt, ohne sie jedoch zu töten. Das Mittel wird auf die Haut aufgetragen und bietet für einige Stunden Schutz. Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch dazu, dass die Zecke zubeißt, muss sie so schnell wie möglich entfernt werden.

Quellen

  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 31. Januar 2019

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