Hirsutismus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Hirsutismus wird von modernen Medizinern eine Form des Haarwuchses bezeichnet, welche von der Norm abweicht. Von einem Hirsutismus sind grundsätzlich nur Frauen betroffen. Im Rahmen der Erkrankung wird ein deutlicher Bartwuchs sichtbar. Darüber hinaus tritt sowohl im Bereich des Bauches als auch im Bereich der Brüste ein rasanter Haarwuchs in Erscheinung. Ein Hirsutismus kann unterschiedliche Ursachen haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hirsutismus?

Bereits seit der Steinzeit genießen die Haare des menschlichen Körpers ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit. Eine besonders starke Körperbehaarung wird immer wieder als ein Zeichen der uneingeschränkten Manneskraft angesehen.

Für das weibliche Geschlecht stellt die Körperbehaarung jedoch nicht selten ein unüberwindbares Hindernis dar. Besonders deutlich wird der Leidensdruck immer dann, wenn die betroffenen Personen unter einem Hirsutismus leiden. Wie bereits erwähnt wurde, leiden grundsätzlich nur Frauen unter einem Hirsutismus. Die betroffenen Personen sind in der Regel genetisch vorbelastet.

Ursachen

Der weibliche Körper produziert unter bestimmten Umständen (z.B. Überfunktion der Nebennierenrinde, frühzeitige Pubertät, Morbus Cushing, Polyzystisches Ovarialsyndrom) eine besonders große Menge an männlichen Sexualhormonen. Die männlichen Sexualhormone zeichnen sich maßgeblich für die Intensität des Haarwuchses verantwortlich.

Neben einer genetischen Vorbelastung wurden von den Medizinern weitere Ursachen ermittelt. Gemäß den Aussagen der Mediziner kann bereits eine kurzzeitige Einnahme von anabolen Steroiden zu einem Hirsutismus führen. Anabole Steroide werden vor allem im Bereich des Dopings immer wieder eingesetzt. Medikamente können einen Hirsutismus ebenfalls begünstigen.

Nur sehr selten führen Tumore im Bereich der Nebenniere zu einem Hirsutismus. Da ein Hirsutismus oftmals mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen einhergeht, sollte so schnell wie möglich gehandelt werden.

Wann zum Arzt?

Hirsutismus ist in vielen Fällen nicht krankheitsbedingt, ein plötzliches Auftreten sollte aber von einem Arzt abgeklärt werden. Vor allem dann, wenn die Pubertät bereits abgeschlossen ist und Veränderungen in der Menstruation festzustellen sind. Eine Abklärung beim Mediziner ist auch dann vonnöten, wenn zusätzlich zur Körperbehaarung eine Vergrößerung der Klitoris bzw. eine Veränderung der Stimmlage auftritt.

Diabetes bzw. hohe Cholesterinwerte können ebenfalls einen plötzlichen Haarwuchs auslösen, was der Arzt mit Hilfe einer Blutuntersuchung feststellen kann. Mit Hilfe eines Bluttests können darüber hinaus verschiedenste Hormonwerte, wie zum Beispiel Prolaktin, Testosteron oder DHEAS, gemessen werden, die Aufschluss über eine mögliche Ursache für den Hirsutismus geben können.

Um einen möglichen Tumor der Nebenniere oder der Eierstöcke abzuklären, kann außerdem eine Ultraschalluntersuchung bzw. eine Computertomografie durchgeführt werden. Ein Hirsutismus, der genetisch bedingt ist, ist grundsätzlich kein medizinisches Problem, allerdings empfinden sehr viele Frauen die verstärkte Körperbehaarung als psychische Belastung. Sollte der Leidensdruck sehr hoch sein, so empfiehlt es sich, eine Behandlung durchzuführen.

Symptome

Sofern es zu einem Hirsutismus kommt, wird lediglich ein körperliches Symptom sichtbar. So kommt es sowohl im Bereich des Gesichts als auch im Bereich der Geschlechtsmerkmale zu einem übermäßigen Haarwuchs. Weitere körperliche Symptome treten nicht in Erscheinung. Dennoch sollten vor allem die psychischen Symptome nicht vernachlässigt werden. Da in erster Linie der Haarwuchs im Bereich des Gesichts vom Umfeld der betroffenen Personen wahrgenommen wird, kommt es vereinzelt zu Depressionen. Die moderne Medizin hat sich jedoch bereits seit mehreren Jahren dem Hirsutismus angenommen.

Diagnose und Verlauf

Ein Hirsutismus kann mittlerweile zielgerichtet behandelt werden. Die Auswahl eines geeigneten Therapieverfahrens steht jedoch in einer starken Abhängigkeit zum Verlauf der Krankheit. Dieser wird vom behandelnden Arzt im Rahmen eines intensiven Gesprächs ermittelt. Das Gespräch wird auch zur Ermittlung der möglichen Ursachen genutzt. Sofern der behandelnde Arzt einen Verdacht auf Hirsutismus hat, wird ein Blutbild angefertigt.

Basierend auf einer labortechnischen Untersuchung kann die Konzentration an männlichen Hormonen im Blut bestimmt werden. Schwerwiegende Grunderkrankungen werden am besten mittels eines bildgebenden Verfahrens ermittelt. Hierzu gehören unter anderem Tumore im Bereich der Nebenniere. Aus diesem Grund wird nicht selten eine Computertomografie durchgeführt. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen kann ein Hirsutismus zuverlässig behandelt werden.

