Gesäß
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Gesäß wird der anatomische Bereich oberhalb der Glutealmuskeln verstanden. Es bildet das Ende des menschlichen Rumpfes. Das Gesäß besteht aus den Gesäßmuskeln, insbesondere dem Musculus gluteus maximus, gluteus medius und gluteus minimus, sowie aus Fettgewebe und Haut. Diese Muskeln sind entscheidend für die Stabilität und Bewegung des Beckens und spielen eine wichtige Rolle beim Gehen, Laufen und Sitzen. Das Gesäß dient auch als Polster, das das Sitzen komfortabler macht, und schützt die darunterliegenden Knochen und Nerven.
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Definition
In der Anatomie trägt das Gesäß auch die Bezeichnung Regio glutealis. Gemeint ist damit der Körperbereich über den Glutealmuskeln (Gesäßmuskeln). Angeschlossen an die Gesäßregion ist die hintere Region des Oberschenkels (Regio femoris posterior). Den Gesäßbereich gibt es nur bei Menschen und Primaten.
Die meisten menschlichen Kulturen sehen das Gesäß als unreines Körperteil an. So befindet es sich in der Nähe des Afters. Da das Gesäß eine sehr intime Körperstelle darstellt und Schamgefühl hervorruft, wird es in der Regel bedeckt.
Anatomie
Wichtigste Muskeln der Gesäßregion sind der Musculus gluteus medius, der Musculus gluteus maximus und der Musculus gluteus minimus. Der Musculus gluteus maximus bildet den zweitstärksten Körpermuskel. Durch ihn kommt es zu einer Verbindung zwischen dem Kreuzbein (Os sacrum) und der Darmbeinschaufel (Os ilium).
Das Ausmaß des Fettpolsters fällt unterschiedlich aus und hängt von dem gebildeten Fettdepot an der Gesäßregion ab. Es lassen sich jedoch verschiedene Knochenstellen ertasten. Diese sind besonders nach einem längeren Aufenthalt auf einer harten Sitzunterlage zu spüren.
Es gibt mehrere wichtige Knochenpunkte. Dies sind die Crista iliaca, die Spina iliaca anterior superior sowie die Spina iliaca posterior superior. Ein Merkmal der Gesäßhaut stellen die zahlreichen Nerven dar, die sie durchziehen. Dazu gehören u. a. die Nervi clunium, die für eine verstärkte Sensibilität sorgen. Der Verlauf der Nerven reicht durch die Mittelregion des Gesäßes und führt in die tieferen Gesäßbereiche.
Funktion
Das Gesäß ist für die Bewegungen des Menschen sehr wichtig. Durch den Musculus gluteus maximus, der auch als Strecker bekannt ist, findet die Hüfte Unterstützung beim Laufen und Stehen. Außerdem verhindert er das Wegkippen des Beckens.
Für ein großes Maß an Stabilität sorgen der Musculus gluteus minimus und der Musculus gluteus medius. So unterbinden sie ein Absinken des Beckens zur Seite, wenn sich der Mensch ungerade bewegt. Unverzichtbar ist das Gesäß aber auch zum Sitzen. Eine bequeme Sitzposition wird durch die umfangreichen Fettpolster ermöglicht.
Das Fettpolster des Gesäßes bildet das zweitgrößte Fettdepot im gesamten Körper. Über wie viel Fett das menschliche Gesäß verfügt, richtet sich nach seinem Fettgehalt und seiner Inanspruchnahme. Bei Frauen ist in der Regel eine größere subkutane Fettmenge am Gesäß vorhanden als bei Männern.
Erkrankungen
- Kreuz-Darmbein-Gelenkentzündung
- Beckenschiefstand
Auch das Gesäß kann von verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden betroffen sein. Besonders ältere Menschen leiden häufig unter Schmerzen in der Gesäßregion. Verantwortlich dafür ist zumeist eine Kreuz-Darmbein-Gelenkentzündung. Bemerkbar machen sich die Beschwerden durch stechende Schmerzen beim Anheben der Beine oder von schweren Gegenständen.
Dazu gehört in erster Linie der Beckenschiefstand, der erhebliche Rückenschmerzen hervorruft. Als mögliche Ursachen kommen Muskelverspannungen, eine Skoliose oder Knochenschwund (Osteoporose) infrage.
Gesäßschmerzen entstehen in der Regel durch ungünstige Sitzpositionen oder Haltungen, die zu Verspannungen führen.
Gesäßschmerzen: Ein häufiges Leiden
Gesäßschmerzen sind ein häufiges Symptom, das durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden kann, wie muskuläre Verspannungen, Nervenreizungen oder entzündliche Prozesse. Zu den häufigsten Ursachen zählen Muskelzerrungen, das Piriformis-Syndrom, bei dem der Ischiasnerv durch einen Muskel im Gesäßbereich gereizt wird, und Ischias, bei dem Schmerzen vom unteren Rücken bis ins Gesäß und Bein ausstrahlen. Auch Schleimbeutelentzündungen (Bursitis) und Arthrose im Hüftgelenk können Schmerzen im Gesäß verursachen.
Ursachen
Gesäßschmerzen können viele Ursachen haben, die von einfachen muskulären Problemen bis hin zu schwerwiegenderen Erkrankungen reichen. Häufige Ursachen sind Muskelverspannungen oder -zerrungen, oft durch Überbeanspruchung oder Fehlhaltungen. Auch Nervenreizungen, wie beim Piriformis-Syndrom, bei dem der Ischiasnerv durch den Piriformis-Muskel eingeklemmt wird, können Schmerzen verursachen.
Ischias-Schmerzen, die aus einer Kompression des Ischiasnervs resultieren, strahlen oft vom unteren Rücken bis ins Gesäß und die Beine aus. Bursitis (Entzündung der Schleimbeutel) und Arthritis im Hüftgelenk können ebenfalls zu Schmerzen im Gesäß führen. Weniger häufig, aber dennoch möglich, sind Verletzungen wie Frakturen des Beckens oder Tumore, die auf die Nerven oder Muskeln im Gesäß drücken.
Symptome
Die Symptome von Gesäßschmerzen variieren je nach Ursache. Bei muskulären Problemen sind die Schmerzen oft lokalisiert und treten bei Bewegung auf, insbesondere beim Gehen oder Sitzen. Ischias-Schmerzen sind meist stechend oder brennend und können in das Bein ausstrahlen. Beim Piriformis-Syndrom sind die Schmerzen oft tief im Gesäß lokalisiert und verschlimmern sich beim Sitzen oder Heben von Gegenständen. Bursitis verursacht typischerweise dumpfe, schmerzende Schmerzen, die sich beim Druck auf das betroffene Gesäß verstärken. Bei Arthrose oder Arthritis können die Schmerzen mit Steifheit im Hüftgelenk verbunden sein, insbesondere nach längeren Ruhephasen.
Diagnose
Die Diagnose von Gesäßschmerzen beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung durch einen Arzt. Dabei wird die genaue Lage und Art des Schmerzes ermittelt. Abhängig von den Symptomen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder Ultraschall erforderlich sein, um strukturelle Probleme wie Frakturen, Bandscheibenvorfälle oder Entzündungen zu identifizieren. In einigen Fällen kann eine Elektromyographie (EMG) durchgeführt werden, um die Funktion der Nerven zu überprüfen, insbesondere wenn ein Verdacht auf ein Nervenproblem wie Ischias besteht.
Behandlung
Die Behandlung von Gesäßschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei muskulären Problemen helfen oft Physiotherapie, Massage und gezielte Kräftigungsübungen, um die Muskulatur zu entspannen und zu stärken. Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) können Entzündungen und Schmerzen lindern.
Beim Piriformis-Syndrom oder Ischias können neben Physiotherapie auch Dehnübungen und Injektionen zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. In schwereren Fällen, wie bei Bandscheibenvorfällen oder Arthritis, können chirurgische Eingriffe notwendig sein, um den Druck auf die Nerven zu verringern oder das Gelenk zu stabilisieren. Regelmäßige Bewegung und eine gute Körperhaltung sind wichtige präventive Maßnahmen, um zukünftigen Gesäßschmerzen vorzubeugen.
Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)
Das Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom) ist eine häufige Ursache für Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß. Das Iliosakralgelenk (ISG) ist eine Verbindung zwischen dem Kreuzbein (dem unteren Teil der Wirbelsäule) und den Beckenknochen. Obwohl es sich um ein relativ kleines Gelenk handelt, spielt es eine entscheidende Rolle in der Stabilität des Beckens und der Übertragung von Kräften zwischen Ober- und Unterkörper.
Ursachen
Das ISG-Syndrom entsteht, wenn das Iliosakralgelenk gereizt, entzündet oder fehlbelastet wird. Dies kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie z.B. falsche Bewegungsmuster, Überlastung durch Sport, Schwangerschaft, bei der hormonelle Veränderungen und die Belastung durch das wachsende Baby eine Rolle spielen, oder durch eine Fehlstellung der Wirbelsäule. Auch degenerative Veränderungen wie Arthritis können das Gelenk betreffen und zu Schmerzen führen.
Symptome
Die Symptome des ISG-Syndroms äußern sich typischerweise durch dumpfe, ziehende Schmerzen im unteren Rücken, die oft einseitig auftreten und in das Gesäß oder sogar in die Oberschenkel ausstrahlen können. Die Schmerzen verstärken sich häufig bei Bewegungen wie Bücken, Aufstehen aus dem Sitzen oder bei längeren Gehstrecken. Einige Patienten berichten auch von einem Gefühl der Instabilität im Beckenbereich.
Diagnose
Die Diagnose des ISG-Syndroms stellt für Ärzte oft eine Herausforderung dar, da die Symptome leicht mit anderen Rücken- oder Hüfterkrankungen verwechselt werden können. Eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung sind entscheidend. Spezifische Tests wie der „Faber-Test“ oder der „Gaenslen-Test“ können helfen, die Schmerzen gezielt auszulösen und so das ISG als Schmerzquelle zu identifizieren. In einigen Fällen kann eine diagnostische Injektion von Betäubungsmitteln in das ISG notwendig sein, um die Diagnose zu bestätigen.
Behandlung
Die Behandlung des ISG-Syndroms umfasst eine Kombination aus konservativen Maßnahmen und, in schweren Fällen, invasiven Eingriffen. Zu den konservativen Behandlungen zählen Physiotherapie zur Stärkung der umgebenden Muskulatur, manuelle Therapie zur Mobilisierung des Gelenks und die Anwendung von Kälte- oder Wärmetherapie zur Schmerzlinderung.
Schmerzmedikamente und entzündungshemmende Medikamente können ebenfalls eingesetzt werden, um akute Beschwerden zu lindern. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Injektionen von Kortison oder Hyaluronsäure in das Gelenk erfolgen, um die Entzündung zu reduzieren und die Schmerzen zu kontrollieren. In sehr seltenen und schweren Fällen kann eine operative Versteifung des Gelenks notwendig sein.
Das ISG-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung, die eine sorgfältige Diagnose und eine individuell angepasste Behandlung erfordert. Durch frühzeitige Erkennung und die richtige Therapie lassen sich die Symptome in den meisten Fällen gut kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024
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