Komplikationen

Hinter dem Hirsutismus können einige Grunderkrankungen stecken, die Komplikationen mit sich ziehen können. Zum Beispiel kann ein Polyzystisches Ovarsyndrom (PCO) den Hirsutismus verursachen. Mögliche Folgen sind eine Unfruchtbarkeit der Frau, sowie Störungen des Menstruationszyklus. Daneben ist auch das Risiko erhöht, an einem Diabetes Typ II, Gerinnungsstörungen oder Herzkreislauferkrankungen zu erleiden. Hinzu kommen noch psychische und soziale Probleme, die in Depressionen enden können. Ähnliche Komplikationen kann auch das Adrenogenitale Syndrom (AGS) verursachen. Hinzu kommt häufig auch ein starker Salzverlust über den Harn.

Auch einige Medikamente können als unerwünschte Wirkung einen Hirsutismus auslösen, der sich aber nach Absetzen des Medikaments wieder ausheilt. Des Weiteren verursacht ein Morbus Cushing ebenfalls einen verstärkten Haarwuchs. Diese Erkrankung hat weitreichende Komplikationen. Zum einen verursacht es einen diabetesartigen Zustand. Außerdem hat der Betroffene einen Bluthochdruck und eine Stammfettsucht. Unbehandelt kann diese Erkrankung über Jahre hinweg bis zum Tod führen. Zudem löst sie starke psychische Probleme aus, die im schlimmsten Falle zu Suizidgedanken führt.

Behandlung und Therapie

Welches Therapieverfahren zur Behandlung von einem Hirsutismus zum Einsatz kommt, steht in einer starken Abhängigkeit zu den verantwortlichen Ursachen. So wird beispielsweise ein operativer Eingriff immer dann in Erwägung gezogen, wenn sich ein Tumor für eine erhöhte Produktion von männlichen Hormonen verantwortlich zeichnet. Alternativ kann auch eine Chemotherapie in Betracht gezogen werden. Sofern Medikamente für eine erhöhte Produktion von männlichen Hormonen verantwortlich sind, muss die verabreichte Menge reduziert werden.

Oftmals werden die bisherigen Präparate durch alternative Präparate ersetzt. Sollte ein Hirsutismus einen besonders schweren Verlauf annehmen, müssen hormonelle Präparate verabreicht werden. Die eingesetzten Präparate verfügen über besondere Wirkstoffe. Die Präparate wirken sich hemmend auf die Produktion von männlichen Sexualhormonen aus. In der Regel werden die Wirkstoffe in Form von Tabletten verabreicht.

Alternativ kann auch eine Therapie mittels Spritzen durchgeführt werden. Die bereits erwähnten Therapieverfahren führen in der Regel erst nach einer längeren Anwendung zu einem ersten Erfolg.

Kurzfristig kann bereits eine einfache Rasur der betroffenen Körperstellen zu einer Linderung der vorliegenden Symptome beitragen. Alternativ können die betroffenen Körperstellen auch einer Epilation unterzogen werden. Einer wachsenden Beliebtheit erfreut sich die elektrische Epilation.

Im Rahmen einer elektrischen Epilation werden die Wurzeln der Haare verödet. Basierend auf dieser Tatsache können die Haare an den behandelten Stellen nicht mehr nachwachsen. Damit ein Hirsutismus nicht in Erscheinung tritt, werden von den Medizinern immer wieder Empfehlungen in Bezug auf eine wirksame Vorbeugung ausgesprochen.


Aussicht und Prognose

Der weitere Verlauf von Hirsutismus kann im Allgemeinen nur schwer vorausgesagt werden, da dieser in der Regel von der Ursache der Krankheit abhängt. In den meisten Fällen kommt es allerdings nicht zu einer spontanen Heilung und damit zu einer dauerhaften Beschwerde beim Patienten. Vor allem bei Frauen kann die starke Behaarung zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen führen und damit die Lebensqualität deutlich einschränken und verringern. Meistens wird der Haarwuchs durch eine Rasur nur noch weiter verstärkt.

Die Behandlung des Hirsutismus ist mit Hilfe von Hormonen und verschiedenen Medikamenten möglich, sodass der Haarwuchs eingeschränkt werden kann. Diese Medikamente führen in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Ob es durch die Einnahme von Hormonen zu Komplikationen und anderen Nebenwirkungen kommt, kann nicht vorausgesagt werden. In einigen Fällen kann auch ein operativer Eingriff durchgeführt werden, um zum Beispiel Geschwülste zu entfernen. Dabei kann der Hirsutismus dauerhaft eingeschränkt werden, sodass es zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit nicht eingeschränkt.

Vorbeugung

Am wirksamsten wird ein Hirsutismus verhindert, indem auf eine Einnahme von anabolen Steroiden verzichtet wird. Darüber hinaus sollten die Packungsbeilagen von Medikamenten im Vorfeld einer ersten Einnahme sorgfältig gelesen werden. Ein Hirsutismus kann auch dann verhindert werden, wenn Grunderkrankungen einer möglichst schnellen Behandlung unterzogen werden.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
  • Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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